Lautlose Jagd
Lok mit sieben Waggons, chinesische Spurweite, ist erst vor einer Stunde in seine jetzige Position gefahren.«
»Zwei Nodongs in vorbereiteten Feuerstellungen?«, fragte Nancy Cheshire. »Das kann eigentlich kein Zufall sein, finde ich.«
»Genau!«, bestätigte Dave, während er die neuen Informationen nach Dreamland weitergab. »Das könnte der Auftakt zu einem weiteren Raketenüberfall nordkoreanischer Aufständischer sein.«
»Hey, wir haben ein Luftziel hinter uns!«, sagte Patrick. Er hatte den gesamten Luftraum um die Megafortress erneut mit seinem LADAR abgesucht. Das Ziel flog in etwa 30000 Fuß über dem Japanischen Meer mit über 500 Knoten auf sie zu. »Noch keine Identifizierung, aber es muss ein Jäger sein.«
»Aber unser Radarwarner hat nicht angesprochen«, stellte Nancy fest. Sekunden später ergänzte sie: »Eine MiG-29. Das muss eine japanische MiG-29 sein, die mit GPS navigiert und zur Zielsuche ihr IRSTS benützt.« Das IRSTS (infrared search and track System) war ein hochmoderner russischer IR-Sensor, mit dem die MiG-29 große Teile des Himmels nach feindlichen Flugzeugen absuchen konnte, ohne ihr Radar einschalten zu müssen. Navigierte der Pilot mit seinem GPS, brauchte er sein Zielsuchradar nur für Angriffe aus sehr großen Entfernungen einzuschalten - die meisten Gegner würden ihn erst orten, wenn er seine Raketen abschoss.
»Patrouillieren sie noch immer gemeinsam mit den Koreanern über der Halbinsel?«
»Die Koreaner sind ihnen dafür bestimmt dankbar«, meinte Patrick. »Wahrscheinlich führen sie die japanischen Jäger sogar vom Boden aus. Halten wir von dieser MiG mindestens zwanzig Meilen Abstand und zeigen ihr nicht unsere Schubdüsen, kann sie uns nicht orten, denke ich. Dave, ich schlage vor, dass du General Samson veranlasst, mit dem Weißen Haus zu telefonieren, damit es eine Möglichkeit findet, den Japanern mitzuteilen, dass wir hier unterwegs sind. Ich möchte nicht von einer japanischen MiG überfallen werden. Vielleicht können wir Modus-zwo-Codes oder etwas in dieser Art austauschen.«
»Wird erledigt«, bestätigte Luger. »Ich versuche auch, seine Einsatzfrequenz rauszukriegen, damit ihr mit ihm reden könnt, falls die Lage echt kritisch wird. Ihr könnt... Hey, da starten Jäger in Korea!« Als Patrick den Darstellungsbereich seines Displays erweiterte, sah er die von der koreanischen Radarüberwachung gelieferten neuen Informationen: zwei Hochgeschwindigkeitsflugzeuge stiegen auf Nordostkurs in den Nachthimmel auf. »In Seoul sind zwei Jäger gestartet und in unsere Richtung unterwegs.«
»Hier oben wird's allmählich eng«, meinte Nancy. »Vielleicht gehen wir lieber tiefer und verstecken uns in irgendeinem...«
In diesem Augenblick ertönte ein schrilles LADAR-Warnsignal, und neben einer der mutmaßlichen Nodong-Stellungen begann ein Icon zu blinken. »Raketenstart!«, rief Patrick. »Links vierzig und volle Nachbrenner, Nance!«
Nancy Cheshire schob alle vier Leistungshebel ruckartig nach vorn in Nachbrennerstellung und legte die EB-1C Megafortress in eine steile Linkskurve. Sie konnten den Raketenstart deutlich beobachten: am Horizont flammte ein winziger Lichtpunkt auf, dann stieg eine leuchtend gelbe Spur in den Nachthimmel. Nach der von Patrick befohlenen Kursänderung zeigte der Bug ihrer Maschine auf die aufsteigende ballistische Rakete.
»Bombenklappen geöffnet! Wolverine abgeworfen!« Patrick griff die Nodong-Einheit sofort mit einer Abwurflenkwaffe an.
»Bombenklappen geschlossen. Okay, Nance, hinter der Rakete her!«
Die Pilotin zog ihren Steuerknüppel nur leicht zurück, um die Verfolgung aufzunehmen. Anfangs sah es so aus, als würden sie die Nodong überfliegen - sie schien nicht so rasch zu beschleunigen, während die Megafortress rasant schneller wurde. Aber das war eine optische Täuschung. Sekunden später zeigte sich, wie schnell die Rakete bereits war. Im nächsten Augenblick hatte die Nodong sie überstiegen und beschleunigte mit einem langen gelben Feuerschweif weiter. Nancy hatte die EB-1C schon fast auf Mach 1 gebracht und hielt den Bug weiter auf die Rakete gerichtet. Aber die Megafortress wurde nicht mehr schneller, und je steiler sie bei der Verfolgung der Nodong stieg, desto rascher verlor sie an Fahrt.
»Schnell raus damit, Sir«, drängte Nancy. »Wir verlieren zu viel Fahrt. Sie haben noch ungefähr sechs Sekunden Zeit.«
»Achtung... Bombenklappen offen... Lenkwaffenstart!« Sekunden später hörten sie das Donnern
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