Laura Leander - 03 Laura und das Orakel der Silbernen Sphinx
Arbeit nicht das Geringste zu tun.«
»Und wenn schon!« Der Blonde klang gequält. »Ich dachte, du willst dieses Schwert finden?«
»Natürlich will ich das!« Die Archäologin ereiferte sich so sehr, dass die Hornbrille auf ihrer Nase zitterte. »Und deshalb denke ich auch nicht daran, obskuren Hinweisen nachzugehen! Schließlich bin immer noch ich die Leiterin der Ausgrabung und damit die Einzige, die hier Anordnungen erteilen kann. Und deshalb – « Das Klingeln ihres Handys ließ sie abbrechen. Sie fischte das Telefon aus der Tasche ihres Parkas und meldete sich eine Spur zu laut, bevor sie dem Anrufer lauschte. Er schien schlechte Nachrichten zu haben, denn plötzlich wich das Blut aus ihren Wangen. »Was?«, hauchte sie entsetzt, während sie ihren Freund aus großen Augen anstarrte. »Äh… Natürlich… Natürlich war ich darüber infor… Ja, klar… keine Sorge, ich werde darauf achten, dass es nicht wegkommt.« Sie beendete das Gespräch, steckte das Handy weg und erhob sich hastig. »Hast du sie noch alle?«, herrschte sie ihren Freund an. »Oder bist du jetzt komplett verrückt geworden?«
Thomas tat unwissend. »Wovon sprichst du?«
»Wovon ich spreche?« Die Adern an Rikas Schläfen verdickten sich. »Du fährst ins Institut, lässt dir die Schwertspitze aushändigen und fragst, wovon ich spreche?« Rika holte tief Luft, bevor sie fortfuhr: »Und du hattest auch noch die Frechheit zu behaupten, dass ich dir den Auftrag dazu erteilt hätte?« Rika ereiferte sich immer mehr. »Was geht hier vor, Thomas? Was läuft hier ab?«
Der Blonde räusperte sich. »Äh… Tut mir Leid, aber ich bin nicht befugt, dir Näheres zu erzählen«, sagte er mit unsicherem Grinsen. »Der Typ mit der Kohle will das so. Und glaub mir – es ist nur zu deinem Besten, wenn du genau das machst, was ich dir sage!«
»Ich denk ja nicht daran!« Rikas Gesicht war finster wie ein Gewitterhimmel. »Und du erzählst mir jetzt endlich, wer dieser geheimnisvolle Mensch ist und was hier eigentlich gespielt wird. Aber vorher gibst du mir diese Schwertspitze zurück, und zwar plötzlich, wenn ich bitten darf!«
Immer noch lächelnd, schüttelte der Blonde den Kopf. »Bedaure, Rika, aber das ist ausgeschlossen. Er hat die Ausgrabung nur unter der Bedingung finanziert, dass ich seine Identität unter keinen Umständen preisgebe.«
Die Archäologin erstarrte. »Ist das dein letztes Wort?«, stieß sie endlich hervor. Ihre Stimme zitterte.
Ihr Gegenüber senkte den Kopf und schwieg beharrlich.
»Wie du willst. Dann werde ich umgehend das Institut informieren, dass du vollkommen eigenmächtig gehandelt hast. Und danach erstattete ich Anzeige gegen dich wegen Diebstahl.«
Thomas’ Mundwinkel zuckten. »Wenn ich dir einen Rat geben darf: Ich würde das nicht tun an deiner Stelle!«
»Willst du mir drohen?« Die Archäologin lachte lauthals. »Du glaubst doch nicht, dass ich Angst vor dir habe?«
»Bitte, Rika!« Thomas hatte einen merkwürdigen Ton angeschlagen. Er klang plötzlich besorgt. »Überleg es dir noch mal, bitte!«
Rika hielt seinem flehenden Blick stand. »Ich denke ja gar nicht daran!«
Ein glasiger Glanz trat in die Augen des Blonden. »Sorry«, sagte er leise. »Aber dann kann ich dir auch nicht mehr helfen.«
»Was soll das denn nun wieder heißen? Ich brauche deine Hilfe nicht!«
»Leb wohl«, sagte der junge Mann nur, wandte sich abrupt ab und verließ das Zelt so schnell, als sei er auf der Flucht.
Ungläubig schaute Rika Reval ihm nach. Was war nur in Thomas gefahren? Wie hatte er so etwas tun können? Und warum hatte er sich in der letzten Zeit so verändert? Das war nicht mehr der junge Assistenz-Professor, in den sie sich verliebt hatte. Er war kaum noch wiederzuerkennen. Er kam ihr nahezu wie ein Fremder vor.
Die junge Frau drehte sich um – und fuhr noch im gleichen Moment mit einem lauten Aufschrei zusammen: Vor ihr stand, wie aus dem Boden gewachsen, eine Frau in einem smaragdgrünen Gewand. Das Gesicht unter dem tiefschwarzen Haar war leichenfahl. Die Blicke ihrer gelben Reptilienaugen waren eiskalt.
»W… W… Wer sind Sie?«, stammelte Rika. Das Herz in ihrer Brust schlug ein wildes Stakkato. »Was wollen Sie von mir?«
»Du hättest auf seine Warnung hören sollen.« Als die Frau den ungläubigen Blick der Archäologin bemerkte, grinste sie.
»Aber du musstest ja unbedingt deinen Willen haben.« Plötzlich sprach sie mit der Stimme von Thomas Zachner. »Tut mir Leid, Rika, aber jetzt
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