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Lauf des Lebens

Lauf des Lebens

Titel: Lauf des Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: LINDA HOWARD
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sie fror.
    Da hörte sie hinter sich ein leises Sirren. Sie horchte auf. Das Geräusch kam aus ihrem Zimmer … Als es schließlich direkt hinter ihr verstummte, wusste sie Bescheid. Blake hatte den Rollstuhl genommen, weil er damit schneller unterwegs war als mit seiner Gehhilfe. Angespannt lauschte sie, wie er sich aus seinem Stuhl herausarbeitete und mit seinem Gleichgewicht kämpfte. Aber sie traute sich nicht, sich umzudrehen. Sie hielt ihre Stirn weiterhin gegen das kühle Geländer gepresst und hoffte, er würde merken, dass sie allein sein wollte.
    Als Erstes fühlte sie seine Hände, die nach ihren Schultern griffen, dann spürte sie den warmen, kräftigen Druck seines Körpers an ihrem Rücken und seinen Atem in ihrem Haar. „Liebling, du frierst“, flüsterte er. „Komm rein. Da können wir reden, und ich wärme dich auf.“
    Sie schluckte. „Es gibt nichts zu bereden.“
    „Es gibt eine Menge zu bereden“, beharrte er mit einer Härte in der Stimme, die sie zurückschrecken ließ. Er spürte unter seinen Fingern die Wölbungen ihrer kräftigen Muskeln und zog sie dichter an sich heran. „Deine Haut ist eiskalt. Du kommst jetzt mit rein. Du stehst unter Schock und brauchst jemanden, der sich um dich kümmert. Ich dachte, ich hätte es begriffen, aber heute Nacht hast du mich fürchterlich erschreckt. Ich weiß nicht, was du verheimlichst, wovor du Angst hast, aber ich werde es herausfinden, bevor die Nacht um ist.“
    „Die Nacht is t um“, sagte sie. Ihre Stimme war nur ein dünner Faden. „Es ist bereits morgens.“
    „So oder so, komm mit rein. Falls du es noch nicht bemerkt hast: Ich trage keinen Zentimeter Stoff am Leib, und ich stehe hier draußen bei dir in der Kälte. Wenn du nicht mit reinkommst, werde ich mir vermutlich eine Lungenentzündung holen und all deine Therapieerfolge zunichtemachen. Los, komm“, sagte er. Sein Ton war jetzt drängender. „Du brauchst keine Angst zu haben. Wir reden nur.“
    Sie schüttelte den Kopf. Ihre langen Haare flogen hin und her und schlugen ihm ins Gesicht. „Du verstehst das nicht. Ich habe keine Angst vor dir. Das hatte ich nie.“
    „Na, immerhin“, murmelte er, ließ seinen Arm auf ihre Taille hinabgleiten und versuchte, sie umzudrehen. Sie gab ihren Widerstand auf und ließ sich langsam nach drinnen führen, wobei sie ihm gleichzeitig half, sein Gleichgewicht zu halten. Blakes Gang war langsam, aber bemerkenswert stabil, sodass er sich kaum bei ihr abstützen musste. Er stoppte kurz, um die Tür zu schließen, dann führte er sie zu seinem Bett.
    „Hier, ab unter die Decke“, befahl er und beugte sich vor, um die Lampe anzuknipsen. „Wie lange warst du da draußen? Inzwischen ist ja sogar das Zimmer ganz kalt.“
    Sie zuckte die Achseln. Es war ihr vollkommen egal. Trotzdem gehorchte sie ihm, krabbelte ins Bett und zog sich die dicke Daunendecke bis zum Hals hoch. Mit grimmig zusammengepressten Lippen musterte Blake ihr blasses, erstarrtes Gesicht. Dann schlüpfte er neben sie unter die Decke. Sie schaute ihn erschrocken an.
    „Mir ist auch kalt“, sagte er, und das war zumindest die halbe Wahrheit.
    Er schob einen Arm unter ihren Hals, schlang den anderen um ihre Taille und zog sie in den Kokon seiner Körperwärme. Zunächst lag sie stocksteif da, doch dann begann die Wärme ihre kalte Haut zu durchdringen, und sie fing an zu zittern. Schließlich kam ihr Körper, instinktiv auf der Suche nach Wärme, sogar dem leichten Druck seiner Hand entgegen, die auf ihrer Hüfte lag. Als er sie schließlich bequem gebettet hatte – ihr Kopf ruhte auf seiner Schulter, und ihre Beine waren mit seinen verschlungen –, strich er ihr die dichten schwarzen Haare aus dem Gesicht und drückte seinen Mund sanft gegen ihre Stirn.
    „Liegst du bequem?“, murmelte er.
    Bequem war nicht das richtige Wort. Sie war so müde, dass ihre Glieder bleischwer, ohne jede Muskelspannung, dalagen. Trotzdem nickte sie, denn er schien auf eine Antwort zu warten. Was spielte es für eine Rolle? Sie war einfach zu müde …
    Nach einer Weile sagte er betont sanft: „Wenn ich es richtig in Erinnerung habe, sagtest du, dass du verheiratet bist.“
    Überrascht hob sie den Kopf und starrte ihn an.
    „Ich war verheiratet.“ Worauf wollte er hinaus?
    Zärtlich fuhr er ihr mit den Fingern durchs Haar und drückte ihren Kopf wieder zurück gegen seine Schulter. „Und warum war es vorhin so … schmerzhaft für dich?“, fragte er. Seine Stimme war nicht mehr als ein

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