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Laura Leander 05 - Laura und der Ring der Feuerschlange

Laura Leander 05 - Laura und der Ring der Feuerschlange

Titel: Laura Leander 05 - Laura und der Ring der Feuerschlange Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Freund
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Dokumente zurückgreifen?«, gab Lukas zu bedenken.
    »Das stimmt.« Inzwischen waren sie wieder am Ausleihtresen angekommen. Der Bibliothekar dankte der jungen Kollegin, die ihn vertreten hatte, und nahm seinen Platz wieder ein. »Mit diesem Dokument hat es allerdings eine besondere Bewandtnis: Es gibt keine Abschrift davon, denn es wurde zwar im Nachlass von Doktor Faust entdeckt, aber es ist keineswegs sicher, dass es auch aus seiner Feder stammt. Die Handschrift und der Inhalt des Dokuments sprechen dagegen.«
    »Was steht denn drin?«, fragte Lukas neugierig.
    »Dazu muss ich leider ein wenig ausholen«, begann Dr. Wagner. »Johannes Faust war ein leidenschaftlicher Alchimist, und in den anderen erhaltenen Dokumenten geht es um seine Experimente. Übrigens hätte ihm die Bezeichnung ›Alchimist‹ vermutlich nicht gefallen.«
    »Und warum nicht?«
    »Weil er sich offensichtlich zu Höherem berufen fühlte. In einem Brief nennt er sich selbst ›Magister Georg Sabellicus, Faust der Jüngere, Quellbrunn der Nekromanten, Astrolog, Zweiter der Magier, Chiromant, Aeromant, Pyromant und Zweiter in der Hydromantie‹.« Der Bibliothekar schmunzelte.
    Lukas stieß einen Pfiff aus. »Der muss ja sehr von sich überzeugt gewesen sein!«
    »So was soll vorkommen!«, sagte Laura und warf ihrem Bruder einen spöttischen Blick zu.
    Dr. Wagner, der nichts von den geschwisterlichen Kabbeleien ahnte, lächelte Laura und Lukas wohlwollend an. »Das stimmt! Wenn dieser Kerl zu seinen Lebzeiten geahnt hätte, dass er später einmal als Vorbild für zahlreiche Schauerlegenden und Schauspiele dienen und damit Weltruhm erlangen würde, wäre er wahrscheinlich größenwahnsinnig geworden.«
    »Klaromaro!« Lukas strahlte vor Eifer. »Schließlich kennt Goethes ›Faust‹ doch jedes Kind!«
    Haha!, dachte Laura. Das glaubst auch nur du! »Hat Mama in ihrer Arbeit denn nur das Leben dieses Angebers untersucht?«, fragte sie ungeduldig.
    Der Bibliothekar musste erneut schmunzeln. »Nein, eure Mutter interessierte sich für die Grundlagen der Alchimie. Diese Wissenschaft ist der modernen Chemie verwandt. Anders als ein heutiger Chemiker haben sich Alchimisten wie Johann Faust aber auch mit Dingen beschäftigt, die uns eher merkwürdig vorkommen. Dies zeigen einige der Ausstellungsstücke in dem Labor.«
    Wohl wahr, dachte Laura. Schon die Erinnerung an die grässliche Homunkulus-Figur jagte ihr einen kalten Schauer über den Rücken.
    »Faust versuchte sich nicht nur als Totenbeschwörer – wie ich eben gesagt habe, bezeichnete er sich selbst als ›Nekromant‹ – , sondern forschte auch fieberhaft nach dem so genannten fünften Element, das auch als ›der Stein der Weisen‹ bezeichnet wird und dem man wahre Wunderdinge zusprach.«
    »Was ist denn dieses fünfte Element?«, fragte Laura.
    »Nun, der Grieche Aristoteles hatte schon Jahrhunderte zuvor gelehrt, dass alle Dinge aus vier Essenzen bestehen – Feuer, Wasser, Luft und Erde. Allerdings behauptete er, es gäbe noch eine fünfte Essenz, welche die vier anderen Dinge miteinander verbinde. Wenn es nun also gelänge, diese fünfte Essenz zu finden, müsste es möglich sein, alle Dinge nach Belieben zu verwandeln. Man könnte dann zum Beispiel aus Wasser Wein machen oder aus Eisen Gold. Oder aus einem alten und kranken Menschen einen jungen und gesunden.«
    »Aber das ist doch Unsinn!« Lukas schüttelte energisch den Kopf.
    »Das ist deine Meinung, mein Junge!«, entgegnete der Bibliothekar. »Die Alchimisten dagegen waren felsenfest davon überzeugt. Man sagt, dass es einigen wenigen gelungen sei, das fünfte Element zu finden. Diese Menschen haben es angeblich nicht nur zu sagenhaftem Reichtum gebracht, sondern auch außerordentlich lange gelebt.«
    Das alles hörte sich viel zu fantastisch an, um wahr zu sein, fand Laura. Andererseits hatte sie in den letzten Monaten viele Dinge erlebt, die außerhalb des menschlichen Vorstellungsvermögens lagen. Darum konnte sie nicht ausschließen, dass es auch etwas so Unglaubliches wie das fünfte Element gab.
    »Gehörte Faust denn auch zu denen, die das fünfte Element entdeckt haben?«, wollte Lukas wissen, als der letzte Besucher der Bibliothek, ein junger Mann, einen Stapel Bücher auf dem Tresen ablegte und seinen Bibliotheksausweis zückte.
    »Eben nicht.« Der Bibliothekar nahm den Ausweis entgegen und scannte nacheinander den Strichcode der Bücher, um sie zu registrieren. »Viele Jahre lang hat Johannes Faust danach geforscht.

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