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Last days on Earth: Thriller (German Edition)

Last days on Earth: Thriller (German Edition)

Titel: Last days on Earth: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julian Frost
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gehören«, ergänzte Karla. »Also? Schlussfolgerung?«
    Raoul fuhr sich mit der Hand über die Haare. »Die Drachen?«, sagte er ungläubig. »Warum sollten Drachen … Panik stiften? Terror verbreiten? Das schadet doch dem Geschäft.«
    »Wir wissen es nicht.« Karla stach in ihre erkaltende Pasta, drehte eine Gabelvoll, legte sie ab. »Du hast doch deinen Drachenfreund. Was würde geschehen, wenn du ihn fragst, was er darüber denkt – oder weiß?«
    Lautlos tauchte Faustina neben ihrem Tisch auf. Sie blickte auf Karlas Teller und zog die Brauen zusammen. »Du musst essen, Kind. Du bist viel zu dünn.« Sie ließ sich auf einen Stuhl sinken. Ihr prüfender Blick wanderte von Karla zu Raoul. »Wie geht es dir?«
    Raoul senkte den Kopf. »Bene, Faustina. Etwas durcheinander, aber gut.«
    Sie nickte ernst. »Karla hat auf dich achtgegeben. Das war ein Segen.«
    »Ein Segen«, bestätigte Raoul leise. Er mied Karlas Blick. »Was ist mit ihr, Faustina? Ist sie krank?«
    Die Vampirin lächelte. »Frag sie selbst, Raoul.«
    Er ließ Faustina nicht aus dem Blick. »Was habt ihr mit ihr gemacht?« Seine Stimme war sanft, aber darunter lag Stahl.
    Karla wollte etwas sagen, aber er hieß sie mit einer Geste schweigen. Er fixierte die Vampirin, die seinen Blick ungerührt erwiderte. »Wir haben ihr das Leben gerettet. Sie ist eine Generartrix. Es gibt nicht viele ihrer Art.«
    »Und das heißt?«
    »Ich produziere Essentia«, sagte Karla. Der Begriff saß ihr nach all den Monaten immer noch wie Salzsäure in der Kehle. »Und zwar zu viel davon. Es stimmt, Raoul, sie haben mir das Leben gerettet.« Sie verzog das Gesicht. »Aber es ist auch wahr, dass mir einer von ihnen dieses Elend eingebrockt hat.«
    »Sei nicht so bitter, Karla«, bat Faustina. »Wir tun, was wir können. Santo ist ein guter Princeps. Er hat deinen Delicatus für seinen Fehler bestraft.«
    Karla schloss die Augen. O ja. Das hatte Perfido. Seit vier Monaten befand sie sich in dieser demütigenden, würdelosen Zwangslage – angewiesen darauf, dass die Gens ihr half.
    »Karla?«, sagte Faustina und berührte sanft ihre Hand. »Möchtest du ein Glas Wasser?«
    Karla zwang sich zu einem Lächeln. Die Vampirin war ihre Freundin und Vertraute in der Villa geworden. Es wäre unfair, Faustina für etwas zu bestrafen, was andere ihr angetan hatten. »Danke«, sagte sie. »Ich könnte allerdings etwas Stärkeres vertragen.«
    Faustina stand lächelnd auf. »Ich muss wieder in die Küche. Clemente bringt euch noch das Dessert – und etwas Stärkeres.«
    »Generartrix?«, fragte Raoul.
    Karla seufzte. »Kit. Mein … Freund. Er hat mich infiziert, wenn man es so nennen möchte. Ich produziere Blut und das, was die Nachtgeborenen ›Essentia‹ nennen. Das ist es, wovon sie sich ernähren.« Sie lächelte schwach. »Wahrscheinlich so ähnlich wie dein Daimon, Raoul. Er zieht es aus deinen Gefühlen, die Vampire nehmen es mit unserem Blut zu sich.«
    Raoul war das Thema sichtlich unangenehm. »Und diese Produktion schwächt dich?«
    Karla dachte über die Frage nach. »Nein«, antwortete sie dann zögernd, »nicht direkt. Es wäre überhaupt kein Problem. Ich müsste nur mein Blut und die Essentia regelmäßig einem Nachtgeborenen geben, vorzugsweise natürlich meinem Delicatus – und dann wäre alles in Ordnung.« Sie spürte, dass ihr Gesicht zuckte, und legte die Hand auf ihre Wange. »Ich bin nur leider das, was sie eine ›Generartrix‹ nennen. Mein Stoffwechsel produziert riesige Mengen dieser Essentia.« Ungeheure Mengen. Kit hatte diesen Prozess angestoßen, und der sanfte, freundliche Maurizio hatte mit seinem Versuch, sie gut einzustellen, den Rest besorgt. Deshalb musste ihre Produktion zu Anfang mehrmals am Tag reguliert werden, inzwischen »nur« noch zwei- bis dreimal in der Woche. Unwillkürlich rieb sie über die Narben an ihren Armen. Eine Generartrix war ein Schatz, den keine Gens sich durch die Finger gleiten lassen wollte. Sie hätte eine Zimmerflucht bewohnen können, Diener, die sie versorgten und ihr jeden Wunsch von den Augen ablasen, elegante Kleider, jeden erdenklichen Luxus – sogar Kit. Perfido hatte ihr einen Blankoscheck auf ein Leben in Saus und Braus angeboten, aber Karla hatte abgelehnt und war aus der Villa geflohen.
    Raouls große Wohnung war ihr als ein Zufluchtsort erschienen, an dem sie ein paar Tage Atem schöpfen wollte. Nun lebte sie immer noch dort, und der rechtmäßige Eigentümer war zurückgekehrt und würde

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