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Laura Leander 05 - Laura und der Ring der Feuerschlange

Laura Leander 05 - Laura und der Ring der Feuerschlange

Titel: Laura Leander 05 - Laura und der Ring der Feuerschlange Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Freund
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Empfang genommen zu haben, denn die Bilder der Überwachungskameras würden eine eindeutige Sprache sprechen!«
    »Bellheim hat vollkommen Recht«, bestätigte Aurelius Morgenstern. »Auch ich habe keinerlei Erklärung dafür.«
    »Wie auch immer«, fuhr der Verleger fort. »Jedenfalls habe ich das Buch bei Herrn Sephem entdeckt. Auch wenn ich nicht die geringste Ahnung habe, wie es in seinen Besitz gelangt ist, war mir auf Anhieb klar, dass es dabei nicht mit rechten Dingen zugegangen ist, denn schließlich gehört das Buch ja dieser Abtei. Deshalb habe ich beschlossen, es ihm zu entwenden. Als mein Gastgeber einen Anruf in der Halle entgegennahm, habe ich die günstige Gelegenheit genutzt, damit es wieder in die Hände seiner rechtmäßigen Besitzer gelangt.« Er blickte Aurelius fragend an. »Sie werden doch dafür Sorge tragen, dass es zurück in die Bibliothek kommt, nicht wahr?«
    »Natürlich.« Der Professor nickte. »Ich kann mich dafür nicht genug bedanken! Sie haben mich und das Internat in letzter Zeit auf jede nur erdenkliche Weise unterstützt!«
    »Ach, nicht der Rede wert!« Maximilian Longolius hob die Hand mit den vielen Ringen. »Ich fühlte mich für die Situation verantwortlich. Immerhin war ich es, der Herrn Sephem erst auf die Idee gebracht hat, nach Ravenstein zu kommen.« Er schaute auf seine Armbanduhr. »Verzeihen Sie, ich muss mich nun leider verabschieden. Es ist schon sehr spät.« Er stand auf, schüttelte hastig die Hand des Professors und reichte auch Laura noch einmal die Rechte. Dann eilte er zur Tür. Dort wandte er sich noch einmal um. »Ich kann Ihnen bedauerlicherweise nicht versprechen, dass ich es morgen Abend pünktlich zum Festbankett schaffe. Ich muss zu dieser Zeit ein dringendes geschäftliches Telefonat nach Hongkong fuhren.« Er blickte das Mädchen an. »So leid es mir für dich tut, Laura – Sayelle muss bei diesem Anruf anwesend sein. Sie hat sich seit Wochen darauf vorbereitet und wird mir zur Seite stehen.«
    Nicht dass Laura diese Nachricht übermäßig traurig gestimmt hätte. Dennoch hatten die Besuche der Stiefmutter an ihrem Krankenbett sie davon überzeugt, dass Sayelles Besorgnis echt war. Darum hatte das Mädchen beschlossen, nett zu ihr zu sein. Allzu lange, so hoffte Laura, würde Sayelles Gastspiel in der Familie Leander sowieso nicht mehr dauern. Jetzt, da sie den Ring hatte, würde sie in der Lage sein, Anna Leander zu befreien!
    Maximilian Longolius hatte das Büro kaum verlassen, da griff Aurelius Morgenstern nach dem Buch und blätterte hastig darin herum. Es dauerte nicht lange, bis er die richtige Stelle gefunden hatte. »Da haben wir es ja!«, rief er freudig erregt aus. »Hier ist von der alten Prophezeiung die Rede, die ich meinte! Am besten, du liest selbst.« Damit schob er dem Mädchen das Buch zu.
    Laura ergriff den Folianten, den sie zuletzt auf ihrer Traumreise in die Zeit des Grausamen Ritters in der Hand gehabt hatte, und beugte sich über den Text. Schon nach kurzer Zeit schob sie das Buch von sich. »Tut mir leid«, sagte sie verlegen. »Aber ich bin nicht so gut in Latein wie mein Bruder.«
    »Verzeih mir«, erwiderte der Direktor. »Das musst du auch nicht.« Damit nahm er ihr das Buch aus der Hand und übersetzte den altertümlichen Reim so, dass Laura ihn verstehen konnte.
    »Die Überschrift lautet ›Der dritte Schlüssel‹«, erklärte er. »Darunter steht: ›Nur selten schlägt des Schicksals Stund, wie dieses Verslein dir tut kund. Doch nicht allein der Sterne Bahn zeigt uns den richt’gen Tag dann an.‹« Er machte eine bedeutungsvolle Pause. »Nun folgt die Prophezeiung:
     
    ›Die Dreizehn einst der Vierzehn weicht,
    wenn’s Licht beinah dem Dunkel gleicht;
    wenn der Flammenring am Himmel steht,
    um alles oder nichts es geht.
    Wenn unten oben und Dunkel Licht will sein,
    des Fatums Stunde bricht herein.
    Das Opfer, das ein Kind erbracht,
    entscheidet in des Schicksals Nacht.
    Bedenkt nur eins: Nicht der ist klug,
    der stets mit Macht zu siegen sucht.
    Ob alter Mann, ob Mägdelein,
    nur der kann ein Gewinner sein,
    der recht erkennt und, weil er liebt,
    sich überwind’ und Verzicht dann übt.
    Nur der erfährt das alte Glück,
    wer seine Gaben reicht zurück.
    Wer gerne gibt, was jemand nimmt,
    der nie verliert und stets gewinnt.‹«
     
    Aurelius löste den Blick von dem alten Buch und sah Laura in die Augen. »Das ist es, was unsere Urväter mündlich von Generation zu Generation tradiert haben, bevor es in

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