Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Lasst uns froh und grausig sein

Lasst uns froh und grausig sein

Titel: Lasst uns froh und grausig sein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friederike Schmöe
Vom Netzwerk:
beschrieben hatte, in die Hand und betrachtete sie kritisch. »Orange Blossom schreibt sich mit ›o‹. Bloss-o-m. Nicht Bloss-e-m.«
    »Sie können mich mal.«
    »Sie mich auch.« Clemenza setzte sich neben Walt und legte ihm in einer kameradschaftlichen Geste den Arm um die Schultern. »Nun kommen Sie schon: Sie haben nach Ihrem mysteriösen Kumpel Ausschau gehalten. Vielleicht haben Sie sogar gedacht, Engstler wäre Ihr Mann!«
    »Dzdz«, machte Walt. »Natürlich nicht.«
    »Warum nicht? Weil der, auf den Sie warteten, einfach ganz anders gebaut war? Oder haben Sie ihn auch erledigt? Liegt der vielleicht auch tot im Schnee? Haben wir ihn nur noch nicht gefunden?«
    »Quark!«
    »Wer hat Ihnen die Zeichenmappe übergeben?«
    Walt presste die Lippen aufeinander. »Ich sag gar nichts mehr.«
    »Ach, das mit den Zeichnungen, die Sie als Ihre ausgeben wollten«, wiegelte Clemenza ab. »Das ist keine große Sache. Wenn Sie die Angelegenheit in Ordnung bringen, gibt’s wahrscheinlich gar keine Anzeige. Jedenfalls nicht gegen Sie.« Die Kommissarin hob die Stimme. »Aber einen Mord zu decken, nicht mit den Behörden zusammenzuarbeiten, den Mörder zu kennen und …«
    »Ich kenne den Mörder nicht! Teufel auch! Sladko ist so ein Hohlbohrer! Der kann nicht mal bis drei zählen.«
    »Sladko – wie noch?«
    »Grmpf«, machte Walt.
    »Wo sollen wir denn Ihrer Meinung zufolge nach Sladko suchen?«
    Im Club wurde es still. Das Schweigen brach erst Teddy Groh, der seinen Blick auf Harun richtete und fragte: »Sagen Sie, könnten Sie sich jetzt mein Sax ansehen?«
     
    19:55
    Katinka sah Harun und Teddy im Herrenklo verschwinden. »Was wird das denn?«
    »Die beiden brauchen einen komplett dunklen Raum, dann führt Harun eine Lampe in die Tröte und checkt, wo unvermutet Helligkeit rausquillt«, dozierte Dante.
    »Sie wissen aber auch zu allem was!«
    »Wo ist eigentlich der Spaniel?« Dante sah lauernd zu Nora.
    »Überfahren worden. Vor ein paar Wochen.« Nora nestelte an ihren Locken.
    Katinka setzte sich zu Walt an den Tisch. Er hatte mit mahlenden Kiefern bereits vier Speisekarten geschrieben:
    Orange Blossom
    Muschelsuppe
    Bayerischer Ochsenmaulsalat
    Lammcurry orientalisch
    Lebkuchensterne auf Vanille-Mascarpone mit Rumtopf
    »Sieht hübsch aus.«
    »Sie regen mich auf.«
    »Nun kommen Sie schon aus der Reserve. Wir lassen ja doch nicht locker.«
    »Ich habe Trude Nüssleins Skizzen gekauft. Zufrieden? Gekauft. Das ist nicht verboten in Deutschland. Kunst käuflich zu erwerben.«
    »Wie viel haben Sie denn gelöhnt?« Katinka zählte die Blätter. »18 Bleistiftzeichnungen. Sagen wir, 100 Euro pro Skizze? Wäre ja extrem billig.«
    »Allerdings«, mischte sich Dante ein. »Ich habe gerade mal ein wenig weitergefahndet im weltweiten Gewebe. Es gibt Galeristen, die für eine einzige Zeichnung der Künstlerin bis zu 600 Euro zu zahlen bereit sind.«
    »Also 600 mal 18 – das gibt einen netten Betrag von knapp 11.000 Euro. Hatten Sie die in der Manteltasche?«, erkundigte sich Katinka.
    »Und wer besitzt die Scheine jetzt?« Dante schob sein spitzes Gesicht in Walts Blickfeld. »Hm? Der Hohlbohrer?«
    »Der sich hier irgendwo eingenistet hat? Hoffentlich kriegt er nicht mit, wie Sie ihn reingelegt haben. Denn man hat gehört, dass Trude Nüsslein außerordentlich schaffensfroh war und sicherlich noch einen Vorrat an Bildern auf ihrem Speicher hat.« Katinka lehnte sich zurück. Es machte richtig Spaß, gemeinsam mit Dante dem immer zappeliger werdenden Walt auf den Zahn zu fühlen.
    »Sagen wir mal, Sladko steht die meiste Zeit seines Lebens auf dem Schlauch und braucht eine Weile, um Zahlen in ihrer ganzen Pracht und Wertigkeit zu durchschauen. Sie haben ihm höchstens 2000 Piepen gegeben. Er kriegt nun raus, dass das ganze Geschäft ihm mehr als fünfmal so viel hätte bringen können!« Dante rieb sich vor Begeisterung die Hände. »Eine Kanaille wie Sladko fackelt nicht lang. Im Gegenteil: Er holt sich ein Küchenmesser und kommt zur Sache.«
    »Zum anderen frage ich mich, warum Sie überhaupt Kohle investieren wollen, um die Zeichnungen von Trude Nüsslein aufzukaufen«, machte Katinka weiter. »Für Ihr Wohnzimmer?« Sie beugte sich vor und sah Walt direkt in die Augen. »Das können Sie doch selbst nicht glauben!«
    »Und selbst ein Hohlbohrer Marke Sladko würde mitkriegen«, schlug Dante in die Kerbe, »dass Walt Meier sich einen Namen machen will. Auf Kosten der Künstlerin. Für billig. 100 Euro pro Skizze sind

Weitere Kostenlose Bücher