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Laurence Sterne: Tristram Shandy (Jubiläumsausgabe zum 300. Geburtstag des Autors) [kommentiert] (German Edition)

Laurence Sterne: Tristram Shandy (Jubiläumsausgabe zum 300. Geburtstag des Autors) [kommentiert] (German Edition)

Titel: Laurence Sterne: Tristram Shandy (Jubiläumsausgabe zum 300. Geburtstag des Autors) [kommentiert] (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurence Sterne
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Umständen leicht gebrochen, Bruder Toby. – Und so brach die Brücke, die wie Euer Gnaden wissen sehr schwach war, unter uns zusammen und ging in tausend Stücke.
    Zu anderen Zeiten, besonders aber wenn mein Onkel Toby so unglücklich war, eine Sylbe von Kanonen, Bomben oder Petarden verlauten zu lassen, – pflegte mein Vater alle Hilfsquellen seiner Beredsamkeit (die in der Tat bedeutend waren) zu erschöpfen, um die Widderböcke der Alten – die Vinea, deren sich Alexander bei der Belagerung von Tyrus bediente – zu rühmen. – Er pflegte dann meinem Onkel Toby von den Katapulten der Syrer zu erzählen, welche ungeheure Steine viele hundert Fuß weit schleuderten und die stärksten Bollwerke in ihren Grundfesten erschütterten; – ging dann weiter und beschrieb den wundervollen Mechanismus der Ballista, von der Marcellinus soviel Lärm macht! – die furchtbaren Wirkungen der Pyraboli, welche Feuer schleuderten; – die Gefahr der Terebra und des Scorpio, welche Speere warfen. – Was sind diese Dinge aber, pflegte er zu sagen, gegen Korporal Trim's Zerstörungsmaschine? – Glaube mir, Bruder Toby, keine Brücke, kein Bollwerk, keine Ausfallspforte, die jemals auf dieser Welt erbaut wurde, vermag sich gegen eine solche Artillerie zu halten.
    Mein Onkel Toby versuchte nie eine andere Verteidigung gegen die Macht dieser Ironie, als dass er seinen Tabaksqualm noch einmal so stark emporblies. Bei einem solchen Anlass machte er einmal nach dem Abendessen einen derartigen Rauch, dass mein Vater, der etwas lungenleidend war, einen heftigen Hustenanfall bekam, und fast erstickte; mein Onkel Toby sprang alsbald auf, ohne der Schmerzen an seinem Schambein zu achten – stellte sich mit unendlichem Mitleid hinter den Stuhl meines Bruders und klopfte ihm mit der Hand auf den Rücken, wobei er ihm mit der andern den Kopf hielt, und ihm von Zeit zu Zeit mit einem reinen Batistsacktuch, das er aus der Tasche zog, die Augen wischte. – Die liebevolle, gutherzige Art, wie mein Onkel Toby diese kleinen Dienste verrichtete – schnitt meinem Vater durchs Herz, es peinigte ihn, dass er ihm eben wehe getan hatte. – Man soll mir das Gehirn mit einem Widderbock oder einem Katapult einschlagen, sagte mein Vater zu sich selbst – wenn ich diese edle Seele je wieder kränke!
     
    69. Kapitel
    Da die Zugbrücke nicht mehr herzustellen war, so erhielt Trim sofort den Befehl, eine neue anzufertigen, – aber nicht mehr nach dem nämlichen Modell; denn da um diese Zeit die Intriguen des Cardinals Alberoni an den Tag kamen und mein Onkel Toby richtig voraus sah, dass ein Kampf zwischen Spanien und dem römischen Reich unvermeidlich sei, und dass wahrscheinlich Neapel oder Sicilien der Operationsschauplatz des künftigen Feldzugs sein werde – entschied er sich für eine italienische Brücke – (mein Onkel Toby traf beiläufig gesagt mit seinen Konjekturen so ziemlich das Richtige); – aber mein Vater, der bei weitem der bessere Politicus und im Kabinett meinem Onkel Toby ebenso weit voraus war, als dieser ihm im Feld – überzeugte ihn, dass wenn der König von Spanien und der Kaiser einander an den Ohren nehmen sollten, – England, Frankreich und Holland kraft ihrer früher eingegangenen Verbindlichkeiten gleichfalls in die Kampfbahn treten müssten. – Ist dies aber der Fall, Bruder Toby, so werden die Kämpfenden, so gewiss als wir beide leben, wieder auf dem alten Tummelplatze, in Flandern, übereinander herfallen – was willst du dann mit deiner italienischen Brücke anfangen?
    So wollen wir sie also wieder nach dem alten Modell machen, rief mein Onkel Toby.
    Als Korporal Trim sie in diesem Stil etwa halbfertig hatte – entdeckte mein Onkel Toby einen Hauptfehler daran, den er sich vorher nicht gehörig klar gemacht hatte. Sie drehte sich nämlich auf beiden Seiten in Angeln und öffnete sich in der Mitte, so dass die eine Hälfte auf dieser, die andere auf jener Seite des Grabens aufgezogen wurde; der Vorteil dieser Vorrichtung bestand darin, dass durch das Verteilen des Gewichts der Brücke in zwei gleiche Teile mein Onkel Toby im Stande war, sie mit dem Ende seiner Krücke zu heben oder niederzulassen und zwar mit einer Hand, was bei der Schwäche seiner Garnison alles war, was er dazu abgeben konnte; – aber der Nachteil dieser Konstruction war überwältigend; – denn auf diese Art, pflegte er zu sagen, überlasse ich die Hälfte meiner Brücke dem Feinde; – wozu nützt mir dann der andere Teil?
    Die

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