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Laura Leander - 03 Laura und das Orakel der Silbernen Sphinx

Laura Leander - 03 Laura und das Orakel der Silbernen Sphinx

Titel: Laura Leander - 03 Laura und das Orakel der Silbernen Sphinx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Freund
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wollen, müssen wir schleunigst zur Haltestelle. Der letzte Bus fährt in ein paar Minuten – oder hast du das vergessen, du Spar-Kiu?«
    Laura sparte sich eine Erwiderung. Sie begab sich zurück in die Arena, sagte Percy und Hannes, die nun gemeinsam das Textbuch studierten, rasch Adieu und winkte einigen der anderen Darsteller, die sie flüchtig kannte, zum Abschied zu. Dann strebte sie mit Lukas im Schlepptau zum Ausgang.
    Sie hatten ihn schon fast erreicht, als Laura aus den Augenwinkeln eine Bewegung wahrzunehmen meinte. Überrascht blieb sie stehen und schaute sich zu dem Drachen um. Hatte Niflin tatsächlich den Kopf gedreht? Das war doch nicht möglich, oder? Vielleicht machte sich Hannes bereits wieder am Steuerpult zu schaffen?
    Ein schneller Blick auf die Zuschauerränge jedoch zeigte Laura, dass der Rotschopf immer noch in ein Gespräch mit Percy vertieft war. Erneut blickte sie auf den Drachen, der reglos mitten in der Arena stand und sie aus toten Augen anstarrte. Unwillkürlich zuckte Laura mit den Schultern. Sie musste sich getäuscht haben, eine andere Erklärung gab es nicht.
    »Was ist denn los?«, wollte Lukas wissen. »Wir werden noch den Bus verpassen.«
    »Ach, nichts«, antwortete Laura und lief weiter, ohne dem Untier weiter Beachtung zu schenken. Und so entging ihr, dass Niflin den Kopf reckte, die kalten Drachenaugen verengte und eine kaum wahrnehmbare Wolke schwefeligen Rauchs sich aus seinen Nüstern kräuselte.
     
    W ie die Orgelpfeifen waren die fünf Traumspinnerlehrlinge am Esstisch in Meister Orplids Hütte aufgereiht. Madame Fantasa, die Gattin des Meisters, stellte eben eine frische Kanne Kräutertee auf den Tisch, als die Eingangstür aufgerissen wurde und der Hausherr hereinstürmte. Zorn stand ihm ins dunkelgrüne Gesicht geschrieben.
    »Los, heraus mit der Sprache!«, herrschte er seine Schützlinge an. »Wer von euch war es? Wer hat sich an meinen Erleuchtungen vergriffen?«
    Glitsch, der älteste, machte eine erstauntes Gesicht. »Ich nicht, Meister!«
    »Ich auch nicht!«, sagte Glutsch, der Zweitälteste.
    »Ich erst recht nicht!«, ließ sich Glatsch, der nächste, vernehmen.
    Und auch Gletsch, der vierte, bestritt, etwas damit zu tun zu haben. »Ich ganz bestimmt nicht, ehrlich, Meister!«
    Nur Somni, der jüngste, schwieg und blickte betreten zu Boden.
    Langsam tänzelte Orplid auf ihn zu. »Schau mich an, Somni!«, sagte er barsch.
    Der Jüngling, um einiges kleiner als sein Meister, hob den Kopf und sah Orplid in die Augen.
    »Warum Somni? Warum hast du das getan?«
    »Weil…« Die Stimme des kleinen Traumspinners war noch zerbrechlicher als seine Gestalt. »Weil ich… es auch mal probieren wollte. Ihr habt es mir doch noch niemals erlau – «
    »Es probieren?«, fuhr Meister Orplid dazwischen. »So ist das also!« Fassungslos schüttelte er den Kopf. »Ja, hast du denn nicht gehört, was ich euch immer und immer wieder predige?«
    »Natürlich, Meister.«
    »Dass wir Traumspinner eine äußerst wertvolle Gabe besitzen, mit der wir verantwortungsvoll umgehen müssen?«
    »Ja…«
    »Weil nur wir die Fähigkeit haben, den Bewohnern des Menschensterns mit Hilfe der Erleuchtlinge Botschaften im Schlaf zu übermitteln?«
    »Gewiss…«
    »Und dass diese Träume, wie sie sie nennen, ihnen helfen sollen, zu sich selbst und zu ihrer wahren Bestimmung zu finden?«
    »Aber ja doch…«
    »Dass diese Träume der unterschiedlichsten Art sind, je nachdem, welche Wirkung wir erzielen wollen?«
    »Ich weiß, Meister.«
    »Und warum setzt du dann ausgerechnet die schrecklichste aller Botschaften frei?«
    Auch Somnis Augen wurden groß, und in seinem Gesicht war kaum mehr ein Schimmer von Grün wahrzunehmen, so sehr ängstigte er sich. »Die schrecklichste aller Botschaften?«
    »Ja«, stöhnte Meister Orplid nur, bevor er sich kraftlos auf die Bank sinken ließ und die gelbgrüne Haube vom kahlen Schädel zog.
    Madame Fantasa eilte sofort herbei und reichte ihm eine Tasse dampfenden Tees, die er dankbar entgegennahm. Nachdem er sich mit einem Schluck gekräftigt hatte, wandte er sich wieder dem jüngsten der Lehrlinge zu. Auch Glitsch, Glutsch, Glatsch und Gletsch, die vier Brüder, sahen den Jüngsten vorwurfsvoll an: Wie konntest du nur, Somni!
    »Schon seit Wochen plage ich mich damit ab«, hob Meister Orplid an, »eine ganz besonders Furcht erregende Botschaft zusammenzuspinnen. Sie ist für einen ganz bestimmten Menschen bestimmt, der nichts als Unheil anrichtet auf dem

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