Last days on Earth: Thriller (German Edition)
»nehmt euch so schrecklich wichtig. Was wollt ihr von mir wissen? Ob ich ein verrückter Wissenschaftler bin, der vorhat, die Erde und ihre Bewohner pünktlich zum Jahreswechsel in die Luft zu jagen?«
»Hör auf, dich lustig zu machen«, sagte Raoul müde. »Quass, wir haben Hinweise gefunden, dass jemand genau so etwas plant. Seit Jahrzehnten. Jemand mit einem sehr langen Atem. Mit unendlich großer Geduld und unerschöpflichen finanziellen Mitteln. Jemand, der die organischen Geschöpfe dieser Welt hasst. Jemand, der möglicherweise einmal einen großen Einfluss hatte und sich nun seinen Platz mit anderen teilen muss – und dem das nicht gefällt.« Er verstummte und starrte in sein Glas.
Der Drache ließ ein amüsiertes Grunzen hören. Sein Blick, der immer noch auf Karla geruht hatte, schwenkte zu Raoul. »Und du denkst, ich wäre derjenige?«
»Nein«, sagte Raoul heftig. »Das denke ich nicht. Ich kenne dich, Quass. Du gibst gerne den Zyniker, aber in deinem Herzen, falls du so etwas besitzt, bist du ein Menschenfreund.«
»Oh«, murmelte der Drache pikiert. »Ich möchte dich bitten, solch eine Äußerung niemals in der Öffentlichkeit zu tätigen. Das ist rufschädigend.«
Karla schenkte Raoul einen Seitenblick mit hochgezogener Braue und wandte sich wieder an Quass: »Was ist das für eine Maschine in Ihrem Arbeitszimmer?«
Der Drache stieß eine verblüfft wirkende kleine Rauchwolke aus. »Sie sind aber wirklich eine emsige Schnüfflerin, junge Frau«, sagte er. »Es grenzt an Unverschämtheit, was Sie hier aufführen.«
»Ja, und das tut mir in gewisser Weise auch leid«, erwiderte Karla. »Sie sind Raouls Freund, und ich nutze Ihre Gastfreundschaft aus …«
»Sie überdehnen sie schamlos, wollten Sie sagen«, unterbrach der Drache.
Karla vergaß die Regeln und erwiderte seinen Blick direkt. Tief in den kugeligen violetten Augen strahlte ein helles, schmerzhaft scharfes Licht, das sie erstarren ließ. Etwas packte ihren Verstand mit unbarmherzigen Klauen. Karla wehrte sich schwach gegen die Sondierung, aber das machtvolle Drachenwesen war zu stark für sie. Ihr Bewusstsein wurde seziert, begutachtet und wieder zusammengesetzt, dann gab der Drache sie frei. Karla sank zusammen.
»Was hast du mit ihr gemacht?«, hörte sie Raoul in weiter Ferne rufen.
»Nichts, was dauerhafte Schäden hinterlässt«, antwortete Quass. »Du kennst die Prozedur. Sie ist ein wenig unangenehmer, wenn man sich ihr nicht freiwillig aussetzt, das gebe ich zu. Aber ich habe nur das mit ihr gemacht, was sie zuvor mit meinem Privatissimum getrieben hat. Eine oberflächliche Durchsuchung.«
Karla schüttelte den Kopf, um die Benommenheit loszuwerden, und richtete sich wieder auf. »Könnte ich etwas zu trinken bekommen?«
Quass nickte und schenkte ihr eine großzügige Portion aus der staubigen Cognacflasche ein. Karla, die Cognac hasste, kippte ihn mit Todesverachtung hinunter und ignorierte das Ächzen, das aus Raouls Kehle kam.
»Gut, damit wären wir wohl quitt«, sagte sie und blickte auf die Nüstern des Drachen. »Was ist das für eine Maschine?«
»Hartnäckig, deine Freundin«, sagte Quass amüsiert. »Was denken Sie, was es sein könnte?«
Karla stützte das Kinn in die Hand. Der Cognac hatte ein warmes Feuer in ihrem Magen entzündet und füllte ihren Mund mit einem angenehmen Aroma von Holz und Orangen. »Sie beschäftigen sich mit Magie. Ich habe die Bücher in Ihrem Arbeitszimmer gesehen – das waren keine Sammlerstücke.«
»Richtig.«
Karla bemerkte den verwunderten Blick, den Raoul seinem Freund zuwarf. Hatte er das nicht gewusst? Er öffnete den Mund, als wollte er etwas sagen, schüttelte dann aber den Kopf. Sein Blick wanderte von Quass zu Karla und wieder zurück.
Karla fuhr fort. »Bei Ihrer Beschäftigung mit diesen Themen haben Sie eine Beschränkung festgestellt. Ich denke, dass die Chaosmagie für Sie keine großartige Hürde bereitgehalten hat …«
»Läppisch«, warf der Drache fröhlich ein. »Das könnte jedes Kind. Entschuldige, Raoul.«
Der Chaosmagier zog die Brauen zusammen und schwieg.
»Alchemie – das ist nichts weiter als Kochen nach Rezept.« Karla tippte sich mit dem Zeigefinger gegen die Zähne. »Aber bei der Vertiefung in die Weiße Magie dürften Sie auf Probleme gestoßen sein. Die morphischen Felder werden streng bewacht.«
Quass lachte laut und lange. »Liebes Kind«, sagte er schließlich und schenkte sich und Raoul nach, sah Karla dann fragend an. Sie
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