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Lauter Bräute

Lauter Bräute

Titel: Lauter Bräute Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Glemser
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sagte flehend zu Kirkpatrick: »Wollen wir nicht in mein Büro gehen?« Ich konnte nicht den Frieden des Foyers durch Alices mit Sicherheit zu erwartenden Tränenstrom aufs Spiel setzen, nachdem den ganzen Tag Ruhe geherrscht hatte.
    »Ich mag nicht mit in Ihr Büro kommen, Miß Evans«, erklärte Alice.
    »Alice!«
    »Schön«, fuhr sie fort. »Sie möchten wissen, wo ich war? Ich werde es Ihnen sagen. Ich war im Albacore-Klub.«
    Sogar Kirkpatrick zeigte Überraschung. »Im Albacore-Klub!« wiederholte er ungläubig. Kein Wunder. In den Albacore-Klub geht man nicht einfach wie beispielsweise ins Colony oder ins Pavillon. Man schwebt sozusagen hinein, auf kleine, goldene Wolken hingegossen.
    Ich fragte: »Was, um alles in der Welt, haben Sie im Albacore-Klub gemacht, Alice?«
    »Ich habe dort mit einem befreundeten Herrn zu Mittag gegessen.«
    Ich konnte nicht anders, ich mußte fragen: »Mit wem?«
    »Wenn Sie es wirklich wissen müssen«, antwortete sie mit der Spur eines Lächelns, »mit O. B. Brown.«
    Kirkpatrick und ich wiederholten zweistimmig: »O. B. Brown?«
    »Stimmt«, erklärte sie. Sie verursachte eine Sensation, sie wußte es und walzte es gebührend aus.
    Grimmig begann Kirkpatrick: »Miß Pye, dies ist kein—«
    Sie unterbrach ihn mit schriller Stimme: »Hören Sie, Miß Evans, ich brauche mich doch nicht von einem kleinen Etagenchef anblaffen zu lassen, oder? Nur weil ich ehrlich gesagt habe, wie es ist.«
    »Alice!«
    »Miß Pye«, sagte Kirkpatrick sehr ruhig, »gehen Sie in die Zahlstelle und holen Sie sich Ihr Geld.«
    Sie lachte. »Sie schmeißen mich ‘raus?«
    »Ja.« Damit nahm er den Telefonhörer auf und wählte eine Nummer.
    Schneidend sagte sie: »Ich werde nicht ‘rausgeschmissen, ich gehe von selbst.«
    »Nicht so schnell«, schaltete ich mich ein. »Kommen Sie mit mir, Alice. Ich möchte mit Ihnen sprechen.« Damit ging ich um den Schreibtisch, nahm sie beim Arm und führte sie aus dem Foyer in mein Büro. Sie wehrte sich nicht. Ich glaube, sie hatte Angst vor mir; aus irgendeinem Grunde mehr Angst als vor Kirkpatrick. »Miß Evans, Sie tun mir weh«, jammerte sie, doch ich ließ sie nicht los, bis wir sicher in meinem Büro gelandet waren und ich die Tür geschlossen hatte.
    »Setzen Sie sich«, sagte ich. Maulend nahm sie Platz, sich den Ellenbogen reibend. Ich stand vor ihr. »Nun, was soll dieser ganze Unsinn?«
    »Ich gehe weg von Fellowes, das ist alles.«
    »Und wohin?«
    Sie murmelte: »Ich werde für O. B. Brown arbeiten.«
    »Ach? Und als was?«
    »Er möchte mich als persönliche Assistentin haben.«
    »Was bedeutet das?«
    »So was wie Privatsekretärin.«
    »Können Sie stenografieren?«
    »Nein, aber-«
    »Können Sie Maschine schreiben?«
    »Nein —«
    »Wie können Sie dann seine Privatsekretärin sein? Sind Sie nicht mehr bei Trost?«
    »Er möchte, daß ich mich für ihn um Dinge kümmere.«
    »In seinem Büro?«
    »Das muß er bestimmen.«
    »Oh, Sie Idiot.«
    Ihre Stimme wurde um einige Grade schriller. »Sie können mir das nicht ausreden, Miß Evans. Sparen Sie sich die Worte. Und vergessen Sie nicht — Sie haben das in Gang gesetzt, nicht ich.«
    Das traf mich wie ein Donnerschlag. »Ich hätte das in Gang gesetzt?«
    »Sie haben mich gezwungen, das Brautkleid für ihn vorzuführen. Erinnern Sie sich? Ich wollte nicht, aber Sie haben mich gezwungen, und so fing alles an. Als er mich sah, dachte er — dachte er...«
    »Dachte er was?«
    »Dachte er, daß ich, mit meinen Möglichkeiten, mein Leben nutzlos vertue, wenn ich hier nur am Empfang sitze. Und er hat recht«, rief sie. »Warum soll ich mein Leben vergeuden? Ich habe doch ein Recht auf eine. Chance wie jeder andere Mensch auch, oder?«
    »Oh, Alice, dies ist keine Chance. Seien Sie doch vernünftig.«
    »Sie meinen, ich habe mir das nicht überlegt? Ich hatte genügend Zeit. Wissen Sie, wann er mich anrief und mich zum Mittagessen einlud? Zehn Minuten nachdem er gestern hier weggegangen war. Er wollte, daß ich sofort vom Schreibtisch aufstehen und mit ihm essen sollte, aber das lehnte ich ab. Er rief mich während des Nachmittags sechsmal an, bis ich ja sagte.«
    »Warum haben Sie es mir nicht erzählt?«
    »Weil ich wußte, was Sie sagen würden.«
    »Alice, überlegen Sie es sich noch einmal.«
    »Noch einmal?« Sie lachte. »Sehen Sie, Miß Evans: Ich habe O. B. versprochen, für ihn zu arbeiten. Ich habe Ihnen gesagt, daß ich kündige. Und der dreckige Etagenchef hat mich ‘rausgeworfen. Kann

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