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Laubmann 2 - Bärenzwinger

Laubmann 2 - Bärenzwinger

Titel: Laubmann 2 - Bärenzwinger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Fröhling & Andreas Reuß
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Nachkommen hatte. Er ist ja bald darauf gestorben. Es wird auch gemunkelt, er hätte sich mit den Baukosten übernommen. Für den Erhalt einer solchen Anlage sind zudem enorme Mittel aufzubringen, was selbst für uns bei der gegenwärtigen Haushaltslage der Diözese wahrlich nicht einfach ist. Wir haben dafür keine Sponsoren.»
    «Wer sonst vermag ein einigermaßen offenes Forum anzubieten, wo geistige Auseinandersetzungen möglich sind, wenn nicht eine mehr oder weniger öffentliche Institution? Alles vom Wohl und Wehe der Werbe- und Imageabteilungen privater Wirtschaftsunternehmen abhängig zu machen, heißt, à la longue geistig und moralisch von deren Eigeninteressen abhängig zu werden.» Laubmann wähnte die Unabhängigkeit der Theologie als Wissenschaft nicht nur von seiten der Kirchen gefährdet.
    «Das mit dem offenen Forum sagen Sie mal nicht zu laut», warnte ihn Theresia Schmitthans-Jungbauer vertraulich. «Ganz unter uns, in der Kirche gibt es Personen, die ein Kolloquium zum Thema ‹Wahrheit› nicht zugelassen hätten. Daß die stattfindende Tagung dermaßen tragisch verläuft, ist Wasser auf ihre Mühlen. Die warten bloß darauf, daß menschliche Verfehlungen ans Tageslicht kommen.»
    «Diese Personen streben also nach der Wahrheit, um die Wahrheit zu verhindern», kritisierte Laubmann. «Gut, daß im Winter das Tageslicht verkürzt ist.»
    Der Leiterin des Liegenschaftsamtes wurde die Unterhaltung mit dem Moraltheologen zu gewagt. «Nun denn, Herr Dr. Laubmann, meine Aufgabe besteht darin, mich um die Immobilien der Diözese zu kümmern und nicht um Kirchenpolitik.» Sie bemühte sich um ein Lächeln. «Wie kann ich Ihnen in concreto weiterhelfen?»
    Philipp nutzte die Gunst der Stunde und bat sie um Fotokopien der Pläne, von denen er sich etwas versprach.
    Das Büro war mit einem professionellen Kopiergerät ausgestattet, so daß Theresia Schmitthans-Jungbauer seinen Wunsch gleich erfüllen konnte. «Haben Sie auch Interesse an privaten hand- und maschinenschriftlichen Aufzeichnungen des letzten Eigentümers zur Geschichte der Burg?»
    «Allemal.»
    «Die sind allerdings noch ungeordnet. Wir haben sie quasi als Dreingabe zu den neueren Bauplänen erhalten, als die Burg verkauft worden ist.» Sie öffnete eine mit Jugendstilornamenten versehene und etwas abgewetzte Blechkiste, die auf einer Ablage stand.
    Philipp Laubmann betrachtete dies als eine Einladung, sozusagen mit beiden Händen in die Kiste zu greifen. Mit einem Mal unterbrach er seine Suche und starrte wie elektrisiert auf den Inhalt der Blechkiste, weil er unter den Aufzeichnungen ein weiteres Originalexemplar des im Kamin verbrannten «Don-Juan»-Programmheftes zutage gefördert hatte – sowie zwei altertümliche Schlüssel.
    «Haben Sie eine Erklärung dafür, wer diese Schlüssel in die Kiste gelegt und was für eine Bewandtnis es damit hat?»
    «Ich nehme an, die stammen vom letzten Grafen. Wozu sie jedoch gehören, kann ich Ihnen nicht beantworten.»
    «Darf ich mir die Aufzeichnungen und die Schlüssel ausborgen?»
    Theresia Schmitthans-Jungbauer zögerte einen Augenblick. «Normalerweise geben wir Originale nicht heraus, schon gar nicht, wenn sie unregistriert sind. Aber ich will für Sie eine Ausnahme machen, zumal uns Herr Prälat Glöcklein eindringlich gebeten hat, Sie zu unterstützen. Ich muß freilich darauf bestehen, daß Sie mir die Ausleihe quittieren.»
    Laubmann versprach hoch und heilig, alles baldmöglichst wiederzubringen, sofern die Kommissare nichts davon für ihre Ermittlungen benötigten. Im gegenteiligen Fall müßten jene den Empfang schriftlich bestätigen. «Es handelt sich, wie Sie wissen, um nichts Geringeres als die Aufklärung eines brutalen Mordes an einem Theologen.»

    ***
    Philipp war auf sein Zimmer gegangen. Er fühlte sich wirklich angestrengt und mitgenommen. Der Anschlag auf ihn, den er sehr ernst nahm, auch wenn er es nicht zeigte, beschäftigte ihn immerzu. Kommissar Glaser hatte ihm angeraten, die Burg zu verlassen, aus Sorge, es könne ein zweiter geplant sein. Aber er, Philipp, hatte nur prahlerisch von Gottvertrauen geredet und von seiner berechtigen Hoffnung auf baldige Ergebnisse. Dann der merkwürdige Überfall am Morgen in der Bibliothek; und überhaupt die Erkenntnisse und Geständnisse, die ihn wie Gespenster umkreisten und Konfusion bewirkten.
    Das war mit seiner Habilitation oder mit der Wissenschaft insgesamt nicht anders. Eine Zeitlang öffnet sich einem ein Gebiet des Wissens

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