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Laura Leander 05 - Laura und der Ring der Feuerschlange

Laura Leander 05 - Laura und der Ring der Feuerschlange

Titel: Laura Leander 05 - Laura und der Ring der Feuerschlange Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Freund
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er die Schwester herausfordernd anblickte. »Besser gesagt – du solltest dort nach ihm suchen!«
    »Wieso?« Laura verstand nur Bahnhof, bis ihr schlagartig ein Licht aufging. »Ach so!« Zweifelnd sah sie den Bruder an. »Du meinst also, ich sollte…«
    »Klaromaro, du Spar-Kiu! Zu irgendetwas müssen deine besonderen Fähigkeiten ja gut sein. Und selbst, wenn du diese geheimnisvolle Zeugin nicht entdeckst – vielleicht fällt dir ja etwas auf, was wir bislang noch nicht wussten!«
    Laura hatte sich auf dem Bett des Bruders ausgestreckt. Während sie tief ein- und ausatmete und versuchte, alle unpassenden Gedanken aus ihrem Kopf zu verscheuchen, konnte Lukas sich nicht verkneifen, ihr letzte Anweisungen zu erteilen.
    »Pass bloß auf, dass du nicht erwischt wirst!«, mahnte er eindringlich. »Und kehr so schnell wie möglich wieder zurück.«
    »Ja, klar!«, murmelte Laura ungehalten. Schließlich war es völlig überflüssig, dass Lukas ihr Ratschläge gab. Sie wusste, dass sie ihre Traumreise nicht länger als unbedingt nötig ausdehnen durfte.
    Das verstand sich doch von selbst!
    Oft genug hatte sie gespürt, wie sehr diese Ausflüge an ihren Kräften zehrten. Dafür aber eröffnete ihr diese besondere Gabe, die nur wenige Wächter und Dunkle besaßen, fantastische Möglichkeiten: Traumreisende konnten sich nicht nur an jeden beliebigen Ort, sondern sogar in jede nur denkbare Zeit versetzen und damit Zeuge eines längst vergangenen Geschehens werden. Es war also nicht verwunderlich, dass diese Reisen einen hohen Tribut forderten. Anfangs hatte sich Laura so sehr dabei verausgabt, dass sie sich nach ihrer Rückkehr krank fühlte und ans Bett gefesselt war, mal länger, mal weniger lang – je nachdem, welche räumlichen und zeitlichen Entfernungen ihre Traumgestalt überwunden hatte. Gestärkt durch unermüdliches Training, beherrschte sie diese außergewöhnliche Fertigkeit inzwischen aber so gut, dass sie immer kürzere Erholungsphasen benötigte.
    »Beim geringsten Anzeichen einer Gefahr brichst du den Ausflug sofort ab«, schärfte Lukas ihr ein. »Hast du verstanden?«
    »Natürlich!« Laura hatte langsam genug von seinen Ermahnungen. »Ich bin doch nicht blöd. Pass du lieber auf, dass mir nichts passiert, während mein Geist sich auf Traumreise befindet! Verstanden?«
    Lukas zog einen Flunsch, verkniff sich aber eine Antwort. Er ließ sich auf den Schreibtischstuhl plumpsen, schob seine dicke Hornbrille zurecht und behielt die Schwester im Blick.
    Laura schaute ein letztes Mal zur Uhr, die auf dem Nachttisch lautlos vor sich hin tickte: Es war kurz vor sechs. Wenn sie in spätestens einer Stunde zurückkehrte, käme sie gerade noch rechtzeitig zum Abendbrot. »Also bis dann«, raunte sie ihrem Bruder noch zu, bevor sie die Augen schloss. Dann blendete sie alle störenden Gedanken aus, bis sie die Welt um sich herum vollständig vergaß. Während sie sich auf das Ziel und den gewünschten Zeitpunkt ihrer Reise konzentrierte, murmelte sie die uralte Beschwörungsformel vor sich hin, die jeden Wächter seit Anbeginn der Zeiten auf seine Traumreisen geleitet:
     
    »Strom der Zeit, ich rufe dich;
    Strom der Zeit, erfasse mich!
    Strom der Zeit, ich öffne mich;
    Strom der Zeit verschlinge mich!«
     
    Die Kräfte, die ihr das Schicksal verliehen hatte, begannen sich in ihrem Inneren zu regen. Ein sanftes Prickeln lief durch Lauras Körper, und dann sah sie das Licht. Ein überirdisches Brausen erfüllte ihre Ohren, während gleißende Strahlen um sie herumwirbelten wie ein mächtiger Sturm, der keinerlei Widerstand duldet und alles Zaudern mit unbändiger Kraft hinwegfegt. Laura fühlte sich wie eine Feder im Wirbel der Zeiten, ihr wurde zugleich glühend heiß und eisig kalt, bis das Licht verblasste und ein sanfter Hauch über ihre Wangen strich. Sie hörte das Rascheln von Blättern im Wind und fröhliches Vogelgezwitscher, als mit einem Male das Motorengeräusch eines Autos, das rasend schnell näher kam, an ihr Ohr drang. Da wusste sie, dass die Traumreise sie an einen anderen Ort und in eine andere Zeit geführt hatte.
    Laura schlug rasch die Augen auf und stellte fest, dass sie inmitten eines dichten Weidenbusches stand. Nur ein knappes Dutzend Schritte entfernt und rund drei Meter unterhalb ihres Standortes erstreckte sich der Nebelsee. Seine ausgedehnte Wasserfläche glitzerte im Licht der tief stehenden Nachmittagssonne. Im gleichen Moment klang das schrille Quietschen von Reifen an ihr Ohr. Laura

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