Laura Leander - 03 Laura und das Orakel der Silbernen Sphinx
über die Baumwipfel schweifen, konnte aber keine weitere Krähe ausmachen. Es war auch kein anderes Gefieder zu sehen. Nur zahllose Mistelbüsche, die wie kleine grüne Monster auf den Asten hockten.
K apitel 12 Ein
perfider Plan
aura schluckte. Verbargen sich dahinter tatsächlich Ellerkings Totenvögel? Und wenn ja – was oder wen bewachten sie eigentlich?
Da erst fiel ihr die Vogelscheuche auf. Mehr als hundert Meter entfernt stand sie am entgegengesetzten Ende des Ausgrabungsfeldes. Laura kam es so vor, als sei es dieselbe Scheuche wie die an der Alten Gruft. Auch diese hier schien einen Frack und einen Zylinder zu tragen, obwohl das auf die Entfernung nicht mit Gewissheit zu erkennen war.
Ein merkwürdiger Zufall – oder war es gar kein Zufall?
»Was ist denn mit dir los?« Eine Frauenstimme in ihrem Rücken ließ Laura herumfahren. Sie hatte gar nicht gehört, dass Rika Reval sich genähert hatte. Die Archäologin lächelte freundlich. »Du machst ja ein Gesicht, als hättest du ein Gespenst gesehen.«
»Ähm«, brummte das Mädchen und drehte sich noch einmal nach der Scheuche um, bevor sie sich wieder der Frau mit der Hornbrille zuwandte. »Es ist nichts«, sagte sie. »Oder vielleicht sehe ich so mürrisch aus, weil ich schlechte Nachrichten für Sie habe.«
»Schlechte Nachrichten?«
Laura nickte. »Ja. Ich war gerade im Museum, um nach Muhme Marthas Nachlass zu suchen.«
»Und?« Rika war die Spannung anzusehen. Die Augen hinter den Brillengläsern glänzten.
»Tut mir Leid.« Laura zuckte bedauernd mit den Schultern. »Aber falls Papas Urgroßmutter tatsächlich Dokumente besessen haben sollte, die Ihnen näheren Aufschluss über Sigbert und sein Schwert liefern könnten, dann sind die längst verbrannt.«
»Schade«, sagte Rika. »Ist aber nicht weiter tragisch. Es sieht nämlich so aus, als würden wir auch ohne sie vor dem Durchbruch stehen!«
»Echt?«
Die Archäologin nickte. Ein zufriedenes Lächeln spielte um ihre Lippen.
»Ja. Komm mit, ich will dir was zeigen.« Sie steuerte auf die Grube in der Mitte des Feldes zu, die sich als knapp mannstief erwies. Drei Männer und zwei Frauen arbeiteten darin. Offensichtlich legten sie eine aus Feldsteinen gefügte Mauer frei. Verwundert blickte das Mädchen die Archäologin an. »Wie kommt die denn in die Erde?«
»Genau das haben wir uns natürlich auch gefragt.« Wieder lächelte Rika. »Und deshalb haben wir das Areal hier durchleuchten lassen.«
»Durchleuchten?«
»Vereinfacht ausgedrückt!«, erklärte die junge Frau. »Mit den Mitteln der modernen Wissenschaft ist es möglich, von einem bestimmten Gelände so etwas wie Röntgenaufnahmen anzufertigen. Dann kann man ohne einen einzigen Spatenstich erkennen, was unter der Erde verborgen ist.«
»Das ist ja super!« Laura klang beeindruckt. »Und erleichtert Ihre Arbeit natürlich ungemein.«
»Ja.« Rika deutete auf die Mauer in der Grube. »Deshalb vermuten wir auch ganz stark, dass es sich hier um die Außenwand einer alten Gruft handelt. Den Ausmaßen nach zu urteilen, müsste es die Grabstätte eines Herrschers sein. Erste Materialproben haben gezeigt, dass sie rund eintausendfünfhundert Jahre alt ist, und das bedeutet – «
» – dass es sich möglicherweise um das Grab von Sigbert dem Drachentöter handelt!« Auch Lauras Augen hatten nun einen ganz aufgeregten Glanz angenommen. »Habe ich Recht?«
»Stimmt!« Rika nickte. »Zumindest vermuten wir das. Vom Alter her würde es genau passen, und außerdem liegt es auf dem Gelände der ehemaligen Burg, sodass wir uns begründete Hoffungen machen, tatsächlich das Grab des Drachentöters entdeckt zu haben. Zumal ja auch die Schwertspitze auf diesem Gelände gefunden wurde.« Dann aber schüttelte die junge Frau unwirsch den Kopf. »Was bin ich nur für eine schlechte Gastgeberin! Du hast doch bestimmt Hunger und Durst.«
Laura ließ sich auf eine Limonade einladen, die Rika ihr vor einem der Zelte servierte, das als Feldküche fungierte. Campingtische und -stühle waren darin und davor aufgestellt.
Das Mädchen wollte sich gerade setzen, als sein Blick wieder auf die Bäume fiel: Jetzt waren es schon fünf Krähen, die in den Wipfeln saßen und sie stumm zu beäugen schienen.
Laura schluckte. Sie griff nach dem Trinkbecher, bemüht, sich die Beklommenheit nicht anmerken zu lassen. »Liegt eigentlich der Laborbefund schon vor?«, fragte sie nach einem kleinen Schluck. »Für die Schwertspitze, meine ich?«
Rika setzte
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