Lautlose Jagd
ausgegeben, um sie gegen meinen Befehl umzurüsten«, fuhr Balboa aufgebracht fort. »Wann hören wir endlich auf, diese Kerle im HAWC für glatte Befehlsverweigerung zu belohnen? Die Lancelot ist nur eingeschränkt erprobt und erst ein Mal richtig getestet worden - illegal gegen Schiffe der Navy, möchte ich hinzufügen.
Und was ist mit diesen Besatzungen der Air National Guard? Ich habe Arthur und Philip von ihren Verstößen bei der Einsatz-Zertifizierung berichtet. Diese Leute sind undiszipliniert und gefährlich!«
Admiral Balboa sah zu Freeman hinüber. Er wusste, dass der Präsident sich viel öfter mit Philipp Freeman beriet als mit ihm; er wusste auch, dass Martindale eine Vorliebe für Geheimprogramme hatte, von der die Öffentlichkeit oder der Kongress nichts zu erfahren brauchten. Aber die Tatsache, dass er wusste, was der Präsident bevorzugte, bedeutete noch längst nicht, dass Balboa ihm genau das empfehlen musste, wie Freeman es oft tat.
»Sir, ich habe größten Respekt vor den Generalen Samson und McLanahan und weiß, dass Sie sie auch sehr schätzen. Sie sind wahre Patrioten. Aber sie operieren weit außerhalb der festgelegten Befehlswege. Wegen der strikten Geheimhaltung dort draußen kann nicht einmal ich HAWC-Projekte steuern. Wenn diese Leute nicht mir unterstehen, wem unterstehen sie dann? Muss der Präsident der Vereinigten Staaten ein paar Piloten der Air National Guard, die Tausende von Meilen entfernt sind, direkte Befehle erteilen? So ist das eigentlich nicht gedacht, Sir.«
Balboa machte eine Pause, überlegte kurz, wie er sich ausdrücken sollte - er wusste recht gut, dass der Präsident nichts auf Samsons Vorgänger kommen ließ -, und fuhr fort: »Bei allem Respekt glaube sich wi rklich, Sir, dass Samson und McLanahan sich von Brad Elliotts schnodderiger Gleichgültigkeit haben anstecken lassen. Das beweisen ihre ungenehmigte und potenziell gefährliche Erprobung einer Plasmafeld-Waffe in der Nähe von US-Kriegsschiffen und ihre stillschweigende Billigung des Verhaltens der B-1B-Piloten der Air National Guard bei Übungseinsätzen.
Ich bin der Überzeugung, dass diese beiden jeden Einsatzplan und jeden rechtmäßigen Befehl missachten werden, der ihnen nicht in ihren eigenen Kram passt. Und fangen sie erst einmal an, China mit Raketen mit Plasmafeld-Gefechtsköpfen zu beschießen, könnten sie die Welt im Alleingang in einen Atomkrieg stürzen.
Ich glaube nicht, dass wir das riskieren dürfen.«
»Ich denke, das ist unfair, Admiral«, sagte Freeman.
Balboa ignorierte ihn. »Mr. President, ich weiß, wie sehr Sie General Elliott und seine Leute geschätzt haben. Aber sie haben sich noch nicht im Einsatz bewährt. Sie wissen nur, was Elliott ihnen seinerzeit beigebracht hat: ›Lieber um Entschuldigung bitten, als um Erlaubnis fragen.‹«
Der Präsident hörte Balboa anfangs mit ernster, nüchterner Miene zu, aber schon nach einiger Zeit begann er leicht zu lächeln.
Als Balboa jetzt fertig war, schüttelte er breit lächelnd den Kopf.
»Admiral, Sie reden wi rklich nur Unsinn«, stellte Martindale fest. Auf Balboas Gesicht zeichneten sich nacheinander Überraschung, Schock und ohnmächtiger Zorn ab. »Aber Sie haben die ersten Jahre, in denen Brad Elliott das HAWC aufgebaut hat, nicht miterlebt. Ja, sie waren unkonventionell, haben aus der Hüfte geschossen, waren manchmal ungehorsam - nein, sogar meistens.
Aber zu behaupten, diese Jungs hätten keine Kampferfahrung, beweist nur, wie wenig Sie dazugelernt haben und wie wenig Sie wissen.«
»Das ist keine faire Beurteilung, Sir, aber ich akzeptiere Ihre Kritik«, sagte Balboa mit verkniffener Miene. »Aber gestatten Sie mir eine Frage, Sir: Wie sieht der Befehlsweg aus? Wer erteilt den Besatzungen ihre Befehle? Und wer trägt die Verantwortung, wenn eine dieser verrückten Air-Guard-Besatzungen über Korea oder China abstürzt?«
»Die volle Verantwortung trage wie immer ich, Admiral«, antwortete der Präsident. »Das müsste eine große Erleichterung für Sie sein - außer Sie haben schon eine Möglichkeit gefunden, sich von ihnen zu distanzieren. Verschwinden Sie jetzt schleunigst aus meinem Büro, bevor mir einfällt, dass mein höchster Offizier gerade einem unserer fliegenden Verbände das denkbar schlimmste Schicksal gewünscht hat.«
Über dem Süden der Provinz Chagang Do,
Vereinigte Republik Korea
(ehemals Nordkorea)
(am frühen Abend)
»Kontakt!«, rief der Beobachter/Waffenoffizier eines leichten Erdkampf-
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