Lautlose Jagd
fahren nach Hause.«
Seaver schien noch etwas sagen zu wollen, aber dann wandte er sich ab und verließ wortlos den Simulatorraum.
Long sah ihm kopfschüttelnd nach. »Verdammte Ratte«, sagte er. »Der Kerl bleibt bei seiner lahmarschigen Story.«
»Halten Sie sich ein bisschen zurück, Long Dong«, forderte Furness ihn auf. »Ob er's allein schafft, wird sich zeigen. Schafft er's nicht, kann ich nur hoffen, dass er nicht die ganze Staffel mitreißt.«
Amtszimmer des Luftwaffenministers,
Pentagon, Washington, D.C.
(später am gleichen Tag)
»Ich stecke mitten in den Vorbereitungen für ein großes Manöver in Übersee«, stellte Luftwaffenminister Stuart Mortonson aufgebracht fest, »und jetzt legen Sie mir dieses Ei ins Nest. Hoffentlich haben Sie eine verdammt gute Begründung dafür, General Hayes.« Dies war einer der Tage, fand Mortonson, an dem der Job des zivilen Chefs der jüngsten US-Teilstreitkraft eine absolut undankbare Aufgabe war.
Mortonson, ehemals Dekan an der Stanford University und stellvertretender kalifornischer Gouverneur, hatte sein Amt im Pentagon als Dank dafür erhalten, dass er bei der letzten Präsidentenwahl mitgeholfen hatte, Martindale den Sieg in Kalifornien zu sichern. Die Position brachte der kalifornischen Luft- und Raumfahrtindustrie viele neue Aufträge und kalifornischen Instituten und Universitäten reichlich Forschungsmittel, was zwei gute Gründe dafür waren, dass Mortonson dafür aufgebaut wurde, als Senator oder Gouverneur zu kandidieren. Aber abgesehen von einigen Reden und ein paar Standortbesuchen war vom Luftwaffenminister kaum etwas zu hören oder zu sehen - außer etwas ging schief. Dann kannte jeder seinen Namen.
Als Erstes war im April der Absturz eines Bombers B-1B in Nevada passiert. Tatsächlich war das kein Flugzeug der U.S.Air Force, sondern ein Bomber der Nevada Air National Guard gewesen, aber in der Öffentlichkeit verfing solche Haarspalterei von Anfang an nicht - der Absturz war und blieb ein Problem der Luftwaffe. Die Navy protestierte gegen das fahrlässige Verhalten der Besatzung, beschwerte sich über die vielen Verstöße gegen die Sicherheitsvorschriften und verlangte, die Luftwaffe solle ihr Personal besser einweisen. Mortonson ließ die Tiraden des Marineministers und des Chefs der Operationsabteilung der Kriegsmarine über sich ergehen, erduldete die strafenden Blicke des Verteidigungsministers und versprach allen laut, dieser Sache auf den Grund zu gehen und ein paar Leuten in den Hintern zu treten.
Aber jetzt war eine neue Kontroverse entbrannt, an der wieder die Navy beteiligt war. Während einer angemeldeten Waffenerprobung über dem Pazifik hatten sich einige höchst merkwürdige Dinge ereignet, und die daran beteiligten Air-Force-Angehörigen, darunter General Hayes, der Chef des Führungsstabs der Luftwaffe, äußerten sich sehr, sehr zurückhaltend darüber. Die Navy, die einige Schiffe im Übungsgebiet gehabt hatte, beschwerte sich wieder und warf der Luftwaffe vor, einen neuen Gefechtskopf - vielleicht sogar einen Kernsprengkopf - in einem Übungsgebiet der U.S. Navy in unmittelbarer Nähe ihrer Schiffe getestet zu haben, ohne die zuständigen Stellen rechtzeitig zu warnen und entsprechende Sicherheitsvorkehrungen zu veranlassen.
Weniger als eine Stunde nach der Erprobung hatte General Hayes den Luftwaffenminister in einer E-Mail um eine sofortige abhörsichere Video- oder Telefonkonferenz gebeten. Aber Mortonson war nicht im Ministerium und hatte keinen Zugang zu einem abhörsicheren Telefon. Als Hayes dann wenige Stunden später ins Pentagon kam, bat er um eine sofortige Besprechung mit dem Minister und Generalmajor Gregory Hammond, der das Air National Guard Bureau leitete. Hammonds Amt war die Schnittstelle zwischen Luftwaffenminister und Chef des Führungsstabs der Luftwaffe auf der einen Seite und den Gouverneuren und den Chefs der Verwaltungsämter der Staaten mit Einheiten der Air National Guard auf der anderen. Unterdessen hatte die Beschwerde der Navy schon Wellen geschlagen, deshalb verschob Mortonson widerstrebend seine Abreise und setzte diese Besprechung an.
Natürlich musste das alles während der Vorarbeiten zu einem der größten Manöver das Jahres passieren: Team Spirit 2000 sollte in weniger als zwei Monaten anlaufen. Die Übung Team Spirit, oft ein Zankapfel bei Friedensgesprächen zwischen Nord- und Südkorea, hatte sich zum größten gemeinsamen Manöver im Pazifik entwickelt. Im Rahmen dieser
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