Lautlose Jagd
ebenfalls als Todfeind betrachten.«
»Wir schätzen keine Drohungen, Herr Botschafter«, antwortete Martindale unwillig. »Bestellen Sie Staatspräsident Jiang und dem Politbüro, dass China bereits den Fehler gemacht hat, Nordkorea aufzurüsten und beim Aufbau seiner Rüstungsindustrie zu unterstützen. Da diese Einrichtungen nicht mehr Ihrer Kontrolle unterstehen, haben Sie kein Recht, sich dort einzumischen. Frieden zeugt Frieden, Herr Botschafter, und Konflikt zeugt Konflikt.
Chinesische Truppen stehen auf koreanischem Boden und haben Tausende von Koreanern getötet oder gefangen genommen. Wollen Sie wirklich Frieden, ist das der falsche Ansatz.
Meine Forderung ist einfach: Ziehen Sie sofort Ihre Truppen aus Korea ab. Sehen wir die chinesischen Verbände innerhalb einer Stunde beschleunigt nach Norden abrücken, spreche ich mit Präsident Kwon und bringe ihn dazu, auf Angriffe gegen Ihre sich zurückziehenden Truppen zu verzichten. Beginnt der Rückzug nicht innerhalb einer Stunde, werden die Aggressoren vernichtet.
So einfach ist das.«
Zhou Chang-li schwieg. Er tarnte seine verdrießliche Miene mit einer tiefen Verbeugung, dann verließ er den Raum.
Der Präsident setzte sich wieder an seinen Schreibtisch und machte eine kurze Pause, um die Anspannung loszuwerden und seine Gedanken zu sammeln. »Na, hat das nicht wunderbar geklappt? China hat offen zugegeben, dass es eine koreanische Provinz für unbestimmte Zeit besetzen will.«
»Wie wird Kwon darauf reagieren?«, fragte die Vizepräsidentin. »Er hat bewiesen, dass er zu allem im Stande ist. Wahrscheinlich macht er sämtliche Einrichtungen in Chagang Do mit allen verfügbaren Waffen platt.«
Martindale starrte gedankenverloren aus dem Fenster. »Und ich kann es ihm nicht verübeln«, sagte er dann. »Ließe sich beweisen, dass Kwon China mit Raketen angegriffen hat, obwohl er wusste, dass der erste Raketenangriff nicht von dort gekommen ist, wäre das unentschuldbar. Aber er hat auch gezeigt, dass er entschlossen ist, Korea mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln zu verteidigen. Ich glaube Zhou, wenn er sagt, dass China Kwon fürchtet. Sogar ich fürchte Kwon, obwohl ich nicht glaube, dass er Raketen auf uns gerichtet hat. Vielleicht tut China tatsächlich nur, was Zhou angekündigt hat: Es zerstört die Waffenlabors, brennt alles nieder und tritt den Rückzug an.«
»Darüber wäre ich nicht einmal unglücklich«, gab Freeman zu.
»Die Frage ist nur: Wer tut den nächsten gefährlichen Schritt?
Weicht Kwon vor der chinesischen Übermacht zurück? Und welche Waffen setzt er ein, wenn er es nicht tut?«
»Und was zum Teufel machen wir inzwischen?«, fragte der Präsident. »Riskieren wir eine Eskalation, indem wir weitere Flugzeugträger entsenden ? Was tun wir, wenn China und Korea anfangen, sich mit Atomraketen zu beschießen? Ist der Einsatz unserer Streitkräfte nicht viel zu riskant?«
»Unser bester Tipp sind jetzt McLanahan und das Programm Coronet Tiger zur Abwehr ballistischer Raketen«, antwortete Sicherheitsberater Freeman. »Kann er dafür sorgen, dass alle den Kopf einziehen und über Korea oder China keine weiteren pilzförmigen Wolken aufsteigen, bleibt uns vielleicht genug Zeit, diesen Konflikt zu entschärfen.«
»Wie steht es mit der Verlegung von McLanahans Einheit?«, fragte Chastain.
»Die Wartungsmannschaften sind auf Ihre Anweisung hin sofort in Marsch gesetzt worden«, berichtete Freeman. »Gleichzeitig sind die Besatzungen der Nevada Air National Guard zurückgerufen und ihre Bomber einsatzbereit gemacht worden. Die Maschinen sind gestern spät abends gestartet.« Er sah zu Balboa hinüber. »Wegen einiger Verstöße der B-1B-Piloten bei ihrer Überprüfung hat Admiral Balboa bedauerlicherweise das Programm Coronet Tiger gestoppt und die dafür bewilligten Mittel eingefroren. Daher muss McLanahan mit weniger Maschinen auskommen, als ursprünglich vorgesehen waren.«
»Aber wie ich sehe, haben Samson und McLanahan meine Befehle ignoriert und trotzdem weitergemacht«, sagte der Vorsitzende der Vereinten Stabschefs. »Ich habe befohlen, bis zum Abschluss der eingeleiteten Untersuchung das Programm zu stoppen und die Bomber der Air National Guard zurückzugeben. Stattdessen haben sie den Staat Nevada dazu bequatscht, ihnen diese Flugzeuge für je einen Dollar pro Jahr zu überlassen. Für einen gottverdammten Dollar!«
»Die Flugzeuge gehören Nevada, Admiral...«
»Und Samson hat eine Viertelmilliarde Dollar dafür
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