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Laubmann 2 - Bärenzwinger

Laubmann 2 - Bärenzwinger

Titel: Laubmann 2 - Bärenzwinger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Fröhling & Andreas Reuß
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danach aus, als entsprächen sie bestimmten Sicherheitsvorschriften. In einer Ecke lagen einige Strohballen. Ein würzig-staubiger Geruch erfüllte die Luft. An der Wand lehnten Besen, Schaufeln, Sägen, Rechen und eine Sense. Seitlich standen Eimer und Futterschalen sowie ein elektrischer Rasenmäher.
    Im hinteren Teil des Raums befand sich eine massive Stahltür. Eine rote Lampe darüber wies auf eine Alarmanlage hin. Der Kastellan zerrte einen der Strohballen hervor und schleppte ihn auf die Stahltür zu, die auch aufgeschlossen werden mußte. Er betrat den nächsten Raum und setzte den Strohballen darin ab. Dann betätigte er sofort wieder einen Lichtschalter, der dort mehrere Deckenleuchten erstrahlen ließ.
    Der zweite Raum, der mindestens doppelt so groß war wie der erste, war in ganzer Breite durch eine Gitterwand unterteilt, auf die man drei Schritte hinter der Stahltür stieß. Jenseits des Gitters konnten sich die Bärinnen aufhalten, wenn sie von draußen durch eine Luke an der linken Seitenwand hereinkamen. Die Luke war geschlossen. Durch ein weiteres Gitter waren die Tiere voneinander abzusondern. Philipp Laubmann, der sich hinter Merten vorsichtig in den Raum begeben hatte, war beeindruckt.
    Hans Merten ließ die Stahltür hinter Laubmann zuschnappen, nachdem er noch Besen und Schaufel und eine Bürste geholt hatte. Dann schloß er eine gleichfalls aus Gitterstäben bestehende Tür im großen Trenngitter auf und schob seinen Strohballen hindurch. «Keine Angst, die Bärinnen kommen hier nur rein, wenn wir sie anlocken und vorher das Fallgitter und die kleinere Stahltür in der Luke hochfahren lassen. Das geht elektrisch; der Schalter ist vor der Gitterwand.»
    Der zweite Raum war nicht betoniert, sondern aus mächtigen, alten Sandsteinquadern gemauert. Das war der eigentliche Innenbereich des Bärenzwingers. Über ihm mußte der südliche Eckturm der Babenburg aufragen, stellte Laubmann sich vor.
    «Zwinger waren im Mittelalter befestigte Areale zwischen Wehrmauer und Graben, die vor der Einführung der Feuerwaffen die Verteidigungsmöglichkeiten verbessert haben», erläuterte er, ungeachtet, ob Merten zuhörte. «Seit dem 15. Jahrhundert wurden darin mitunter Bären oder wilde Hunde gehalten; später entstanden daraus oft Gärten oder Promenaden, die zum Flanieren einluden.» Das hatte er sich angelesen.
    «Für mich ist das unpoetischer. Wenn der Tierarzt erscheint, muß alles ordentlich aussehen und den Vorgaben entsprechen», kommentierte Hans Merten, der anfangs bei der Arbeit kein Wort gesagt hatte. Er fegte mit dem Besen den Boden und verstreute das neue Stroh. Zwischendurch reinigte er mehrmals den Besen mit der Bürste.
    Laubmann schaute bisweilen auf die Luke zum Freigehege, als befürchte er, in eine Falle zu geraten. Aber dort tat sich Gott sei Dank nichts. Das Gitter und die Tür wirkten widerstandsfähig.
    «Können die Bären das nicht aufdrücken?»
    «So kräftig sind sie auch wieder nicht.» Merten machte eine bedeutungsvolle Pause. «Das würden die nie schaffen. Aber ich bin allein gar nicht berechtigt, die Luke zu öffnen. Um das meiste kümmert sich ein Tierpfleger, der täglich auf die Burg kommt. Er hat letztlich die Verantwortung.»
    Laubmann war einigermaßen beruhigt.
    «Selbst im Winter sind unsere Tiere meistens draußen. Nur wenn eines krank ist, kann es hier drinnen bleiben.»
    «Ich dachte immer, alle Bären halten Winterschlaf.»
    «Nein, Braunbären halten in unserer Region keine Winterruhe. Das tun höchstens die Eisbären. Die Winterruhe oder der Winterschlaf hängen bei den Tieren in freier Wildbahn mit dem Nahrungsmangel zusammen. Der ist bei uns auf der Burg nicht gegeben. Deshalb brauchen unsere Bärinnen auch nicht unbedingt einen Innenraum. Sie bevorzugen das Außengehege und haben dort ihre Unterschlüpfe.» Man merkte, daß sich Hans Merten mit dem Thema «Bärenhaltung» beschäftigt hatte. «So ein Gehege muß halt möglichst abwechslungsreich gestaltet sein, und es sollte wie bei uns mindestens 1000 bis 1500 Quadratmeter umfassen. Was anderes ist meines Erachtens nach Tierquälerei.»
    «Und warum sind nur Bärenweibchen hier?» Laubmann wollte wieder alles in Erfahrung bringen.
    «Bären sind Einzelgänger. Nur Bärenweibchen vertragen sich. Früher gab’s aber einzelne Braunbärenmännchen auf der Burg.»
    «Was heißt ‹früher›?»
    «Als die Grafen von Hohenfranken Anfang des 20. Jahrhunderts die Burg in eine Ritterburg verwandeln ließen, haben

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