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Laura Leander - 03 Laura und das Orakel der Silbernen Sphinx

Laura Leander - 03 Laura und das Orakel der Silbernen Sphinx

Titel: Laura Leander - 03 Laura und das Orakel der Silbernen Sphinx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Freund
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die Dunkle Festung drifteten, konnte sie die bunt berockten Männer auf den edlen Pferden schon von weitem erkennen, die sich vom Steinernen Forst her der Trutzburg des Schwarzen Fürsten näherten. In ihrem Schlepptau befand sich eine Gruppe von Kindern, die aus der Entfernung allerdings kaum mehr als undeutliche Schemen waren. Dennoch wusste das Mädchen, was das bedeutete: Die Verführer aus Deshiristan brachten Nachschub für Borborons seelenlose Kindersklaven. Sie eilte zur Treppe, um sich hinunter in den Burghof zu begeben und die Ankunft der Unglücklichen mit eigenen Augen zu beobachten. Seit ihre Herrin Syrin, die sie zu ihrer persönlichen Sklavin auserkoren hatte, zu einer überstürzten Reise aufgebrochen und bislang noch nicht zurückgekehrt war, verfügte Alienor über reichlich freie Zeit. Nur hin und wieder wurde sie zum Dienst bei Borboron eingeteilt, doch da der Schwarze Fürst über eine ausreichende Anzahl von Dienern verfügte, hielt dieser sich in Grenzen. Die Sklavenaufseherin scheute sich offensichtlich, ihr niedere Tätigkeiten zuzuweisen. Sie fürchtete wohl, das Mädchen könne sich nach Syrins Rückkehr bei seiner Herrin darüber beschweren, und da die sprunghaften Launen der Magierin berüchtigt waren, wollte sie es sich nicht mit deren persönlicher Sklavin verderben.
    Alienor machte von ihren Freiheiten – soweit man bei einer Sklavin davon sprechen konnte – reichlich Gebrauch. Sie erkundete die riesige Burg, durchstreifte Gänge und Flure und alle möglichen Räumlichkeiten von den höchsten Zinnen bis hinunter in die tiefsten Verliese. Mittlerweile kannten sie fast alle Wachen, und da selbst die finstersten Recken für ein freundliches Wort oder ein nettes Lächeln empfänglich waren, gewährten sie ihr fast überall Zutritt. Nur eines war Alienor bislang noch nicht gelungen: auch nur einen Schritt aus der Dunklen Festung zu setzen. Es war ihr schlichtweg unmöglich, die Tore zu passieren. Die Torwachen hatten strikte Anordnung, keinen Sklaven durchzulassen. Und da Borboron jeden Verstoß gegen seine Befehle streng bestrafte – meistens mit dem Tode –, hielten sich die Männer ausnahmslos daran. Sich heimlich davonzustehlen bedeutete den sicheren Tod. Jeder Flüchtling wurde unbarmherzig verfolgt, und keiner war bislang den Häschern und ihren Hunden, die eigens für die Sklavenjagd abgerichtet worden waren, entkommen. Und so war Alienors innigster Wunsch, endlich die Freiheit wiederzuerlangen und nach Hellunyat zurückzukehren, bislang unerfüllt geblieben. Aber eines Tages würde ihr das schon gelingen, da war sie sich ganz sicher.
    Als das blonde Mädchen in den Burghof hinaustrat, hielten die Wunschgaukler mit ihren Gefangenen gerade auf das Tor zu, das die schwarz uniformierten Wachen bereits geöffnet hatten.
    Auch Borboron stand schon bereit, als könne er es gar nicht erwarten, die neuen Sklaven in Empfang zu nehmen. Dabei befanden sich bereits so viele Unglückliche in seiner Gewalt, dass sie sich zu zweit oder zu dritt die harten Holzpritschen in den Unterkünften teilen mussten.
    Neugierig schlich Alienor näher an den Schwarzen Fürsten heran.
    Die Männer in der traditionellen Tracht der Wüstenbewohner von Deshiristan – farbenprächtige Burnusse und bunte Turbane – zügelten ihre Vollblüter in angemessenem Abstand. Ihr Anführer, dessen linkes Ohrläppchen und Nase mit einem goldenen Ring verziert waren, saß ab und ging auf Borboron zu. Sein regenbogenfarbener Umhang war so lang, dass er fast auf dem Boden schleifte. Ohne die Kopfbedeckung abzunehmen, verneigte er sich vor dem Schwarzen Fürsten. »Seid mir gegrüßt, edler Herr«, sagte er und entblößte makellos weiße Zähne, während er freundlich lächelte.
    Der Tyrann verzog keine Miene. Ausdruckslos musterte er das halbe Dutzend zerlumpter Jungen und Mädchen, die mit dumpfen Gesichtern und abwesendem Blick neben den Pferden standen und teilnahmslos ihres Schicksals harrten. »Wie ich sehe, Gramar, bringt Ihr uns neue Ware. Ich will doch hoffen, dass sie auch was taugt.«
    »Aber natürlich, Herr!« Wieder verneigte sich der Wunschgaukler. »Nie würden wir es wagen, Euch minderwertige Qualität zu liefern. Aber bitte – überzeugt Euch selbst!«
    Alienor musste an sich halten, sonst hätte sie vor Wut laut aufgeschrieen, als der Schwarze Fürst nun durch die Reihen der Kinder schritt und sie begutachtete, als wären sie Vieh: Da prüfte er den Wuchs der Zähne, dort die Härte der Muskeln, und bei

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