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- Lasst die Toten ruhen

- Lasst die Toten ruhen

Titel: - Lasst die Toten ruhen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Kotowski
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Prophetin Munde. »Ein Traualtar mit Myrtenzweigen und schwarzem Kreppbehänge gezieret …«
    »Hören Sie?«, raunte Florentine verzweifelnd dem Fräulein zu. –
    »Ein lustiger Schmaus – das Brautgemach … das Hochzeitlager. – Auf demselben die Braut, köstlich geschmückt, des Gatten harrend … was seh’ ich?«
    »Nun?«, riefen die Frauen.
    »Ich wage es nicht zu sagen.«
    »Um Gottes willen!«, jammerte Florentine. »Was ist’s? Das Ärgste … ich will es wissen!«
    »Ein gipsbleiches Spukgesicht …« krächzte die Alte mit bebender Stimme. »Es tappt zum Bette … umschlingt die Schlafende mit langen weißen Fühlhörnern … drückt den Rüssel in ihre Brust … ein Blutstrahl springt …« –
    »Allbarmherziger Gott!«, schrie Florentine auf. »Nun kann ich nicht mehr! Es ist wahr! Ich bin verloren … wenn nicht ein Engel für mich Erbarmen fühlt! – Sie warf sich zurück ins Sofa und verhüllte sich das Gesicht. –
    »Mut gefasst!«, rief ihr Antonie ins Ohr. »Ich ahne hier boshafte Tücke, und Sie sind so arglos. Dageblieben, Hexenmeisterin! Nicht davongeschlichen! Lasst sehen, ob das eine erlernte Lektion oder wirkliche Nativitätsstellerei [37] war.«
    Trude blieb verschüchtert in der Tür stehen, und Antonie zog die Klingel. –
    »Was beginnen Sie?«, fragte sie Florentine, aus der ersten Betäubung erwachend.
    »Ich rufe Ihre Leute, Sie zu Bette zu bringen, denn Sie sind erschüttert zum Tode«, versetzte Antonie. »Aber auch Ihren Herrn Bruder will ich hierher bitten lassen …«
    »Wieso? Warum?«
    »Sie ahnen nicht? Sie sehen nicht, dass die Worte der Alten mit den Worten Ihres Bruders zusammentreffen auf ein Haar? Sie wittern hier kein Einverständnis? Ihre Ehe mit einem Manne zu verhindern, der nicht das Glück hat, dem Herrn von Eschen zu gefallen?«
    »Wär’s möglich?«, fragte die Baronin, von Hoffnung entflammt.
    »Ich schwöre Ihnen, meine gnädigen Frauen …«, wimmerte die Alte.
    »Schweigt!«, herrschte ihr das Fräulein zürnend entgegen. »Seht, in welchem Zustande sich die gnädige Frau befindet – durch Euer sträfliches Beginnen. Eure Frevel sollen an das Tageslicht kommen, und brennen gleich keine Scheiterhaufen mehr für die Zauberinnen, so gibt es noch Spinnhäuser für betrügerisches Betteln!«
    Florentine lag vom Fieber geschüttelt unter der seidenen Decke ihres Lagers. Ihr Bruder erschien, bestürzt über ihre plötzliche Krankheit. – »Sehen Sie hier Ihr Werk!«, zürnte ihm das Fräulein von Maltingen zu. Eschen begriff nichts von allem und seine Unbefangenheit, unterstützt von einer Geistesgegenwart, die angefangen hatte, bei ihm selten zu werden, widerlegte alle Angaben Antonies, die leidenschaftlich für die Baronin Partie nahm. Mutter Trude bewährte ihre Unschuld durch die ungezwungene Fassung und Gleichgültigkeit. Ein Hoffnungsanker nach dem andern brach in Florentines Hand. Die magische Kunst hatte ihr Recht behauptet, und in der abergläubischen Frauenbrust stand des Bruders Vermutung, die sie noch heute dem Wahnsinn zugeschrieben hatte, erwiesen und bestätigt da. Antonie weinte auf die Hand der Kranken Tränen des Bedauerns, sie nicht beruhigen zu können. Florentine aber tröstete sie und sprach mit verlöschender Stimme: »Schicksals Wille, meine Freundin. Wahr ist, was mich zur Verzweiflung bringt und das teuerste Band zerreißt, das mich an diese Erde fesselt. Mein Herz bricht ihm nach und mein armes Kind, mein Julius!«
    Sie sank zurück in die Kissen, und eine fürchterliche Nervenkrankheit legte das unglückliche Opfer des Aberglaubens, der Schwärmerei und des blinden Vertrauens auf seine Marterbank.
    * * *

    Del Cane kam nach wenigen Tagen zur Stadt, erfuhr, dass seine Verlobte gefährlich erkrankt sei, eilte auf den Flügeln der herzlichen Liebe nach ihrem Hause und fand alle Türen vor ihm verschlossen. »Was soll das?«, rief er dem abweisenden Türsteher zu. »Misskennt Ihr mich? Wisst nicht mehr, wer ich bin?« Der vierschrötige Schweizer zuckte die Achseln, entschuldigte sich mit dem Befehl des gnädigen Herrn und wandte ihm den Rücken. – »Elender Mensch!«, murrte Angelo, langsam davongehend und meinte damit Herrn und Diener zugleich. –
    »Und ich soll nicht wissen, wie es mit ihr steht, mit ihr, die ich verehre? Ich soll sie nicht sehen? Doch wie? Sagte mir der Helote nicht, das Hoffräulein von Maltingen fragte täglich nach bei der Kranken, durchwachte ganze Nächte an ihrem Lager? Auf, zu ihr! Sie schien mich

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