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Laugenweckle zum Frühstück

Laugenweckle zum Frühstück

Titel: Laugenweckle zum Frühstück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E Kabatek
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nämlich nachdenklich auf die beiden Tacos-Leichen auf dem Gehweg. (Ungeschickt, wie die Kuh war, hatte sie die bei ihrem Hechtsprung fallen lassen, so dass ich ihr sogar noch das Geld zurückgeben musste.) Er fasste die Frau am Ellenbogen und dirigierte sie sehr bestimmt Richtung Haus. Ich hätte gerne gewusst, wie die Geschichte ausging – ob wohl irgendwo im Schrank ein Liebhaber versteckt war? Jedenfalls hatte ich kein Mitleid mit der Tante und war sie und ihr Gebrüll endlich los.
    Mitleid hatte ich wenig später vor allem mit mir selber, als ich Erol gegenübertreten musste. Der ließ sein ganzes türkisches Temperament an mir aus. Dabei hatte der Smart nicht mal einen Kratzer abbekommen. Solide deutsche Wertarbeit eben. Die Beamten hatten mich aus dem Teich geschoben und das Auto war nur ein bisschen schlammig. Der nette Beamte hatte mir zum Abschied seine Karte gegeben, »falls Sie mal Hilfe brauchen«. Er hieß Simon und lächelte mich an. Ich war mir nicht ganz sicher, was ich davon halten sollte, normalerweise brauchte ich nie Hilfe. Ich steckte die Karte trotzdem in meinen Geldbeutel. Immerhin war es bis dahin das einzig Nette am ganzen Tag.
    Erol also war überhaupt nicht nett und schien überhaupt kein Verständnis dafür zu haben, dass ich mich erst mal in meine neue Tätigkeit einarbeiten musste. Er feuerte mich sofort. Daraufhin wurde mir schwarz vor Augen. Nicht wegen Erol, mir war schon längst klar gewesen, dass meine Karriere bei
La Cucaracha
ein vorzeitiges Ende nehmen würde, sondern weil ich noch immer nichts gegessen hatte. Ich rutschte in Zeitlupe auf den Boden und beobachtete mich selbst von oben, als sei ich schon mein eigener Engel. Erol hörte auf zu brüllen und Aynur kapierte auch ohne große Deutschkenntnisse, was mit mir los war, und machte mir einen Taco. Das war das zweite Nette, was mir an dem Tag passierte. Der Taco war sehr lecker, Aynur hatte ordentlich Hähnchenteile reingepackt, und danach ging es mir viel besser. Nachdem ich den Taco verdrückt hatte und meine Kräfte wiedergekehrt waren, schob mich Aynur sanft zur Tür hinaus. Zum Abschied drückte sie mir verstohlen den orangefarbenen Sombrero in die Hand. Ich wusste nicht so recht, was ich damit anfangen sollte. Vielleicht wollte sie sich für Erols Gebrüll entschuldigen.
    Nun lag ich auf dem Sofa, den Sombrero auf dem Kopf, und hörte zur Entspannung
La Wally
. Draußen hatte es sacht zu schneien begonnen. Andere Leute, normale Leute, die einen Job hatten, freuten sich jetzt nach dem Stress der Woche aufs Wochenende und gingen ins Kino oder in eine Kneipe. Immerhin hatte ich eine Verabredung am Samstagabend, auch wenn ich Leon als potenziellen Partner abgehakt hatte. Vielleicht wurde es ja trotzdem ganz nett.
    Die Fischpflege hatte auch bald ein Ende. Am Sonntag würde Herr Tellerle zurückkommen. O Gott. Herr Tellerle! Die Fische! Wann hatte ich die eigentlich zum letzten Mal gefüttert? Ich fuhr hoch. Dann fiel mir ein, dass ich die Mannschaft gestern Nachmittag mit frischem Fischfutter versorgt hatte. Trotzdem war es Zeit, mal wieder nach ihnen zu gucken, auch wenn ich keine Lust hatte, meinen gemütlichen Sofaplatz zu verlassen. Sicher tat ihnen ein bisschen Unterhaltung gut.
    Ich holte Herrn Tellerles Schlüssel aus der Küche und lief auf Wollsocken durchs Treppenhaus, um Frau Müller-Thurgau nicht auf den Plan zu rufen. Ich schloss die Tür zu Herrn Tellerles Wohnung auf. Es war totenstill. Irgendetwas war unheimlich. Ich trat an das Aquarium. Ich schloss die Augen und öffnete sie wieder. Ich hatte richtig gesehen. In der Mitte des Aquariums, nahe der Wasseroberfläche, trieb ein Schleierschwanz, blasslila, mit dem Bauch nach oben. »Max«, flüsterte ich. »Max, mach jetzt kein’ Scheiß. Okay, das war jetzt lustig, und beinahe hättest du mich drangekriegt, aber jetzt hör auf, toter Mann zu spielen!« Bestimmt erlaubte sich Max einen Scherz mit mir. Max rührte sich nicht. Ich nahm die Dose mit dem Fischfutter und stieß ihn leicht an. Die anderen Fische sausten hektisch und hin und her. Max blieb regungslos, nur seine Schleierarme reagierten auf den leichten Seegang und bewegten sich sanft auf und ab.
    Ich ließ mich auf das alte Sofa sinken. Tränen stiegen mir in die Augen. Max, Herrn Tellerles Liebling, war tot, und ich hatte ihn auf dem Gewissen. Vielleicht hatte ich alle Fische umgebracht? Die anderen Fische wirkten aber kerngesund und völlig unbeteiligt. Nicht einmal Moritz schien um seinen Kumpel

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