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Laubmann 2 - Bärenzwinger

Laubmann 2 - Bärenzwinger

Titel: Laubmann 2 - Bärenzwinger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Fröhling & Andreas Reuß
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Angebetete. «Darf ich es wagen; darf ich hoffen? Haben Sie mich in den letzten Tagen nicht besonders charmant mit Ihrer Aufmerksamkeit bedacht?»
    «Wer? Ich?»
    «Ich wollte Sie so gern wiedersehen, allein, verehrte Sophia!» Seine fast noch knabenhaften Hände näherten sich ihrem Körper an. Mit der Rechten griff er nach ihrem Unterarm und verzog seinen Mund zu einem mißglückten, schiefen Lächeln. Das sollte stimulierend wirken, ging aber völlig daneben.
    «Lassen Sie mich los! – Ich find’s ja schön, daß Sie mich mögen, aber ich weiß nicht recht…» Sophia Merten wollte niemals alle Brücken abbrechen.
    Heribert Bach drängte sich immer dichter an sie heran und probierte es mit einer Schmeichelei, die sich als pure Aufdringlichkeit entlarvte: «Ein Kuß nur, einen Kuß darf ich entwinden von Ihren zarten Lippen!» Er roch wieder nach Alkohol.
    «Was soll das bitte, Herr Professor?»
    «Du willst es doch auch! Das weiß ich!»
    «Wenn Sie mich nicht sofort in Ruhe lassen, dann schrei ich!» Ihr Ton wurde schärfer, sie lief jedoch nicht weg.
    «Warum so abweisend? Bin ich dir plötzlich nicht gut genug? Ich hab dir mehr zu bieten als dein Burgverwalter.»
    Sophia Merten fühlte sich beleidigt und wehrte ihren Verehrer energisch ab. «Ich bin mit ihm verheiratet. Und ich habe ihn geliebt. – Vielleicht liebe ich ihn ja noch.»
    «Ach ja; und ihr seid ein glückliches Ehepaar.»
    «Glücklicher als Sie wahrscheinlich.» Bach widerte sie an.
    «Dann ruf ihn doch, deinen Mann! Dann sag ich ihm auch, daß ihr ein schönes Verhältnis hattet, du und Forster, dein großer, geliebter Forster! Ich hab’s doch gehört, wie ihr am Samstag geplauscht habt; wie ein altes Liebespaar. Schade, daß er tot ist, was?»
    «Wie geschmacklos! Und drohen können Sie mir schon gar nicht. Wie würde denn Ihre Frau reagieren, wenn sie das hier ‹rein zufällig› erfahren würde?»
    Bach mäßigte sich. «Ich will Sie ja nicht unter Druck setzen. Ich möchte nur, daß wir uns gut verstehen. Bitte!»
    Sophia sah sich den Mann an. Imponierend war er nicht; klein, schmal, dezente Kleidung, sehr bürgerlich. Sie kannte den Typ, der in seiner Bürgerlichkeit erstickt und gelegentliche Abenteuer sucht. Aber nicht mit ihr.
    «Das war eher eine Belästigung, was Sie geboten haben. In dem Stil kommen Sie bei mir nicht weiter», sagte sie barsch, machte kehrt und ließ ihn stehen.
    Heribert Bach versuchte nicht einmal, ihr nachzukommen, sondern verließ betreten und in gehörigem Abstand zu ihr den hinteren Burghof.
    Sie hatten in ihrem Eifer und ob des Nebels die beiden Personen überhaupt nicht wahrgenommen, welche die Szene, von einem Mauervorsprung aus, unbeabsichtigt belauscht hatten: Petrus von Bebenhausen und Barbara Burgerroth.

F R E I T A G · 2 0 . J A N U A R
    Ihre Berufung war die Literatur. Professorin Burgerroth kam auch privat immer wieder gern darauf zu sprechen, zumal sie in Philipp Laubmann einen idealen Zuhörer hatte, der sich für literarische Themen und gebildete Frauen gleichermaßen begeisterte.
    Er hatte es sich nach der leichten Depression vom Vorabend gestattet, ausgiebiger zu schlafen; quasi wie ein Bär. Am späteren Morgen waren seine Niedergeschlagenheit und sogar der Erkältungsanfall verflogen. Überaus freiwillig hatte er auf die Frühmesse verzichtet. Ihm war’s längst egal, ob dies Glöcklein mißfiel. Viel lieber hatte Philipp sich nach dem Aufstehen sowie einem ausgiebigen Bad in der Sitzbadewanne mit den Aufzeichnungen des Grafen Theodor von Hohenfranken und mit den Kopien der Burgpläne befaßt, was er dann nur ungern unterbrochen hatte. Aber er hatte sich nicht schon wieder dem Tagungsablauf und somit der Teilnahme an einer der vormittäglichen Arbeitsgruppen entziehen wollen. Lediglich beim Frühstück war Philipp aufgrund des kirchlichen Freitagsgebots zurückhaltender gewesen.
    Die wackere Schar der Tagungsgäste pflegte sich an jedem Vormittag in zwei Gruppen aufzuteilen, um die Themen der Referate vertieft zu diskutieren. Der «Bärenzwinger» war freilich als Besprechungsraum noch immer tabu, weil das kriminalpolizeiliche Betretungsverbot nicht aufgehoben war. Außerdem wäre es fraglich gewesen, ob sich überhaupt jemand in dem Mordzimmer hätte aufhalten mögen. Die Burg verfügte jedoch auf allen Stockwerken über genügend freie und geeignete Räume.
    Man hatte sich gegen elf Uhr in dem breiten Gang vor dem Konferenzsaal zu einer gemeinsam vereinbarten Pause zusammengefunden, um

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