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Lauf des Lebens

Lauf des Lebens

Titel: Lauf des Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: LINDA HOWARD
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jetzt musste er sich mit diesem Gedanken anfreunden.
    „Ich bin dann nicht mehr hier“, sagte sie ruhig und straffte ihre Schultern. „Ich bin Therapeutin, das ist mein Beruf, davon lebe ich. Ich werde neue Patienten haben, denn du brauchst mich dann nicht mehr. Du wirst laufen können und alles, was du vorher auch konntest – obwohl du mit dem Bergsteigen noch eine Weile warten solltest, finde ich.“
    „Du bist mein e Therapeutin“, fiel er ihr ins Wort. Der Griff um ihr Handgelenk wurde fester.
    Dione ließ ein leises, trauriges Lachen hören. „Es ist völlig normal, dass du besitzergreifend bist. Monatelang waren wir beide vollkommen isoliert in unserer gemeinsamen kleinen Welt, und du warst abhängiger von mir als von irgendeinem Menschen zuvor, außer von deiner Mutter. Deine Perspektive ist noch ganz verzerrt, aber wenn du wieder anfängst zu arbeiten, wird sich alles von selbst richten. Glaub mir, wenn ich erst einmal einen Monat fort bin, wirst du nicht mehr an mich denken.“
    Seine sonnengebräunte Haut färbte sich dunkelrot. „Meinst du damit, dass du mir einfach so den Rücken zukehren und weggehen willst?“, fragte er ungläubig.
    Sie wich zurück, Tränen sammelten sich in ihren Augen. Jahrelang hatte sie ihre Jobs beendet, ohne zu weinen. Tränen zu unterdrücken hatte sie schließlich schon als Kind gelernt. Doch Blake hatte ihre Selbstkontrolle ausgeschaltet. Sie hatte in seinen Armen geweint … und gelacht. „Für mich … für mich ist es auch nicht leicht“, sagte sie mit bebender Stimme. „Ich binde mich ebenfalls. Ich … verliebe mich jedes Mal ein kleines bisschen in meine Patienten. Aber das geht vorüber … Du wirst wieder in dein altes Leben einsteigen, und ich werde mich neuen Patienten widmen …“
    „Ich werde doch verrückt, wenn du zu einem anderen Mann ins Haus ziehst und dich in ihn verliebst!“, unterbrach Blake sie erregt. Seine Nasenflügel bebten.
    Dione musste ungewollt lachen. „Nicht alle meine Patienten sind männlich. Und ein Großteil sind Kinder.“
    „Darum geht es gar nicht.“ Seine Haut spannte sich plötzlich über den hervortretenden Wangenknochen. „ Ich brauche dich. Immer noch.“
    „Oh, Blake“, sagte sie halb schluchzend, halb lachend. „Ich habe diese Situation öfter durchgemacht, als ich mich überhaupt erinnern kann. Ich bin nichts weiter als eine Gewohnheit, eine Krücke. Eine Krücke, die du nicht einmal jetzt mehr brauchst. Selbst wenn ich heute abreiste, würde es dir nicht schaden.“
    „Das ist Ansichtssache“, schnitt er ihr das Wort ab. Er änderte seinen Griff um ihr Handgelenk, hob ihre Hand hoch, führte sie an seine stoppelbärtige Wange und berührte ihre Fingerknöchel schließlich mit seinem Mund. „Du hast dich in mein Leben hineinkatapultiert, hast die Regie über mein Haus übernommen, über meinen Alltag, über mich … Glaubst du, man kann einen Vulkan vergessen?“
    „Vielleicht wirst du mich nicht vergessen, ganz sicher aber wirst du mich nicht mehr brauchen. Und es wird nicht lange dauern, bis du das merkst. Was ist denn jetzt mit dem Champagner?“, wechselte sie betont munter das Thema.
    Sie bekamen ihren Champagner. Blake ließ alle zusammenkommen, und sie tranken gemeinsam die ganze Flasche. Angela reagierte auf die Nachricht von Blakes Erfolg mit einem leisen Weinen. Alberta ließ sich so weit gehen, dass sie Dione ein komplizenhaftes, selbstzufriedenes Lächeln zuwarf und drei Gläser Champagner trank. Selbst Miguels dunkles Gesicht hellte sich auf, und Dione sah ihn zum ersten Mal lächeln. Mit erhobenem Glas prostete er Blake schweigend zu, wobei sich die Augen der beiden Männer trafen und still Erinnerungen austauschten.
    Zum Abendessen gab es eine weitere Flasche Champagner. Serena stürzte sich in Blakes Arme, als er ihr die gute Nachricht verkündete. Schluchzer der Erleichterung schüttelten sie. Sie war so außer sich vor Freude, dass sie eine ganze Weile brauchte, um sich zu beruhigen. Richard, dessen Gesichtszüge im Laufe der vergangenen Wochen immer angespannter geworden waren, sah plötzlich aus, als wäre die Last der ganzen Welt von seinen Schultern gefallen. „Gott sei Dank“, sagte er aus tiefstem Herzen. „Jetzt kann ich endlich den Nervenzusammenbruch kriegen, den ich schon zwei Jahre vor mir her schiebe.“
    Alle lachten, und Blake sagte: „Wenn jemand einen ausgiebigen Urlaub verdient, dann bist du das. Sobald ich wieder am Schreibtisch sitze, nimmst du dir mindestens vier

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