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Lauter Bräute

Lauter Bräute

Titel: Lauter Bräute Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Glemser
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es Miß Ponsonby. »Miß Evans. Ich versuche seit einer Stunde, Sie zu erreichen —«
    »Das tut mir leid. Wir haben so schrecklich viel zu tun gehabt.«
    »Ja, ich weiß. Mr. Kirkpatrick ist zweimal bei mir gewesen. Die Personallage bei Ihnen macht ihm große Sorge — er hat das Gefühl, daß Sie zu stark belastet sind. Ich habe aber gute Nachrichten für Sie. Ich habe eine Miß Webster ausfindig gemacht, die jetzt bei Blusen arbeitet, aber beträchtliche Erfahrungen mit Brautausstattungen hat. Ich bin sicher, daß sie Ihnen eine wertvolle Verstärkung sein wird; und das beste ist natürlich, daß sie sofort anfangen kann.«
    Wir besprachen die Einzelheiten, dann ‘egte ich auf und fuhr fort, Rechnungen zu prüfen. Einige Minuten später klopfte Miß Greene, um mir zu sagen, daß die Anprobe Helen Brown vorüber sei, alles war glatt verlaufen, und Miß Brown war gegangen. Ihre Brautsachen hatte sie mitgenommen.
    »Was für ein reizendes Mädchen«, sagte Miß Greene, »so höflich und guterzogen. Ich wollte, alle unsere Kundinnen wären so.« Da sah sie das Kleid in der Ecke, mit den grellroten Hieroglyphen, und sie riß entsetzt die Augen auf. »Oh, mein Gott, Miß Evans, was ist damit passiert?«
    »Nichts, Miß Greene. Nur ein bißchen Lippenstift. Danke, daß Sie mir Bescheid gesagt haben wegen Miß Brown.«
    Verstört zog sie sich zurück.
    Eine Viertelstunde später klopfte es wieder an meine Tür. »Ja?« rief ich lahm, und herein kam Kirkpatrick.
    »Es tut mir leid«, sagte ich, »ich mußte meine Tür einfach schließen. Ich versuche, von meinem Arbeitsberg herunterzukommen.«
    »Ich verstehe.«
    Er verstand? War das möglich?
    Er schloß die Tür hinter sich, beinahe wie eine symbolische Geste seines Verständnisses, und erklärte: »Meine Sekretärin sagte, daß Sie mich wegen etwas sehr Wichtigem sprechen wollten?«
    »Ja«, begann ich.
    Er unterbrach mich: »Ehe wir auf ein anderes Thema kommen: hat Miß Ponsonby Sie wegen eines Mädchens namens Webster angerufen?«
    »Das hat sie.«
    »Miß Webster hat gründliche Erfahrung in dieser Art Arbeit, sagte mir Miß Ponsonby. Und sie ist willens, sofort anzufangen. Das sollte Ihnen einen erheblichen Teil Ihrer Sorgen abnehmen.«
    »Ja — «
    Er gab mir einfach keine Möglichkeit zu sprechen. »In dem Falle sehe ich absolut keinen Grund, weshalb Sie morgen kommen sollten. Sie haben hart gearbeitet; Sie tragen eine schwere Verantwortung; Sie haben Ihren freien Tag rechtschaffen verdient.« Er sprach, als ob mein Wohlbefinden Teil der Firmenpolitik wäre. »Ist das klar, Miß Evans?«
    »Ja, Mr. Kirkpatrick.«
    »Nun, was ist Ihr neues Problem?«
    »Helen Brown.«
    »Oh?«
    »Sie erinnern sich, daß Mr. O. B. Brown ein importiertes französisches Modell als Geschenk für seine Tochter gekauft hat?«
    »Ich erinnere mich sehr gut daran.«
    »Es kostete 2500 Dollar.«
    »Ja?«
    »Miß Brown war heute nachmittag zur Anprobe hier. Ich zeigte ihr das Kleid und sagte ihr, daß es ein Geschenk ihres Vaters sei. Und das hat sie damit gemacht. Ich ging hinüber zu der Ecke, wo das Kleid lag, und hielt es in die Höhe, damit er die Hieroglyphen auch sehen konnte.
    »Das habe ich schon gesehen, als ich hereinkam«, bemerkte er trocken. Er kam näher und sah sich die rote Schmiererei genauer an. »Miß Browns Handarbeit, wie?«
    »Es ist eine zärtliche, kleine Botschaft für ihren Vater. Sie hat mich angewiesen, ihm das Kleid zurückzuschicken.«
    »Was ist das für rotes Zeug?«
    »Wasserfester Lippenstift.«
    »Er läßt sich nicht entfernen?«
    »Schlecht. Wir könnten sicher das meiste herauskriegen, aber es würde ein ziemlicher Schmierkram werden. Ich könnte mich bei Mr. Stern in der Reparaturwerkstatt erkundigen —«
    »Das dürfte kaum notwendig sein. Verkaufen können wir dies Kleid ganz offensichtlich nicht mehr. Schön. Worin besteht genau Ihr Problem?«
    »Ich hielt es für besser, Sie zu fragen: Soll ich das Kleid an Mr. Brown schicken?«
    »Seine Tochter hat Sie darum gebeten, nicht wahr?«
    »Ja.«
    »Erinnern Sie sich an ihre genauen Worte? Wir sollten ganz sicher gehen, wie ihre Anweisung lautete.«
    Ich hätte die genauen Worte nicht vergessen können, auch wenn ich es gewollt hätte. Ich sah sie fast noch vor mir stehen, den Lippenstift in der Hand, und den wilden, bösen, trotzigen Ausdruck in ihren Augen: »Schicken Sie es ihm zurück. Er wird es verstehen. Eine Beleidigung für die andere. Das ist seine Art, Geschäfte zu machen.«
    Kirkpatrick

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