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Laura Leander - 03 Laura und das Orakel der Silbernen Sphinx

Laura Leander - 03 Laura und das Orakel der Silbernen Sphinx

Titel: Laura Leander - 03 Laura und das Orakel der Silbernen Sphinx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Freund
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Eigentlich wirkte die befrackte Strohpuppe mit dem Zylinder auf dem Kopf nicht sonderlich gefährlich, aber einer Vogelscheuche, die sich bewegen konnte, waren noch ganz andere Dinge zuzutrauen.
    Ganz schreckliche Dinge sogar!
    Endlich hielt die unheimliche Gestalt. Die aufgemalten Augen waren auf das Mädchen gerichtet, während der Mund zu einem breiten Grinsen verzogen war.
    Laura nahm all ihren Mut zusammen. »Hey, Grinsegesicht«, rief sie der Scheuche zu. »Was willst du von mir? Und was hast du mit Philipp angestellt?«
    Der befrackte Gesell antwortete nicht, sondern verbeugte sich nur ganz tief vor Laura. Als er sich wieder aufrichtete – Laura wollte ihren Augen nicht trauen! – bewegten sich seine Arme. Unförmige Finger griffen an die Revers des Fracks und zogen ihn so weit auseinander, dass der Kugelbauch der Strohpuppe zu Tage trat. Fassungslos beobachtete Laura, wie sich in Nabelhöhe eine trichterförmige Öffnung bildete – und eine riesige Fledermaus daraus hervorschlüpfte!
    Und noch eine und noch eine!
    Ein Tier nach dem anderen breitete die Hautflügel aus, und schon kreiste ein lautloser Schwärm über der Scheuche, der ständig wuchs.
    Die kleinen Köpfe mit den spitzen Ohren und stumpfen Nasen erinnerten Laura an die bissiger Hunde. Blutrote Augen fixierten sie. Reißende Zähne blitzten in den Mäulern auf.
    Vampirfledermäuse!, kam es Laura in den Sinn. Riesige Vampirfledermäuse! Erst kürzlich hatte sie gelesen, weshalb die Viecher so genannt wurden: weil sie sich von Blut ernährten, von Tierblut normalerweise. Aber in der Turnhalle gab es kein Tier…
    Augenblicklich ging Laura die tödliche Gefahr auf, in der sie schwebte. Wie ein gehetzter Schneeleopard jagte sie zum Notausgang in der hintersten Ecke, um sich ins Freie zu retten. Zu ihrem Entsetzen jedoch war die Tür verschlossen!
    Das war nicht möglich!
    Der Notausgang musste doch immer zu öffnen sein. Von innen zumindest! Doch sosehr Laura auch ruckelte und rüttelte, die schwere Stahltür bewegte sich nicht einen Millimeter.
    Im selben Augenblick schlug die Ausgangstür am anderen Ende der Halle zu, und das Geräusch eines Schlüssels, der sich im Schloss drehte, wurde hörbar, unmittelbar bevor draußen im Gang ein unheimliches Gelächter ertönte.
    Laura erschauderte, denn sie hatte das Lachen sofort erkannt: So grässlich lachte nur Syrin, die unberechenbare Schwarzmagierin im Dienste des Schwarzen Fürsten. Aber das war doch nicht möglich! Syrin hielt sich doch in Aventerra auf! Wie konnte sie gleichzeitig auf Ravenstein sein?
    Laura kam nicht dazu, darüber nachzusinnen. Der Bauch der Vogelscheuche hatte offenbar das letzte Flattertier ausgespuckt. Es mochten mittlerweile hundert, vielleicht auch zweihundert sein, die als riesige schwarze Wolke über dem Zylinder schwebten. Blutgier spiegelte sich in ihren Augen. Die spitzen Zähne waren entblößt, als könnten die Vampire es gar nicht abwarten, sie in das zarte Fleisch ihres Opfers zu schlagen.
    Da hob der Lattenmann den rechten Frackarm und senkte ihn sogleich wieder – das Signal zum Angriff! Schon schwirrte der unheimliche Schwärm auf Laura zu, ebenso lautlos wie unaufhaltsam. Und so fieberhaft sie auch nachdachte, ihr wollte einfach nicht einfallen, wie sie den Biestern entkommen könnte.
     
    »O h, oh! Übel, übel!«, murmelte der Platzwechsler, während er aufgeregt hin und her hüpfte. »Ich gehe nicht einen Schritt mehr weiter!«
    Alarik konnte Malhiermalda nur allzu gut verstehen. Hinter einem Baumstamm versteckt, spähte der Knappe hinaus auf die große Lichtung mit den Holzhütten, die nur von einem mächtigen Feuer beleuchtet wurde. In seinem Schein waren Männer in schwarzen Rüstungen zu erkennen. Offensichtlich hielten sie Wache, denn sie marschierten unablässig auf und ab und ließen ihre Blicke aufmerksam in die Runde schweifen. Wen mochten sie bloß bewachen?, fragte sich Alarik und wandte sich an den Gefährten, der ihn zielsicher zum Traumwald geführt hatte. »Hör zu«, flüsterte er dem Platzwechsler ins Ohr. »Du rührst dich ausnahmsweise mal nicht von der
    Stelle, auch wenn dir das noch so schwer fallen mag. Und ich versuche herauszufinden, was hier vor sich geht.«
    »Wenn du meinst, wenn du meinst«, entgegnete Malhiermalda und sprang eilends hinter einen Busch.
    Alarik spähte nach allen Seiten, bevor er sich tief gebückt zur nächstgelegenen Hütte schlich. Alle Knappen von Hellunyat mussten während ihrer Ausbildung das heimliche

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