Laura Leander - 03 Laura und das Orakel der Silbernen Sphinx
Gesicht zu verziehen. »Iiih! Die stinkt ja ganz entsetzlich!«
»Was du nicht sagst!« Laura lächelte spöttisch. »Obwohl – im Vergleich zu dem pestartigen Gestank, den das Viech verströmt hat, riecht das Teil hier fast schon angenehm; jedenfalls keinen Deut schlechter als Pinkys Gruftie-Parfüm.«
Lukas starrte angestrengt auf die Feder. Es war deutlich, dass seine grauen Zellen auf Hochtouren arbeiteten. Dann musterte er die Schwester aus schmalen Augen. »Wenn du tatsächlich von einer Harpyie angegriffen worden sein solltest – «
»Das bin ich, Lukas«, fuhr Laura dazwischen. »Mit absoluter Sicherheit.«
»- dann kann es dafür nur eine einzige Erklärung geben.« Er machte eine kleine Pause, als wollte er Laura auf die Folter spannen.
»Und die wäre?«
»Die Dunklen müssen Hilfe aus Aventerra bekommen haben!«
P aravain trug nur ein einfaches Ledergewand. Sein Schwert war um seine Hüften gegürtet. Sein Schimmel stand gesattelt vor dem Stall im Innenhof der Gralsburg und wedelte unruhig mit dem Schweif, um lästige Fliegen zu vertreiben.
Morwena sah den Ritter ängstlich an. »Dann willst du es also tatsächlich wagen?«
Der Ritter nickte. »Es bleibt mir keine andere Wahl.«
Die Heilerin machte einen Schritt auf ihn zu, blickte ihm tief in die Augen und schloss ihn ganz fest in die Arme. »Pass gut auf dich auf, Paravain«, flüsterte sie beklommen. »Bitte, komme heil zu mir zurück.«
»Natürlich, das werde ich.« Sanft strich der junge Mann ihr über das Haar, das zu einem Knoten gebunden war. »Gräme dich nicht. Ich ziehe doch nicht in die Schlacht, und die Traumspinner sind nicht unsere Feinde.«
»Gewiss.« Die Heilerin zwang sich zu einem Lächeln. »Aber der Weg bis zum Traumwald ist weit und voller Gefahren. Wer weiß, was dir alles zustoßen mag. Willst du zu deinem Schutz nicht doch lieber die Weißen Ritter mitnehmen?«
Der Blonde löste die Umarmung. »Eine große Gruppe erregt viel mehr Aufmerksamkeit als ein einzelner Reiter. Borborons Späher lauern doch überall.«
»Dann nimm wenigstens Alarik mit.«
»Auch das nicht, Morwena. Ich will ihn nicht unnötig in Gefahr bringen und nicht auch noch auf ihn aufpassen müssen. Ich habe schon genug damit zu tun, mich vor unseren Feinden zu verbergen. Sie brauchen doch nicht zu erfahren, was ich vorhabe. Lassen wir sie einfach in dem Glauben, dass wir nicht die geringste Ahnung haben, welche Drohung über uns schwebt. Und wenn wir Laura tatsächlich warnen können dann ist unsere Sache vielleicht doch noch nicht verloren.«
»Ich hoffe so sehr, dass du Recht hast, aber…« Die junge Frau schluckte und wandte den Blick ab.
»Das sieht dir gar nicht ähnlich, Morwena.« Der Ritter fasste sie zärtlich am Kinn und zwang sie, ihn anzusehen. »Sonst ist es doch immer umgekehrt: Ich bin der Zweifelnde, während du auf die Kraft des Lichts vertraust.«
»Ich weiß.« Die Heilerin war kaum zu verstehen, so brüchig war ihre Stimme. »Aber diesmal… ich habe so eine seltsame Vorahnung, und das macht mir Sorgen.«
»Du brauchst dich nicht um mich zu sorgen. Wirklich nicht! Und jetzt – leb wohl.« Er drückte sie noch einmal ganz fest an sich und küsste sie.
Morwena erwiderte den Kuss, als gäbe es für sie sonst nichts mehr auf der Welt.
Endlich lösten sie sich voneinander. Paravain bestieg den Schimmel und ritt auf das Burgtor zu. Tränen strömten über die Wangen der Heilerin, die ihm nachsah, bis er ihrem Blick entschwunden war, bevor sie sich in den Krankentrakt zurückzog.
Eine schmächtige Gestalt trat hinter der Mauerecke des Pferdestalls hervor. Mit grimmiger Miene spähte Alarik, der Knappe, zum Tor. Deshalb also hatte Paravain so geheimnisvoll getan und ihm sein Vorhaben verschwiegen!
Weil er ihm nichts zutraute und ihn nur als Belastung empfand!
Der Junge seufzte enttäuscht.
Paravain sollte ihn kennen lernen!
Der würde Augen machen, wenn er im Traumwald eintraf und merkte, dass sein Knappe ihm zuvorgekommen war!
Die Vorfreude trieb Alarik ein Grinsen ins Gesicht.
V erwundert blickte Kaja Laura an. »Was hast du dort überhaupt gewollt?«, fragte sie, bevor sie sich auf den Rand des Billardtisches stützte, die Spitze des Queues auf ihre Hand legte und die weiße Kugel anvisierte.
Laura verstand nicht sofort, worauf Kaja anspielte. »Wo gewollt?«
»Auf dem Alten Schindacker, natürlich«, antworte Kaja, ohne aufzublicken, und kniff das linke Auge zu. »Warum bist du überhaupt
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