Last Date
schon da ist? Mit der hätte ich vor ungefähr fünf Minuten einen Einweisungstermin beginnen sollen.“
Katharina nahm das Terminbuch vom Ablagetisch und schob es zu Adrian, ihren Zeigefinger auf dem durchgestrichenen Eintrag für 12:00 Uhr, hinter dem Adrian ET Schnock stand. „Die hat gerade eben angerufen und Bescheid gegeben, dass sie heute eine Notdienstvertretung annehmen musste. Sie hat sich tausendmal entschuldigt, dass sie dich nicht früher informieren konnte.“
Adrian runzelte seine Stirn. „Hat sie gesagt, wann sie stattdessen kommen will?“
„Nein. Sie sagte nur, du hättest ihre Handynummer und solltest dich doch bei ihr melden.“ Dass Frau Schnock die Absage mit einer höflichen Bitte versehen hatte, verschwieg Katharina absichtlich. „Die scheint nett zu sein, diese Frau Schnock. Kennst du die schon lange? Ich hab die hier noch nie gesehen.“
Mit leicht gesenktem Kopf war Adrian mit seinen Gedanken bereits dabei , den zeitlichen Ablauf des Nachmittages unter den neuen Voraussetzungen durchzugehen. Er überlegte, ob er noch einmal nach Hause fahren, oder gleich versuchen sollte, sich mit Leon zu treffen. Er sah wieder zu Katharina hoch. „Wie? Entschuldige, was hast du als letztes gesagt?“
Katharina sah ihn besorgt an. „Ey, was ist mit dir los? Du wirkst echt gestresst. Kann ich dir irgendwie helfen?“
„Ich weiß nicht. Ja, ich hab im Moment ein bisschen viel um die Ohren. Weißt du , ob Leon heute arbeitet?“
„Ja, der kommt um halb eins“ , entgegenete sie und sah gleichzeitig auf ihre Armbanduhr. „Also ungefähr in einer Viertelstunde.“
Adrian nickte ein wenig mit dem Kopf. „Ja super, dann nehme ich jetzt doch einen Kaffee. Ich setze mich dann da drüben hin.“ Er zeigte dabei zu dem kleinen Bistrotisch, an dem er sich vor vier Tagen mit Leon unterhalten hatte.
Katharina reichte ihm die Tasse Kaffee. „Warum bleibst du nicht hier am Tresen sitzen und erzählst mir, was los ist? Nur wenn du willst natürlich.“
Adrian sah sich um. Für einen Samstag war es heute sehr ruhig im Studio. „Ja, warum nicht. Ist sowieso nicht viel los. Lass den Kaffee ruhig hier stehen.“
Katharina hatte sich ein Wasser eingegossen, kam mit dem Glas zu ihm herüber , beugte sich leicht zu ihm nach vorn und wartete darauf, dass er ihr von seinen Problemen erzählte. Wieder einmal fiel Adrian auf, wie niedlich Katharina war und er spürte ein wenig Nervosität in sich aufsteigen. Er wusste nicht, wo er mit seinen Problemen beginnen und ob er ihr überhaupt von Doreen erzählen sollte und entschied sich dann, den Zwischenfall mit dem Faustschlag vom Vorabend als sein Hauptproblem zu erzählen. „Also. Gestern Abend habe ich einer Bekannten einen Zettel an ihren Wagen klemmen wollen.“
Adrian wurde von hinten an die Schulter getippt und drehte sich um. Hinter ihm stand ein weiterer Angestellter des Studios, verdrehte kurz seine Augen Richtung Büro des Chefs, dessen Glastür wie immer nur angelehnt war, und sprach mit leiser Stimme zu Adrian. „Wenn mich nicht alles täuscht, dann ist das draußen deine Maschine. Du weißt, wie der Chef das hasst. Ich würde sie woanders hinstellen.“
Adrians Augen wurden größer: „Ohhh. Klar. Das habe ich ganz vergessen. Danke.“ Er drehte sich zu Katharina um und zeigte mit dem Finger auf sie. „Nicht weggehen, ich bin gleich wieder da. Muss nur kurz mein Moped umparken.“
Sie lächelte ihn an. „Ich bleibe heute hier bis um acht. Wohin ich dann gehe, weiß ich noch nicht. Vielleicht hast du ja einen Vorschlag.“
Adrian schmunzelte. „Bis gleich.“
Beim Rausgehen griff er reflexartig nach seinem Rucksack, stieg auf seine Ducati und startete den Motor. Seinen Gedanken, die paar Meter ohne Helm zu fahren, verwarf er sofort wieder, als er in einiger Entfernung einen Streifenwagen in die schmale Straße einbiegen sah. Ordnungsgemäß fuhr er ihm in ruhigem Tempo entgegen, sah kurz hinein zu den in Zivil gekleideten Polizisten und bog in die Einfahrt zum Mitarbeiterparkplatz ein. Seine Maschine abgestellt, hängte er seinen Helm kurz an den Spiegel und zog sein Handy aus der Tasche, um noch einmal bei Doreen anzurufen. Erneut musste er nach einiger Zeit aufgeben, ohne ihre Stimme zu hören. Einen Augenblick blieb er noch auf seinem Motorrad sitzen, schüttelte dann resigniert den Kopf, stieg ab, steckte sein Handy in die Jackentasche und machte sich auf den kurzen Fußweg zum Studio.
Sein Telefon klingelte. Aufgeregt kramte er es aus
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