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Last days on Earth: Thriller (German Edition)

Last days on Earth: Thriller (German Edition)

Titel: Last days on Earth: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julian Frost
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ein und schloss leise die Tür hinter sich.
    Der Inhalt der Regale war schnell gesichtet: Bücher. Alte Bücher. Chaosmagie, Sheldrake-Theorie, moderne Alchemie, Daimonologie. Die Bücher waren sorgfältig in chaotischen Mustern sortiert und die Feldspannung dementsprechend niedrig.
    Karla wandte sich dem Schreibtisch zu. Die beiden großen Fächer waren verschlossen, die Schublade enthielt nur uninteressanten Kleinkram.
    Auf dem Tisch lagen Papiere und dünne, unbeschriftete Ordner. Schriftwechsel mit einem Anwalt über eine Beteiligung an einer Diamantmine in Südafrika, persönliche Korrespondenz (Quass hatte eine schöne, charakteristische Handschrift, die breit und selbstbewusst über das dicke Papier lief), ein paar Zeitungsausschnitte zu Finanzthemen, der Jahresbericht und Protokolle des Dragons Clubs. Der Verein unterstützte in diesem Jahr mehrere Suppenküchen, ein Brunnenprojekt in Mali, eine Ausgrabung in Mexiko, die sich mit einer wiederentdeckten Maya-Kultstätte befasste, zwei Schulen für Kinder aus nichtmenschlichen Familien. Sehr lobenswert.
    Karla ließ sich in den gepolsterten Schreibtischsessel sinken und sah sich um. Etwas störte sie. Dann erkannte sie es: Es war ein ununterbrochenes, unterschwelliges Geräusch wie von einem laufenden Motor. Das stetige Brummen lotste sie zu einer Tür, die sie bisher nicht entdeckt hatte.
    Der Raum dahinter war klein und dunkel, aber ihre schärfer gewordene Nachtsicht zeigte ihr das schwach phosphoreszierende Glimmen von Kontrollleuchten.
    Karla suchte vergeblich nach einem Lichtschalter. Ihre Nervosität stieg. Sie war jetzt schon einige Zeit unterwegs, irgendwann würde Raoul nach ihr suchen.
    Eilig kniete sie vor der Maschine nieder und versuchte, sich Einzelheiten einzuprägen. Dieser Apparat hatte eine entfernte Ähnlichkeit mit dem Generator, den die MID betrieb, um Felder aufzubauen. Die seltsam geformten Antennen waren Sheldrake-Verstärker. Das schüsselförmige Ding konnte ein Kollektor sein – oder auch nicht.
    Karla schnaufte frustriert. Sie verließ das kleine Zimmer, schloss die Tür hinter sich und öffnete die Tür des Arbeitszimmers zum Flur.

 

    12. 19. 19. 10. 18.
     
    »Kann ich Ihnen behilflich sein?«
    Karla fuhr zusammen und tarnte ihr Erschrecken mit einem strahlenden Lächeln. »Ah«, sagte sie erfreut. »Horace, Sie kommen gerade recht. Ich fürchte, ich habe mich verlaufen. Wo ist die Bibliothek?«
    Der Butler wies ihr schweigend den Weg.
    Raoul sah sie besorgt an. Der Drache blickte versonnen ins Kaminfeuer und ließ die Smaragde des Colliers leise durch seine Klauen klicken.
    »Entschuldigung«, sagte Karla. Dann räusperte sie sich und sagte: »Horace hat mich auf frischer Tat in Ihrem Arbeitszimmer ertappt, Herr von Deyen.«
    Raouls Augen öffneten sich weit, aber er sagte nichts. Der Drache wandte ihr seinen Kopf zu, musterte sie nachdenklich. Ein spöttischer Funke glomm in seinen Augen. »Haben Sie sich im Bad gelangweilt?«, fragte er mit seiner sanften Stimme.
    »Nein, ich war neugierig und habe Ihre Gastfreundschaft ausgenutzt.« Karla erwiderte den Drachenblick mit Vorsicht. Sie hatte darüber gelesen, dass man ihnen nicht direkt in die Augen sehen sollte, deshalb achtete sie darauf, seine Stirn ein wenig oberhalb des funkelnden Blickes zu fixieren.
    »Sie sind von einer erfrischenden, wenn auch tollkühnen Ehrlichkeit«, sagte Quass und gab seinem Butler einen Wink, sie allein zu lassen. »Was bezweckten Sie mit der Hausdurchsuchung?«
    »Wir haben ein paar Fragen an Sie, Herr von Deyen«, erwiderte Karla unbeirrt. »Was wissen Sie über den Weltuntergang?«
    Raoul hustete demonstrativ. Karla konnte sich vorstellen, dass die Situation für ihn peinlich und unangenehm war, aber Angriff war die beste Verteidigung.
    »Weltuntergang. Armageddon. Der Tag X. Ragnarök.« Der Drache lachte leise. »Eine schöne, inspirierende Vorstellung. Tabula rasa. Aller Schmutz weggewaschen und ausgeglüht, die Erde ist wieder so unbewohnt und rein wie zu Anbeginn der Zeit. Erfreut dieses Bild nicht auch Ihre Sinne, Frau van Zomeren? Wäre es nicht an der Zeit, diesem maroden Globus, der unter der Last seiner Bewohner ächzt, in den Zustand der Unbeflecktheit und Jugendfrische zurückzuversetzen?«
    Karla ließ sich wieder in ihren Sessel sinken und trank einen Schluck Wasser, um ihre Sprachlosigkeit zu überspielen.
    »Was soll das?«, fragte Raoul scharf, »Quass, du redest irre!«
    Der Drache lachte. »Ihr Menschen«, sagte er,

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