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Last days on Earth: Thriller (German Edition)

Last days on Earth: Thriller (German Edition)

Titel: Last days on Earth: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julian Frost
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drangen in ihn ein.
    Karla zog sich so eng zusammen, wie sie konnte. Diese Art von Annäherung hatte sie in der Theorie abzuwehren gelernt, doch sie konnte sich vor lauter Panik nicht erinnern. Die Energiefäden des Daimons umfingen sie immer dichter. Sein Ætherkörper verschmolz mit ihrem, und sie spürte die Belustigung, mit der er ihren Abscheu registrierte.
    »Wie ist dein Name?«, dachte sie, um Fassung ringend. Endlich war ihr der erste Schritt der Abwehr wieder eingefallen.
    Die Antwort war voller Hohn: »Finde ihn heraus, Hexe!«
    Er wusste, was sie war. Also musste er sie kennen.
    »Brad«, dachte sie. Wer sonst? Sie hatte ihn abgeschossen, er musste eine Mordswut auf sie haben.
    »Das ist nicht mein Name.« Der Daimon gab ein körperloses Kichern von sich. Er schien ihre Angst und ihren Ekel zu genießen wie einen besonderen Leckerbissen.
    »Dein Menschenname ist Brad«, dachte Karla. »Du gehörst Raoul Winter. Lauf zu deinem Herrchen zurück, kleiner Daimon, und belästige keine fremden Leute.«
    Seine Energiefäden zogen sich enger. »Das ist nicht mein Name«, wiederholte er. Genauso stur wie sein Wirt.
    »Im Namen des Æthers, aus dem du kommst und zu dem du zurückkehren wirst«, intonierte Karla. »Im Namen des ewigen Gleichgewichts und des Ersten und Obersten Memplexes, der dich geschaffen hat: Kehre zu deinem Wirt zurück, Daimon, der von ihm den Namen Brad erhalten hat. Kehre zu Raoul Winter zurück oder vergehe hier und jetzt im ewigen Æther!«
    Einen schreckerfüllten Augenblick lang fürchtete sie, einen Fehler in der Beschwörung gemacht zu haben. Waren Daimonen überhaupt Memplex-Konstrukte?
    Die Sinnesfäden des Daimons lockerten sich widerwillig. »Du weist mich zurück?«
    »Ich weise dich zurück«, dachte Karla erleichtert.
    Wieder verfestigte sich der Griff. Die Fäden durchzogen ihren Ætherkörper wie Schimmel einen Käse. »Du brauchst mich«, lockte der Daimon. »Ich kann dir Information geben – jederzeit, ganz zu deiner Verfügung. Wissen. Macht.«
    Karla bemerkte, dass ihr realer Körper zu hyperventilieren begann. Die Verlockung war echt, bei allem Ekel und aller Furcht. »Du hast bereits einen Wirt. Du gehörst Raoul Winter«, erwiderte sie, während sie ihren Widerstand bröckeln fühlte.
    Der Daimon begann sie zu umschmeicheln wie ein Liebhaber. Seine Berührungen hatten aufgehört zu prickeln und brennen, sie wurden sanft und zärtlich. »Ich gehöre dem, der mich ruft. Ich bin kein Sklave, Hexe.«
    Sie hielt den Atem an. »Nein«, dachte sie. »Es widerspricht dem, woran ich glaube. Weiche zurück, Daimon!«
    »Schade«, dachte der Daimon. Seine Energiefäden lockerten sich gemächlich. »Wenn du es dir anders überlegen solltest – ich komme, wenn du mich rufst.« Sein Energiekörper entfernte sich langsam. »Soll ich dir meinen Namen verraten?«
    »Nein«, keuchte Karla entsetzt. »Hau endlich ab, Brad!«
    »Wir sehen uns wieder, schöne Hexe«, hörte sie ihn noch flüstern, dann war sie allein.
    Karlas Ætherkörper zitterte derart, dass sie seine drohende Auflösung befürchten musste. Das würde eine unangenehm abrupte Rückkehr in ihren materiellen Körper bedeuten und den Verlust von einer wertvollen Stunde Daimonenzeit. Sie zwang sich zur Ruhe und rezitierte im Geiste die erste Seite der Dienstvorschrift für bösartige geistige Annäherungen. So knapp wie gerade eben war sie noch nie einer geistigen Infiltration entkommen.
    Der Netztechniker kehrte zurück und mit ihm die von ihr angeforderten Informationen, die jetzt in einem steten, machtvollen Strom in ihr Bewusstsein zu fließen begannen. Es würde Tage dauern, sie alle zu sichten und einzuordnen, aber darauf freute Karla sich. Das war Arbeit, die sie verstand und die sie von dem beunruhigenden Erlebnis mit Raouls Daimon ablenken würde.
    Als Nächstes spürte sie, wie jemand die Gurte löste, mit denen sie an ihre Liege geschnallt war.
    »Du hast gestöhnt«, sagte Alex und säuberte ihre Maske mit routinierten Bewegungen. »Ich hätte dich fast aus dem Netz geholt. War etwas?«
    Karla richtete sich auf und rieb über die Druckstellen an ihren Armen. »Alles in Ordnung«, erwiderte sie nur. Hinter ihren Augen stach der Schmerz wie mit heißen Nadeln.
    Sie machte sich auf den Weg ins Untergeschoss. Dort befanden sich die gesicherten und abgeschirmten Labors.
    Sie öffnete die rot lackierte Tür, auf der »Unbedingt anklopfen!« stand. Marlene, die hinter dem Empfangspult des hallenartigen Raumes saß,

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