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Laurence Sterne: Tristram Shandy (Jubiläumsausgabe zum 300. Geburtstag des Autors) [kommentiert] (German Edition)

Laurence Sterne: Tristram Shandy (Jubiläumsausgabe zum 300. Geburtstag des Autors) [kommentiert] (German Edition)

Titel: Laurence Sterne: Tristram Shandy (Jubiläumsausgabe zum 300. Geburtstag des Autors) [kommentiert] (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurence Sterne
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zu wissen wünscht, wie die Äbtissin von Andouillets und eine Novize ihres Klosters über diese Schwierigkeit wegkamen (nur muss der Leser erst mir selbst allen denkbaren Erfolg wünschen) – so will ich es ihm ohne allen Skrupel sagen.
     
    222. Kapitel
    Die Äbtissin von Andouillets, – wenn der Leser die gegenwärtig zu Paris herauskommende Folge von Provinzialkarten zu Rate zieht, so findet er den Ort in den Bergen, welche Burgund von Savoyen trennen, – war von einer Anchylosis oder Gelenkssteifigkeit bedroht (indem die Sinovia ihres Knies durch lange Frühmetten sich verhärtet hatte). Sie hatte dagegen jedes Heilmittel versucht: zuerst Gebete und Lobgesänge, dann Anrufung aller Heiligen untereinander; hierauf jedes einzelnen Heiligen, der jemals vor ihr ein steifes Bein gehabt hatte; dann Berührung mit allen Reliquien des Klosters, besonders mit dem Dickbein des Mannes von Lystra, der von Jugend auf impotent gewesen war; – dann Umhüllung mit ihrem Schleier, wenn sie zu Bette ging; hierauf kreuzweise Umspannung mit ihrem Rosenkranz; dann Beiziehung weltlicher Hilfe – namentlich Einölen und Einschmieren mit Tierfett; sodann Behandlung mit erweichenden und auflösenden Bähungen; dann Umschläge von Pappelrosen, Malven, Bonus Henricus, weißen Lilien und Bockshorn; hierauf Holzrauch. indem sie den Schoß mit dem Scapulier bedeckte; auch Abkochungen von wilder Cichorie, Wasserkresse, Kerbel, süßer Cäcilie und Cochlearie. Als dies Alles nichts half, entschloss sie sich endlich die heißen Bäder von Bourbon zu gebrauchen, und nachdem sie die Erlaubnis vom Generalvisitator erhalten hatte, diese Kur zu gebrauchen, machte sie die Anordnungen zu ihrer Reise. Eine etwa siebzehn Jahre alte Novize ihres Klosters, die einen Wurm am Mittelfinger hatte, hatte dadurch, dass sie diesen beständig in die Umschläge der Äbtissin steckte, – so sehr bei letzterer gewonnen, dass die kleine Novize Margarita mit Übergehung einer alten schiatischen Nonne, die wohl durch die heißen Bäder von Bourbon für immer wieder gerade gerichtet worden wäre, zur Reisegefährtin gewählt wurde.
    Eine alte der Äbtissin gehörige, mit grünem Fries gefütterte Kalesche wurde in die Sonne herausgezogen, und der Klostergärtner zum Maultiertreiber gewählt. Er führte die zwei alten Maultiere heraus, um ihnen die Haare an den Schwanzenden abzuschneiden. Ein Paar Laienschwestern waren damit beschäftigt, das Chaisenfutter zu stopfen und die Lappen von gelben Borten wieder anzunähen, welche der Zahn der Zeit zernagt hatte. Der Untergärtner färbte den Hut des Maultiertreibers in heißer Weinhefe wieder auf und ein Schneider saß in einem Schuppen gegenüber vom Kloster als musikalische Beihilfe, indem er vier Dutzend Glöckchen des Zaumwerks ordnete und jedem Glöckchen, während er es mit einem Schnürchen befestigte, Eins pfiff.
    Der Zimmermann und der Schmied von Andouillets berieten sich wegen der Räder, und am andern Morgen um sieben Uhr sah Alles sauber aus und stand am Klostertor bereit, um die Fahrt nach den heißen Bädern von Bourbon anzutreten.
    Zwei Reihen Unglücklicher standen schon eine Stunde vorher da.
    Die Äbtissin von Andouillets ging von der Novize Margarita unterstützt langsam nach der Kalesche. Beide waren weiß gekleidet, ihre schwarzen Rosenkränze hingen ihnen über den Busen. Es lag eine einfache Feierlichkeit in diesem Gegensatz.
    Jetzt stiegen sie in die Kalesche; die mit dem gleichen Gewande, dem holden Sinnbild der Unschuld bekleideten Nonnen hatten alle Fenster besetzt; und als die Äbtissin und Margarita hinaufsahen, – ließen sie alle (mit Ausnahme der armen schiatischen Nonne) die Enden ihrer Schleier hinausflattern und küssten dann die weiße Hand, die jene wehen ließ. Die gute Äbtissin und Margarita legten ihre Hände wie die Heiligen auf die Brust, – schauten gen Himmel, – dann zu jenen hinauf, – und ihr Blick sprach: Gott segne euch, teure Schwestern.
    Ich muss hier aussprechen, dass ich ein besonderes Interesse an dieser Geschichte nehme und wollte, ich wäre dabei gewesen.
    Der Gärtner, den ich jetzt den Maultiertreiber nennen werde, war ein kleiner, kräftiger, breitangelegter, gutmütiger, schwatzhafter und trunkliebender Bursche, der seinen Kopf wenig mit den Wie?'s und Wann?'s des Lebens plagte. Er hatte einen Monat seines Klosterlohns für einen Borrachio oder ledernen Weinschlauch ausgegeben, den er hinten an die Kalesche befestigt und mit einem großen rotbraunen

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