Lautlose Jagd
als Rinc aufsetzte.
Er bremste erst, als nach 2700 Metern mehrere Panzerspähwagen die Landebahn blockierten, um ihm zu zeigen, wo er sie verlassen sollte. Patrick hielt die nach der Landung und vor dem Abstellen der Triebwerke abzuhakenden Checklisten schon bereit. Sicherheitsfahrzeuge mit MGs in Drehkränzen - manche auch mit schussbereiten Granatwerfern oder Panzerabwehrraketen - standen entlang der Rollwege. Es gab keinerlei Zweifel darüber, wohin sie sollten: Sie brauchten nur zwischen den vor Waffen starrenden Sicherheitsfahrzeugen hindurchzurollen.
Sie machten 20 Knoten, die höchste Rollgeschwindigkeit der B-1B, aber weil Geländemerkmale fehlten, kam man sich wie in einem durch die Wüste rasenden Dune Buggy vor. »Nett haben Sie's hier, General«, sagte Rinc. »Reichlich Auslauf. Angeln und Jagen gut?«
»Vielleicht können Sie das bald selbst feststellen, Major«, antwortete Patrick.
»Das hier ist Groom Lake, stimmt's?«, fragte Rinc. »Der supergeheime Militärstützpunkt. Sieht recht gewöhnlich aus. Ich kenne natürlich die mit vier Meter Brennweite gemachten Spot-Fotos in unserer Datenbank - sieht genau wie Werk 42 in Palmdale aus.
Wie viele Leute fotografieren uns Ihrer Meinung nach jetzt von den umliegenden Hügeln aus?«
»Keiner«, sagte Patrick. »Unser Sicherheitsdienst hat alle unbefugten Besucher eingefangen, bevor wir gelandet sind. Der nächste UFO-Späher war acht Meilen entfernt, aber den haben wir uns auch geschnappt. Ab und zu lassen wir diese Leute etwas näher herankommen, um ihre Zugangsrouten kennen zu lernen, weil sie dann notfalls leichter aufzuspüren sind. Und wir mussten zwei Satellitenüberflüge abwarten - einen russischen, einen chinesischen.«
»Irgendjemand muss uns gesehen haben, General«, stellte Rinc fest. »Wie wollen Sie vier B-1B tarnen, die mitten in der Wüste zur Landung anschweben?«
»Wäre es uns nur darum gegangen, nicht gesehen zu werden, Major, hätten wir zur Überbrückung einen Tanker angefordert und wären nachts gelandet«, antwortete Patrick. »Hier starten und landen jeden Tag alle möglichen Flugzeuge. Spione und UFO-Späher interessieren sich nicht für alte Bomber - die wollen unsere neuesten Flugzeuge sehen. Aber die eigentliche Forschungsarbeit konzentriert sich heutzutage nicht auf neue Plattformen, sondern auf neue Waffen wie Bomben und Lenkwaffen.«
»Ich dachte, solches Zeug würde in Eglin getestet.« Die Eglin Air Force Base bei Fort Walton, Florida, war der Sitz des Munitionsamts des Forschungslabors der Air Force, das für die meisten Waffenentwicklungen zuständig war.
»Wir bekommen hier alles von Flugzeugen bis zu Avionik, Software oder Munition«, sagte Patrick. »Wir testen alles, bevor es nach Eglin, Edwards oder Langley geht, bevor Betriebshandbücher geschrieben oder Te chniker ausgebildet werden. Wir erproben alles - und wenn es im Einsatz ist, versuchen wir, es zu verbessern.« Er zeigte nach vorn. »Dort sind die Hangars. Unser Platz ist ganz links. Nicht langsamer werden, sondern zügig reinfahren.« Über die Bordsprechanlage sagte Patrick: »Gut festhalten, Crew. Wir machen eine Vollbremsung.«
Vor ihnen ragte jetzt eine isoliert dastehende Reihe von zehn großen sandfarbenen Hangars auf. Die Sicherheitsfahrzeuge verteilten sich, um die Bomber in einzelne Hangars geleiten zu können. Da sie ziemlich schnell fuhren, musste Rinc im Hangar tatsächlich eine Vollbremsung hinlegen. Die meisten Schalter befanden sich schon in richtiger Stellung, und da sie ihr APU nicht brauchten, ließen sich die Triebwerke leicht und schnell abstellen.
Sobald die Einstiegsluke offen war, forderte Patrick die anderen auf: »Einfach den Strom abstellen, alles liegen lassen und gleich mitkommen.« Seaver, Warren und Long folgten ihm. Zu ihrer Überraschung wurden sie am Fuß der Leiter von einem jungen schwarzen Offizier erwartet, der einen Wüstentarnanzug trug, eine Maschinenpistole vor der Brust hängen hatte und am Koppel eine große Ledertasche mit einer Pistole Kaliber 45 trug. »Abend, Sir«, sagte er zu Patrick, dann lächelte er den anderen zu. »Willkommen in Elliott.«
Die leistungsfähige Klimaanlage des Hangars war schon dabei, die letzten Triebwerksabgase ins Freie zu befördern. Nachdem das Sicherheitspersonal bei McLanahan eine Leibesvisitation vorgenommen hatte, waren Seaver, Furness und die anderen an der Reihe. Dann wurden sie aufgefordert, einen Arm aus ihrer Fliegerkombi zu ziehen und eine Schulter frei zu machen.
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