Laura Leander 05 - Laura und der Ring der Feuerschlange
mürrisch. »Irgendeinen Grund wird sie schon haben.«
Laura seufzte. »Dabei hatte ich so gehofft, dass sie endlich abhaut und zu diesem Presseheini zieht, diesem Maximilian Longolius. Aber Pustekuchen!« Dann wandte sie sich an das Mädchen links neben ihr. »Was ist denn mit dir, Magda? Hast du wenigstens etwas bei deinen Eltern erreicht?«
»Fehlanzeige.« Das blonde Mädchen schüttelte bedauernd den Kopf. »Dabei kennen meine Alten jede Menge Leute, und trotzdem konnten sie kein Schwein dazu überreden, seine Blagen hier anzumelden!«
Laura musste sich ein Grinsen verkneifen. Diese Magda! Ihre Ausdrucksweise ließ keineswegs vermuten, dass sie aus einer vornehmen Familie stammte. Ihr Vater war ein angesehener Universitätsprofessor, und Magdas Mutter spielte Violine in einem renommierten Kammerorchester.
Während Laura die Nudeln geschickt auf ihre Gabel drehte, blickte sie immer wieder ungeduldig zur Eingangstür. Wo Lukas nur bleibt?, fragte sie sich. Das Telefonat kann doch nicht so lange dauern! Aber offensichtlich ist die Sache doch nicht so einfach, wie er sich das vorgestellt hat.
Ein helles Geläut riss sie aus ihren Gedanken. Als Laura den Blick zum Lehrertisch wandte, sah sie, dass Professor Aurelius Morgenstern sich vom Stuhl erhoben hatte und eine Glocke schwang.
W ie erstarrt blickte der Hüter des Lichts die junge Heilerin an. »Bist du sicher, dass es keine Täuschung war?«, fragte er. »Irgendein Blendwerk der Dunklen Mächte? Es war wirklich ein schwarzes Einhorn?«
»Ja, Herr, ohne jeden Zweifel.« Morwena nickte beklommen. »Es stand kaum zwanzig Schritte von mir entfernt.« Ihre Stimme klang rau, als sie weitersprach. »Ihr wisst, was das bedeutet?«
Elysion antwortete nicht, sondern sank auf seinem Sessel in sich zusammen. Während die junge Frau ihn bekümmert betrachtete, starrte er ins Leere. Natürlich wusste er, was es mit dem schwarzen Einhorn auf sich hatte. Schließlich war ihm selbst schon eines begegnet – damals, kurz vor den schrecklichen Ereignissen, die ihn immer noch in seinen Albträumen verfolgten. Damals hatte er das Zeichen nicht ernst genommen – und teuer dafür bezahlt. Elysion hatte großes Unrecht auf sich geladen – und alles nur, weil er die List dieser grausamen Frau nicht rechtzeitig durchschaut hatte. Lange Jahre hatte er dafür büßen müssen – und selbst heute noch spürte er die Folgen seines Versagens!
Tief in Gedanken versunken, erhob sich der Hüter des Lichts und näherte sich der Truhe neben dem großen Fenster, das sich zum Hof hinaus öffnete. Auf dem Möbelstück stand eine schlichte Vase mit einem Strauß roter Blumen. Elysion sog den herben Duft ein, bevor er sich wieder zur Heilerin umwandte. »Sag, Morwena«, fragte er wie beiläufig, »der Lichtrosenstrauch im Garten steht sicherlich noch in Blüte?«
»Ja, Herr.« Die junge Frau lächelte. »Das ist ungewöhnlich für diese späte Jahreszeit, nicht wahr? Solange ich auf Hellunyat bin, hat die Lichtrose noch niemals so üppig geblüht wie in diesem Jahr. Wie groß ihre Blüten diesmal sind! Und wie herrlich sie duften!« Sie legte die Stirn in Falten. »Warum fragt Ihr?«
»Aus keinem besonderen Grund«, antwortete der Hüter des Lichts. »Ist dir vielleicht… sonst noch was aufgefallen?«
»Nun ja«, hob Morwena an, aber da wurde die große Flügeltür aufgerissen, und Paravain stürmte in den Thronsaal.
Elysion blickte ihn mit gerunzelter Stirn an. »Was ist geschehen?«
»Pfeilschwinge, der Adler des Lichts, ist zurückgekehrt«, antwortete der Ritter, ein wenig außer Atem. »Er überbringt schlechte Nachrichten. Der Schwarze Fürst versucht im ganzen Land Krieger zu rekrutieren. Er verspricht den Leuten das Blaue vom Himmel herunter und behauptet, dass unsere Stunden gezählt seien. Die Gestirne stünden auf seiner Seite und würden ihm zum endgültigen Sieg über das Licht verhelfen. Er spricht von einer alten Prophezeiung – danach sei der Tag nah, an dem die Waage des Schicksals sich ihm zuneigen werde. Und wer dann nicht auf seiner Seite stehe, der werde das bitter bereuen.« Paravain schnaufte empört. »Was sagt Ihr zu solch einer dreisten Lüge, Herr?«
»Nun…« Elysion zögerte. »Als Lüge würde ich das nicht gerade bezeichnen.«
Der Ritter blickte ihn entsetzt an. »Aber, Herr…!«
»Es liegt in der Natur solcher Prophezeiungen, dass sie, ähnlich wie die Orakel, auf vielerlei Weise gedeutet werden können. Und so ist es verständlich, dass jeder
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