Latein für Angeber (German Edition)
regio, eius religio
Wessen Gebiet, dessen Religion. Im Augsburger Religionsfrieden von 1555 wurde festgelegt, dass die jeweiligen Landeshäuptlinge bestimmen konnten, welche Konfession ihre Untertanen anzunehmen hatten. Was keinesfalls bedeutete, dass die Untertanen dabei mitreden durften. Also alles wie heute …
Cum ad summum perveneris, pares sunt
Bist du erst auf den Gipfel gelangt, sind alle gleich. Da oben soll es ganz schön windig sein.
Curriculum vitae
Lebenslauf. Ein Arbeitnehmer, der etwas auf seine humanistische Bildung hält, überschreibt seinen Lebenslauf auf Lateinisch.
De nihilo nihil
Aus nichts wird nichts. Und wer nichts wird, wird Wirt. Oder Buchautor. Oder so was Ähnliches.
Deus ex machina
Gott aus der Maschine. Antike Dichter, die mit ihrem Latein am Ende waren, lösten komplizierte Tragödien dadurch, dass sie mit Hilfe eines Kranes einen Schauspieler als Gott von oben auf die Bühne schweben ließen, der die Sache wieder geradebog. Ähnliches wird heute noch gern bei Krimis angewendet.
Di boni, quantum hominum
unus venter exercet!
Große Götter! Wie viele Menschen setzt ein einziger Bauch in Bewegung! So viel zum Aufwand bei Promi-Kochsendungen.
Diem perdidi
Ich habe den Tag verloren! Kaiser Titus soll diesen Ausruf der Verzweiflung von sich gegeben haben, nachdem er eines Abends bemerkte, noch keine gute Tat getan zu haben. Seine gerade einmal zweijährige Amtszeit deutet darauf hin, dass es ganz schön stressig sein muss, ein guter Mensch zu sein. Jedenfalls als Kaiser. Denn während er regierte, brach der Vesuv aus, brannte Rom, grassierte eine Pestepidemie und – immerhin – wurde das Kolosseum fertig.
Dies ater
Schwarzer Tag. Für die „schwarzen Tage“ hatte man in Rom fixe Termine: die Tage nach den Iden (Vollmond), Kalenden (Neumond) und Nonen (14. bzw. 16., 2. und 6. bzw. 8. Tag jedes Monats). An solchen Tagen blieb man am besten im Bett. Auf alle Fälle vermied der Römer Geschäfte und Kulthandlungen. Heutzutage kommen die „schwarzen Tage“, wann es ihnen passt.
Duo cum faciunt idem,
non est idem
Wenn zwei dasselbe tun, ist es noch lange nicht dasselbe, sprach der Chef und ging zum Golfen, während seine Angestellten Überstunden schoben.
Emeritus
Jemand, der ausgedient hat. Pensionierte Hochschullehrer oder Geistliche werden gern mit der Abkürzung „em.“ versehen.
Experto credite!
Glaubt es (jemandem), der es ausprobiert hat! Diomedes, ein in Italien lebender griechischer Kämpfer, rät König Latinus zu einem Bündnis mit den Trojanern, indem er an seinen eigenen Zweikampf mit Aeneas vor Troja erinnert. Die Latiner wollten an und für sich den Griechen zu ihrem Bundesgenossen gegen Aeneas machen. Nun, statt auf den Experten zu hören, wird erst mal blutig gekämpft, ehe sich schließlich Aeneas und Lavinia, des Königs Töchterlein, verehelichen. Latiner und Trojer vereinigen sich später zu einem Volk. Nachzulesen ist das Ganze bei Vergil, der heutzutage sicherlich einen brillanten TV-Seriendrehbuchautor abgäbe.
Extra
Außerhalb. Meist ist das „Außerhalb“ heutzutage teurer als das inclusio – das Einschließliche. Zum Beispiel beim Kauf von Autos.
Fac totum
Tue alles. In fast jeder Firma gibt es mindestens ein Faktotum, ein „Mädchen für alles“. Nicht selten ein Praktikant. Oder der Azubi. Oder der Hausmeister.
Fama crescit eundo
Das Gerücht wächst, während es sich verbreitet. Und so wird aus einer Mücke ein Elefant.
Fas est et ab hoste doceri
Recht ist es, auch vom Feind zu lernen, lehrt Ovid. Damit wurde er zu einem der Urväter der Spionage.
Fortiter in re, suaviter in modo
Unerbittlich in der Sache, milde in der Form. Das klingt dann ungefähr so: „Ich weiß zwar nicht, lieber Herr Mustermann, wie unsere Firma ohne Sie weiter existieren soll, aber wir wollen es mal ab dem nächsten Ersten versuchen.“
Gratis
Für den Dank. Undank ist der Welt Lohn. Und der ist umsonst. Kennen Sie übrigens den Unterschied zwischen umsonst und vergebens? Sie sind umsonst in die Schule gegangen. Ich hingegen, na ja …
Honoris causa
Der Ehre wegen. In frommen Kreisen auch Ugolo genannt – um Gottes Lohn. Außer Spesen nix gewesen.
Istis dicentibus: „Quo usque eadem?“
responde: „Quo usque eadem peccabitis?“
Wenn jene sagen: „Wie lange noch immer die gleichen Vorwürfe? “, dann antworte ihnen: „Wie lange noch immer die gleichen
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