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Laubmann 1 - Der zerrissene Rosenkranz

Laubmann 1 - Der zerrissene Rosenkranz

Titel: Laubmann 1 - Der zerrissene Rosenkranz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Fröhling & Andreas Reuß
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eine schwarze Hose. Sie verschwiegen den Pförtnern gegenüber bewußt den offiziösen Charakter ihres Besuchs, hatten ihr Kommen vorab auch nicht angekündigt. Sonst nämlich hätte der Kommissar den Hüttenberger ins Kommissariat einbestellen müssen, und der wäre vielleicht gleich wieder verschwunden. Denn zuviel Polizei wollte Glaser hier nicht vorfahren lassen, um es sich mit der Kirche nicht zu verderben, nicht in diesem Fall. Nein, Hüttenberger sollte sich ruhig in Sicherheit wiegen. So war das Überraschungsmoment auf ihrer Seite.
    An der Pforte ließ man sie problemlos ein, ihnen übereifrig den Weg zu Hüttenbergers Zimmer beschreibend, das aus Exerzitiengründen eben keinen Telefonanschluß besaß. Man habe nichts zu verbergen; sie möchten sich in aller Ruhe und Gelassenheit umsehen, hieß es.
    Die Gänge waren alle ziemlich düster, weil man nur an ihren jeweiligen Enden größere Fenster eingebaut hatte. Vereinzelt gab es Lichtschlitze in der Decke. Links und rechts der Gänge befanden sich die Zugänge zu den Gästezimmern, Gruppenräumen und Sälen, deren Fenster entweder nach außen zeigten oder auf einen der Höfe. Man hatte Glaser und Laubmann angewiesen, erst geradeaus zu gehen, linker Hand die zweite Abzweigung zu nehmen, sich daraufhin rechts zu halten und wieder links einzubiegen. Sodann läge das gesuchte Zimmer rechts. Die Innengestaltung der endlosen Gänge war jedoch so eintönig und ausdruckslos geraten, daß sie mehrmals glaubten, falsch gegangen zu sein. Andauernd schritten im diffusen Licht dunkel wirkende Gestalten an ihnen vorüber, und leicht hätte einer darunter sein können, der den Kommissar irgendwann einmal in der Öffentlichkeit gesehen hatte. Oder Laubmann. Das bildeten sie sich ein.
    Sie schlichen an den unverzierten Wänden entlang und versuchten, kein Aufsehen zu erregen. Unversehens traf der geschulte Blick des Kommissars hinter einer erneuten Abzweigung auf Nummern an den Zimmertüren, die wirklich auf den angestrebten Gang hindeuteten. So kamen sie schließlich zu Hüttenbergers religiöser Zelle, mönchisch in ihrer Einfachheit.
    ­­
    Josef Maria Hüttenberger wirkte zwar völlig perplex, als er sie sah, vor allem, als er hören mußte, daß sein Name wegen seines Verschwindens auf einer Fahndungsliste gestanden hatte, war danach aber schnell eingeschnappt, weil Cousine Irene sein vertrauliches Ansinnen ausgenutzt und ihn also verraten hatte. Er glaubte sich mit einem Mal auf dem geradlinigen Weg zur Askese, wenn sich Frauen dermaßen verräterisch geben konnten.
    Der Kommissar nahm ihn sofort ins Verhör, denn sie wollten keine Zeit verschwenden: Warum er, Hüttenberger, sich aus dem Staub gemacht habe, ohne zumindest eine Nachricht zu hinterlassen. Das schwäche den Verdacht gegen ihn nicht gerade ab, im Gegenteil.
    Es sei ein Rückzug gewesen, entschuldigte sich Josef Maria Hüttenberger, ein Rückzug aus der Welt des Frevels. Eine beschwerliche Fußwallfahrt habe er auf sich genommen und die Schandtaten der Sünder abgebüßt. «Auch die eigenen Sünden?» fragte Glaser.
    Laubmann pflichtete Glaser bei: «Sie könnten Ihr Gewissen erleichtern und gestehen. Das wäre der Beginn einer echten Bußleistung.»
    Josef Maria empörte sich: «Was habe ich zu gestehen?» «Vielleicht, daß Ihnen Franziska Ruhland persönlich bekannt war, und das nicht nur vom Sehen», fuhr Laubmann fort. «Ich hab sie nicht persönlich gekannt.»
    «Aber Sie haben es ihretwegen für nötig befunden, anonyme Drohbriefe an Professor Konrad zu schicken.» «Die paar Zettel.»
    Der Kommissar schaltete sich ein: «Sie bleiben dabei, daß diese ‹Zettel› von Ihnen stammen? Wir haben sie nämlich kriminaltechnisch untersuchen lassen. So dilettantisch wie die angefertigt wurden, sind natürlich Fingerabdrücke drauf und Speichelreste an den Kuverts. Wir kommen nicht umhin, von Ihnen Fingerabdrücke zu nehmen und ein Protokoll anzufertigen. Sie werden vorgeladen.»
    «Meinetwegen. Trotzdem, ich bleibe dabei: Das ist alles für den Glauben geschehen.»
    «Wir gehen weiterhin davon aus, daß die Zeitung mit der Todesmeldung darin von Ihnen auf das Pult Professor Konrads im Hörsaal gelegt worden ist.»
    «Ich habe gegenüber Herrn Laubmann schon zum Ausdruck gebracht, daß ich meine Taten mit Genugtuung bekenne.»
    «Nur zu», ermunterte ihn dieser.
    «Was hat Sie denn so sicher gemacht, daß die in der Zeitung erwähnte Tote die Geliebte des Professors war?» «Die Zeitung hat von Franziska R.

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