LAURA und der Kuss des schwarzen Dämons - Freund, P: LAURA und der Kuss des schwarzen Dämons
Spar-Kius gute Ideen!«, sagte sie und zog dann den Korken aus dem Flaschenhals.
Im ersten Moment tat sich gar nichts. Nur ein sanftes Schnarchen drang aus der Flasche.
Laura verdrehte die Augen. »Das ist doch nicht zu fassen. Da braucht man einmal in drei Jahren seine Hilfe und dann pennt dieser Typ selig vor sich hin!« Sie krümmte den Zeigefinger und klopfte heftig gegen die Wand des Fläschchens. »He, du Schnarchnase. Wach endlich auf!«
Nur Sekunden später begann es im Flascheninnern zu rumoren. Herzhaftes Gähnen war zu hören und dann ein hastiges Räuspern. Schließlich ertönte ein Zischen, und Rauch stieg aus dem schmalen Hals, mehr und mehr, bis sich eine Wolke aus weißem Nebel über der Flasche geformt hatte. Gleichzeitig klang eine heiser flüsternde Stimme aus dem undurchdringlichen Dunst, merkwürdig verhallt und ständig auf und ab schwingend.
»Ihr also doch noch lebt, Herrin, doch noch lebt«, sagte der Flüsternde Nebel. »Ich schon gar nicht mehr mit Euch gerechnet hatte, gerechnet hatte.«
»Das habe ich gemerkt, Rauenhauch«, erwiderte Laura halb ernst, halb amüsiert. »Deshalb hast du dich wohl vorsichtshalber gleich auf die faule Haut gelegt, damit du dich ja nicht überanstrengst.«
»Das völlig falsch Ihr seht, Herrin, völlig falsch Ihr seht. Ich stets zu Euren Diensten bin, Diensten bin, was immer Ihr auch von mir verlangt.«
»Das ist wirklich zu gütig von dir, Rauenhauch.« Laura zwinkerte ihrem Bruder zu. »Ich habe auch nur einen bescheidenen Wunsch: Hülle uns ein, damit niemand uns erkennen kann.«
»Ein großes Vergnügen mir das ist, Herrin, mir das ist«, tönte es aus der Dunstwolke. »Aber zuerst ein Kompliment ich Euch machen muss, machen muss. Die anmutigste junge Dame Ihr seid, die seit Ewigkeiten mir begegnet ist, mir begegnet ist!« Während Laura errötete, verformte sich Rauenhauch und wirbelte um die Geschwister herum, bis sie vollständig von undurchdringlichem Nebel verhüllt waren.
»Ich danke dir, mein treuer Freund«, sagte Laura und wandte sich dann an den Bruder. »Jetzt kann Friedemann Fromm so oft aus dem Fenster glotzen, wie er will. Sehen wird er uns trotzdem nicht.«
Ungestört gelangten sie bis an den Hintereingang des Friedhofs. Die schmiedeeiserne Pforte war allerdings abgeschlossen.
»Oh Mann!«, rief Laura. »Latus und Lateris hätten uns doch lieber drinnen absetzen sollen.«
»Du hast doch wohl nicht im Ernst erwartet, dass die Tür offen steht?« Der tadelnde Blick von Lukas sprach Bände. »Dieses läppische Schloss sollte doch kein Problem für dich sein. Oder bist du schon genauso verschnarcht wie dein heiserer Nebelkumpan Rauenhauch?«
»Das ich mir nicht bieten lassen muss, bieten lassen muss«, kam es da sofort beleidigt aus dem grauen Dunst. »Ich mich ja wieder zurückziehen kann, wenn Euch es nicht passt, es nicht passt.«
»Meine Güte.« Lukas verdrehte die Augen. »Warum sind alle deine fantastischen Helfer bloß so zartbesaitet, dass sie nicht den geringsten Spaß verstehen!« Dennoch entschuldigte er sich umgehend bei Rauenhauch, dessen Erwiderung allerdings völlig unverständlich war. Sie klang wie »wollte Euch ich auch geraten haben, geraten haben« oder so ähnlich. Jedenfalls hielt der Flüsternde Nebel die Stellung und zog sich nicht schmollend in sein Fläschchen zurück, wie Laura für einen Augenblick schon befürchtet hatte.
Rasch schloss sie die Augen und konzentrierte sich auf die ihr vom Schicksal verliehene Macht, über leblose Materie zu gebieten. Dann richtete sie ihren Blick starr auf das Schloss – ein einfaches Buntbartschloss ganz offensichtlich – und fokussierte ihre Gedanken auf den hinter der eisernen Platte verborgenen Sperrriegel. Laura blendete alles um sich herum aus und stellte sich vor, wie die Stahlfeder, die ihn an Ort und Stelle hielt, ganz langsam von ihren unsichtbaren Kräften angehoben wurde, sodass der Riegel sich bewegen konnte. Und genauso geschah es auch. Nur einem Moment später schwang die Tür nämlich wie von Geisterhand auf und gab den Weg frei. Ihr rostiges Quietschen verriet, dass Schmieröl nicht gerade zu den von Friedemann Fromms favorisierten Flüssigkeiten zählte.
Auch das Schloss in der Grufttür bereitete Laura nicht die geringsten
Probleme, und so gelangten die Geschwister viel leichter als gedacht ins Innere des alten Mausoleums, dem Konrad Köpfer und der schwarze Dämon nach dem Blutritual in der Beltane-Nacht einen Besuch abgestattet hatten.
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