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Laura - Venezianisches Maskenspiel

Titel: Laura - Venezianisches Maskenspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mona Vara
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ihre Gondel sich an der anderen vorbeischob, beugte Laura sich hinaus.
    „Enrico!“ Der Gondoliere ihres Mannes, der sich offenbar auf eine längere Wartezeit einrichtete und am Ufer anlegen wollte, wandte sich um. Als er Laura erkannte, verbeugte er sich mit einem unsicheren Lächeln. „Si, patrona?“
    Marina erahnte ihre Absicht und ergriff ihre Hand. „Nicht, Laura. Frag nicht.“ Sie winkte Domenicos Gondoliere fort und zog den Vorhang vor.
    Laura lehnte sich zurück. Plötzlich sah sie wieder die Szene auf dem Ball, als Nicoletta sich zu Domenico gebeugt und auf ihn eingesprochen hatte, sah ihn antworten und endlich nicken. Sie mussten sich verabredet haben. „Es ist der Palazzo von Nicoletta Martinelli, nicht wahr?“
    Marina beeilte sich, ihre Schwägerin abzulenken. „Nein, nein, ganz gewiss nicht. Jetzt erinnere ich mich sogar ... ja! Natürlich, wie dumm von mir! Es ist einer der Senatoren, der dort wohnt ... ein alter Freund unseres Vaters ...“.
    Laura hörte nicht mehr zu. Tränen brannten in ihren Augen, Angst und Eifersucht nahmen von ihr Besitz, erfüllten ihr Herz und schnürten ihr die Kehle zu. „Nicoletta Martinelli“, wiederholte sie leise. „Einem Mann sollte seine Frau genug sein“, fügte sie tonlos hinzu. Sie hielt nur mit Mühe die Tränen zurück, die ihr in die Augen stiegen. Eine oder mehrere Mätressen, hatte Sofia gesagt. Nun, zumindest was die eine betraf, hatte sie offenbar doch die Wahrheit gesagt.
    Und sie dumme Gans hatte für wenige Stunden gedacht, er würde sich ihr zuwenden. Dabei war es nur ein Spiel gewesen. Eine Strategie, die Ehefrau zu besänftigen, ihr Misstrauen einzuschläfern, um dann sofort danach die Geliebte zu besuchen.
    Welch eine Gans sie doch gewesen war, als sie gedacht hatte, sie könnte wirklich jemals die ungeteilte Zuneigung ihres Gatten erringen. Welch eine törichte Träumerin, die geglaubt hatte, etwas zu erreichen, das in dieser Gesellschaft so unwahrscheinlich war wie Schnee in der Hölle.

    * * *

    Domenico war viel zu sehr mit der vor ihm liegenden unangenehmen Aufgabe beschäftigt, um zu bemerken, was in seinem Rücken vorging. Andernfalls wäre er wohl sofort zu Laura geeilt, hätte sie in seine eigene Gondel verfrachtet, heimgebracht, verführt und das Gespräch mit Nicoletta noch einige Stunden hinausgeschoben. Schon die ganze Zeit über auf dem Ball hatte er es kaum erwarten können, Laura in seinen Armen zu halten, während er damit beschäftigt gewesen war, sie zu hofieren und dabei unerwünschte Verehrer – von denen es eine erschreckend hohe Anzahl gab – von ihr fernzuhalten. Bis er sich ihrer nicht völlig sicher war, hatte er wohl keine ruhige Minute mehr. Und dann nagte ja auch immer noch die Angst an ihm, sie könnte tatsächlich nicht ahnen, wer ihr leidenschaftlicher Kavalier tatsächlich war, sondern glauben, dass sie ihren Ehemann betrog.
    Drinnen im Palazzo erhob sich Nicoletta anmutig, als Domenico ihr Empfangszimmer betrat. Sie hatte ihn schon kommen sehen und ihn tatsächlich schon die längste Zeit erwartet. Nämlich, seit er wieder von Paris zurückgekehrt war. Eine Erwartung, die er allerdings nicht erfüllt hatte. Er hatte sie im Gegenteil einfach übersehen. Sie und die Briefe, die sie ihm geschrieben hatte. Und alles nur wegen dieser Lappalie! Wegen dieser kleinen, unwichtigen Affäre, die sie damals neben ihm gehabt hatte!
    Sie bemühte sich jedoch, ihm nicht ihren Unmut darüber, dass er sich so lange Zeit gelassen hatte sie aufzusuchen, anmerken zu lassen, und reichte ihm nur mit jenem Lächeln die Hand zum Kuss, von dem ein ausländischer Gast einmal gesagt hatte, es würde einen Eisberg in den Vesuv verwandeln.
    Domenico nahm dieses Lächeln wesentlich gelassener auf. Er hatte nicht die Absicht, sich lange hier aufzuhalten, sondern kam nach einigen höflichen Worten, mit denen er sich nach der Gesundheit seiner ehemaligen Mätresse erkundigte, sofort auf den Grund zu sprechen, der ihn hergeführt hatte. „Du hast mir den Brief geschrieben, der mich nach Venedig zurückholen sollte?“
    Nicoletta, die die direkte und oft ein wenig barsche Art ihres ehemaligen Geliebten nur zu gut kannte, zuckte dennoch zusammen. „Ein Brief ...? Welcher Brief denn?“
    „Der Brief eines ‚wohlmeinenden Freundes’, der mich wissen lassen wollte, dass meine Frau sich gut in Venedig amüsiert“, erwiderte er ruhig. Er wanderte, während er darauf wartete, dass Nicoletta sich eine zufriedenstellende Antwort einfallen

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