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Last Lecture - die Lehren meines Lebens

Last Lecture - die Lehren meines Lebens

Titel: Last Lecture - die Lehren meines Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Randy Pausch
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jedesmal. »Wenn es etwas gibt, das ich tun kann, lass es mich wissen.«
    Ein paar Tage später rief Jai an. »Also, Randy, ich sitze hier und vermisse dich und wünschte, du wärst hier. Das bedeutet doch etwas, oder?«
    Sie war zu einer Erkenntnis gelangt. Endlich. Sie liebte. Wieder einmal hatten mir meine Eltern durch eine Krise geholfen. Die Liebe hatte gesiegt. Am selben Wochenende zog Jai nach Pittsburgh.
    Mauern haben ihren Sinn. Sie geben uns die Chance, zeigen zu können, wie sehr wir etwas wollen.

17
    Nicht alle Märchen enden sanft
    Jai und ich wurden unter einer hundertjährigen Eiche im Park eines berühmten viktorianischen Herrenhauses in Pittsburgh getraut. Es war eine kleine Hochzeit. Aber ich liebe große, romantische Gesten. Also vereinbarten wir, unsere Ehe auf eine ganz besondere Weise zu beginnen.
    Wir verließen den Empfang nicht in einem Auto, das einen rasselnden Schwanz aus Blechbüchsen hinter sich herzog. Wir bestiegen auch keine Kutsche. Wir kletterten in den Korb eines riesigen bunten Heißluftballons, der uns in die Wolken entschweben ließ, während uns unsere Freunde und Lieben zuwinkten und Bon Voyage wünschten. Ein perfekter Kodak-Moment!
    Als wir in den Korb geklettert waren, strahlte Jai übers ganze Gesicht: »Es ist wie das Ende eines Märchens in einem Disney-Film.«
    Beim Steigen schrammte der Ballon die Zweige eines Baumes. Es klang zwar nicht gerade wie die Zerstörung der Hindenburg, war aber doch ein wenig beunruhigend. »Kein Problem« sagte der Ballonfahrer. »Normalerweise passiert nichts, wenn man bloß Äste streift.«
    Normalerweise?
    Hinzu kam, dass wir etwas später als geplant aufgestiegen waren und der Fahrer meinte, das könnte das Ganze
ein wenig verkomplizieren, da es bereits dunkel zu werden begann. Außerdem hatte der Wind gedreht. »Ich kann nicht wirklich kontrollieren, wohin es uns treibt. Wir sind den Winden ausgeliefert«, erklärte er. »Aber wir sollten okay sein.«
    Der Ballon schwebte über die Stadt Pittsburgh hinweg, immer zwischen den drei berühmten Flüssen hin und her. Das war aber nicht die Strecke, über der wir sein sollten, und ich konnte dem Fahrer ansehen, wie beunruhigt er war. »Da gibt’s keine Stelle, an der wir diesen Vogel runterbringen können«, sagte er mehr zu sich selbst, dann zu uns: »Wir müssen weiter Ausschau halten.«
    Die Frischvermählten konnten den Ausblick mittlerweile nicht mehr genießen. Allesamt hingen wir über dem Korb und suchten nach einer großen freien Stelle in der Stadtlandschaft unter uns. Schließlich trieb es uns über die Vororte, und der Ballonfahrer entdeckte in der Ferne ein großes Feld. Er war wild entschlossen, den Ballon dort herunterzubringen. »Das sollte gehen«, sagte er und begann schnell zu sinken.
    Ich sah auf das Feld hinab. Es schien ziemlich groß, doch dann fielen mir die Schienen auf, die sich an der Seite entlangzogen. Meine Augen folgten ihnen. Da kam ein Zug. Im selben Moment verwandelte ich mich vom Bräutigam in den Wissenschaftler und wandte mich an den Fahrer: »Sir, ich denke, ich sehe hier eine Variable.«
    »Eine Variable? Ist das die Bezeichnung von euch Computertypen für ein Problem?«
    »Na ja - ja«, sagte ich. »Was, wenn wir den Zug treffen?«
    Er antwortete ehrlich. Wir befänden uns im Korb des Ballons, und die Chancen, dass der Korb selbst auf dem
Zug aufprallen würde, seien gering. Aber es bestünde durchaus die Gefahr, dass der gigantische Ballon (die »Hülle«) auf die Schienen fallen würde, wenn wir auf dem Boden aufprallten. Und wenn sich der rasende Zug dann mit dieser fallenden Hülle verwickeln würde, wären wir definitiv am falschen Ende des Seils, nämlich in einem Korb, den er stur neben sich herziehen würde. In diesem Fall wären schwere Körperverletzungen nicht nur möglich, sondern wahrscheinlich.
    »Wenn dieses Ding auf dem Boden aufkommt, rennt, so schnell ihr könnt«, sagte der Ballonfahrer. Das sind nicht gerade die Worte, die sich Bräute an ihrem Hochzeitstag erträumen. Kurzum, Jai fühlte sich nicht mehr wie eine Disney-Prinzessin. Und ich sah mich bereits als den Helden eines Katastrophenfilms, während ich zugleich überlegte, wie ich meine junge Braut aus dem Desaster retten würde, das ganz offensichtlich bevorstand.
    Ich schaute dem Ballonfahrer in die Augen. Häufig verlasse ich mich auf Menschen, die über Fachkenntnisse verfügen, die mir fehlen, und ich wollte geradeheraus wissen, wo er da einzuordnen war. In seinem

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