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Laura Leander - 03 Laura und das Orakel der Silbernen Sphinx

Laura Leander - 03 Laura und das Orakel der Silbernen Sphinx

Titel: Laura Leander - 03 Laura und das Orakel der Silbernen Sphinx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Freund
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Aventerra auf die Aufzucht und Pflege der Erleuchtlinge verstand, inmitten des Traumwaldes. Unscheinbare Hütten, aus Holz und Laub gefertigt, dienten ihnen als Behausung. Sie waren locker über eine kleine Lichtung verstreut, die von riesigen Bäumen gesäumt wurde. Die Wipfel reckten sich dem Himmel entgegen, als wollten sie die Wolken streicheln. Fröhliches Vogelgezwitscher füllte die Luft, Tautropfen glänzten auf Blättern und Gräsern und schmückten die Wedel riesiger Farne mit glitzernden Perlen.
    Wie immer um diese Stunde des Morgens verließ Meister Orplid sein Haus, um nach seinen Schützlingen zu sehen. Der
    Frühaufsteher war meist lange vor seiner Gattin und seinen Lehrlingen auf den Beinen. Er bewohnte die größte Hütte der Siedlung, die am Rande der Lichtung gelegen war, und galt als der geschickteste aller Traumspinner. Kein anderer verstand sich so trefflich wie er auf den Umgang mit den schwierigen Erleuchtungen. Die winzigen Geschöpfe, die aus nichts als reinem Licht bestanden und meist frei und ungebändigt in den Weiten des Traumwaldes umherschwirrten, waren eigenwillig und stur und deshalb schwer zu zähmen. Sie zu einer harmonischen Einheit zusammenzuspinnen, die eine sinnvolle Botschaft ergab, war deshalb eine hohe Kunst, die erst nach einer langwierigen und mühevollen Lehrzeit von mindestens fünf Jahren beherrscht wurde. Orplid beherrschte diese Kunst in Vollendung, und so rissen sich die jungen Traumspinner darum, ihre Ausbildung durch ihn zu erfahren. Dabei galt der Meister als äußerst streng. Er war auf Pünktlichkeit und Disziplin bedacht, und Fleiß war für ihn eine Selbstverständlichkeit. Dennoch brauchte er sich über einen Mangel an Lehrlingen niemals zu beklagen.
    Fast hatte es den Anschein, als würde Meister Orplid lediglich durch das gelbgrün gestreifte Gewand zusammengehalten, das trefflich zu der glockenförmigen Mütze passte, die er auf seinem Kopf trug. Wie alle Traumspinner war nämlich auch Orplid ziemlich schmächtig. Selbst als Erwachsene wurden sie kaum größer als ein normaler Jüngling, und da sie über einen sehr zerbrechlichen Körperbau verfügten, wogen sie kaum mehr als ein Kleinkind.
    Am Rande der Lichtung ergriff der Traumspinner eine der Strickleitern, die von den Ästen der Bäume baumelten, und stieg gemächlich Sprosse für Sprosse empor. Es dauerte eine Weile, bis er die Wipfelhöhe erreichte, in der die Unterkünfte seiner Erleuchtlinge wie große Vogelnester in den Baumkronen klebten. Die Holzverschläge waren durch Brettersteige
    und Seilbrücken miteinander verbunden, sodass man nicht erst wieder mühsam auf den Boden hinuntersteigen musste, wenn man sich von einem zum anderen begeben wollte.
    Mit angespannter Miene spähte Meister Orplid zum Himmel. Sein schmales Gesicht, das von einer fast durchscheinenden Haut überzogen war, erhellte sich. Keine Wolke trübte den Blick auf die blassblaue Kugel des Menschensterns, der über dem Traumwald stand. Ideale Bedingungen also, um die zusammengesponnenen Erleuchtlinge loszuschicken und den Menschen eine Botschaft zu überbringen. Und genau das hatte Meister Orplid vor. Über lange Wochen hatte er an einer ganz besonderen Botschaft gesponnen. Widrige Umstände – eine geschlossene Wolkendecke, Regen oder gar Sturm – hatten jedoch bisher verhindert, dass er sie auf den Weg bringen konnte. Heute allerdings war es endlich so weit!
    Leichten Schrittes tänzelte er zum nächsten Verschlag und öffnete die Tür mit einem fröhlichen »Na, meine Lieben – wie geht es uns denn heu –?« Der gewohnte Gruß erstarb auf seinen Lippen. Die Augen wurden groß wie Kiesel. Unter der transparenten Haut seiner Wangen war das hellgrüne Blut in den Adern zu sehen. »Nein«, stammelte er völlig fassungslos. »Nein – das glaub ich nicht!« Unvermittelt wurde sein Gesicht dunkelgrün vor Zorn. »Na wartet, ihr Nichtsnutze! Ihr sollt Meister Orplid kennen lernen – aber gründlich!« Damit schlug er die Tür hinter sich zu, eilte zurück zur Strickleiter und kletterte mit ungewohnter Hast hinunter.

K apitel 9 Der Drache Niflin
    er Drache war riesig. Vom gehörnten Kopf bis zur Schwanzspitze maß er mindestens zwanzig Meter. Schwefliger Dampf quoll aus seinen geblähten Nüstern, die giftgrüne Schuppenhaut glänzte in der schräg stehenden Sonne. Angriffslustig breitete das Ungeheuer die Hautflügel aus, sein heiseres Brüllen ließ Bäume und Büsche erzittern, während es aus dem Schatten der Burgruine auf

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