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Last days on Earth: Thriller (German Edition)

Last days on Earth: Thriller (German Edition)

Titel: Last days on Earth: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julian Frost
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»Im Gästezimmer.«
    Die Erleichterung war ihm deutlich anzusehen. »Das Gästezimmer ist nicht sehr komfortabel. Ich könnte dir die Dachwohnung anbieten. Die steht schon seit über einem Jahr leer.« Er hob den Kopf und rief nach der Rechnung.
    Karla verdaute diese Information. Natürlich gehörte das Haus ihm – ein wunderbar restauriertes Bürgerhaus in bester Wohnlage. Verdammt, sie vergaß immer mehr, dass er ein arroganter, stinkreicher und höchst vornehmer feiner Pinkel war, der auf eine arme, arbeitslose Weiße He… Karla stöhnte leise auf und vergrub das Gesicht in den Händen.
    »Was ist?«, fragte Raoul. Er beugte sich zu ihr und berührte sacht ihren Handrücken mit den Fingerspitzen. »Hast du Schmerzen?«
    Karla bemühte sich um ein Lächeln. »Manchmal tut es weh, ja. Ich kann meine Kräfte nicht mehr abrufen. Der Rat hat mich gesperrt.«
    Er sah sie fragend an, aber Karla hatte keine Energie mehr, ihm etwas zu erklären. Sie legte den Kopf an die Stuhllehne und schloss die Augen.
    »Ich telefoniere noch eben und verabschiede mich von Faustina«, hörte sie Raoul sagen, nachdem er eine Weile mitfühlend geschwiegen hatte.
    »Geh nur. Ich ruhe mich ein wenig aus«, erwiderte sie, ohne die Augen zu öffnen. Sie hörte, wie er den Stuhl zurückschob und seine Schritte sich entfernten. Es war so schön still. Sie waren die letzten Gäste, Nevio schloss gerade die Tür ab. In der Küche schepperte Geschirr, aber die Tür dämpfte die Geräusche. Sitzen, nicht denken, nur der Stille lauschen. Wie schön das war.

 

    12. 19. 19. 10. 17.
     
    Raoul hockte auf der Tischkante und sah zu, wie Faustina ihre Messer schärfte. Das singende Geräusch des Wetzstahls hatte etwas Beruhigendes.
    »Du siehst schrecklich aus«, sagte die Vampirin und musterte ihn streng. »Raoul, solltest du nicht besser darüber nachdenken, wie du diesen Demonio loswirst?«
    Er schüttelte sacht den Kopf. »Ich kann ihn nicht loswerden. Und ich will es nicht.« Er legte die Hände um sein Knie. »Tina, was ist mit Karla? Kannst du ihr nicht helfen?«
    Faustina griff zum nächsten Messer. »Nein«, sagte sie. »Karlas körperliche Veränderungen können wir nicht rückgängig machen. Sie will aber um keinen Preis zu uns gehören. Dieses Dilemma kann niemand für sie lösen.« Sie legte das Messer beiseite und wischte ihre Hände an einem Tuch ab. »Wenn du ihr helfen willst, Raoul, dann überzeuge sie davon, dass sie sich der vollständigen Verwandlung unterwirft.« Sie sah ihn beschwörend an. »Schau, wie gut es Nevio seitdem geht. Er hat sich auch so lange dagegen gesträubt, aber nun ist alles in Ordnung.«
    »Das ist kein Weg für sie«, murmelte Raoul. »Sie ist durch und durch eine Weiße Hexe.«
    »Nicht mehr.« Faustina hängte die Messer mit leisen Klackgeräuschen an eine breite Magnetleiste. »Der Weiße Zweig hat sie ausgestoßen. Sie kann dieses Feld nicht mehr anzapfen. Dieses morphische Ding, das die Hexen alle anbeten.«
    Raoul stieß ein Ächzen aus. »Etwas Schlimmeres konnte man ihr nicht antun«, sagte er. In so einer Lage wäre er mit Sicherheit lange nicht so gefasst und gelassen wie Karla.
    Ihr müdes, hoffnungsloses Gesicht gaukelte vor seinem inneren Blick. Gefasst? Gelassen? Wahrscheinlich eher resigniert und zu Tode erschöpft.
    Faustina seufzte und legte ihre Schürze ab. »Raoul, kümmere dich um sie. Brad war keine gute Gesellschaft für jemanden, der so verletzt ist.«
    Karla saß immer noch so da, wie er sie verlassen hatte. Der gequälte Gesichtsausdruck war einer friedlichen, entspannten Miene gewichen. Sie schien zu schlafen. Raoul blieb unschlüssig neben ihr stehen. Er wollte sie nicht aufwecken.
    Während er noch überlegte, seufzte sie leise und schlug die Augen auf. Ihr Blick aus verhangenen grauen Augen traf sein Gesicht. Sie lächelte. »Raoul«, sagte sie. »Einen Augenblick lang hatte ich befürchtet, ich hätte alles nur geträumt. Aber du bist es wirklich. Was machen wir jetzt?«
    Er reichte ihr die Hand und half ihr auf. »Feierabend«, sagte er. »Morgen erzählst du mir alles, was ihr beide ausgeheckt habt – aber heute kann ich nicht mehr denken.«
    Er fuhr langsam durch die nächtliche Stadt. Das orangefarbene Licht der Straßenbeleuchtung ließ Karlas Gesicht weicher und weniger blass erscheinen. Sie starrte in die Dunkelheit, die sich jenseits der Lampen ausbreitete. »Wir haben nicht mehr viel Zeit, ihnen das Handwerk zu legen«, sagte sie unvermittelt.
    »Den Vampiren?

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