Lautlose Jagd
können alle zufrieden sein.«
»Aber wenn General Samson für die Air Guard plädiert, denkt er vor allem an ihr Leistungsniveau«, warf Hayes ein. »Auf den Punkt gebracht: Diese Einheiten sind gut. Der Ausbildungs- und Übungsstand ihrer Besatzungen ist ebenso hoch wie bei Einsatzstaffeln der Air Force. Die Staffel, die den Bomber verloren hat, hat den letzten Bomberwettbewerb gewonnen. Es gibt keine besseren Besatzungen.«
»Woher zum Teufel kommt das?«
»Die Air Guard ist eine ganz andere Welt, Sir«, antwortete General Hammond. »Dort fliegen zu dürfen, gilt als besonderes Privileg, fast wie die Mitgliedschaft in einem exklusiven Klub. Der Wettbewerb ist größer, weil weniger Posten zu besetzen sind, und die Air Guard kann es sich leisten, nur die Allerbesten zu nehmen.
Jeder einzelne Bewerber wird vom Chef des Verwaltungsamts und dem Gouverneur persönlich ausgewählt. Viele Angehörige der Air Guard tun über Jahre hinweg Dienst in derselben Staffel und fliegen dort dieselben Maschinen. Im Gegensatz zum Personal der Einsatzstaffeln werden sie nicht alle paar Jahre entwurzelt und müssen sich kaum Sorgen um ihre Beförderung oder zukünftige Verwendung machen. Da sie jedes Jahr konkurrieren müssen, um ihre Jobs zu behalten, sind sie aggressiv. Sie sind auf ganz andere Art stolz auf ihre Einheit als die Besatzungen von Einsatzstaffeln; sie fühlen sich in erster Linie als Vertreter ihrer Heimatstadt, ihres Heimatstaats.«
»Sie kennen die vielen kritischen Stimmen, die sich dagegen erheben, dass Guard- und Reserveeinheiten solche Flugzeuge fliegen, nicht wahr?«, fragte Mortonson Hayes. »Hochleistungsmaschinen überfordern Teilzeitflieger, heißt es immer wieder. Was halten Sie davon? Sollten wir das Bomberprogramm der Air National Guard abschaffen?«
»Sie wissen, dass dieses Gerede Unsinn ist, Sir«, antwortete Hayes. »Das sind nur Ersatzeinheiten, keine Einsatzstaffeln. Diese Leute arbeiten hart und üben viel, aber sie sind kein Äquivalent zu Einsatzstaffeln. Sie existieren, damit wir Reservekräfte mobilisieren können, die binnen Wochen oder Monaten einsatzbereit sind. Die Vor- und Nachteile liegen auf der Hand. Es kostet weniger Geld, diese Leute und ihre Flugzeuge einsatzfähig zu erhalten, aber dafür dauert jede Mobilmachung länger, weil ihr Bereitschaftsstand natürlich geringer ist.«
»Sie haben mir eine politisch korrekte Antwort gegeben, Victor«, sagte Mortonson, »aber ich möchte hören, was Sie persönlich davon halten. Ist es vernünftig, diesen Teilzeitfliegern schnelle Jets anzuvertrauen ?«
»Sie fliegen diese schnellen Jets seit Jahren, Sir«, erwiderte Hayes. »Reservepiloten fliegen ungefähr ein Drittel aller Einsätze der Air Force. Auf manchen Gebieten, zum Beispiel beim Objektschutz, sind es hundert Prozent. Es gibt nur zwei Waffensysteme, die sie nicht fliegen: Stealthbomber und Stealthjäger - aber das liegt nur daran, dass wir nicht allzu viele dieser Maschinen haben.«
Mortonson funkelte Hayes an. »Verdammt noch mal, wann bekomme ich von Ihnen eine klare Auskunft, General?«, blaffte er.
»Halten Sie es für eine kluge Entscheidung, eine kluge Investition, Air Guard und Reserve Maschinen wie den Bomber B-1B fliegen zu lassen?«
»Ja, Sir, das tue ich«, sagte Hayes nachdrücklich. »Ich bin ein überzeugter Anhänger des Konzepts vom Bürger in Uniform. Mir ist es lieber, wenn begabte, erstklassig ausgebildete Leute nach ihrer aktiven Dienstzeit noch ein paar Jahre in Guard- oder Reserveeinheiten weiterfliegen, statt vom Zivilsektor aufgesogen zu werden, in dem sie ihre speziellen Fähigkeiten nicht nutzen können. Air Guard und Reserve konservieren einen großen Teil der vielen hunderttausend Dollar, die uns die Ausbildung jedes einzelnen Besatzungsmitglieds kostet - würde er nach seinem Ausscheiden aus dem aktiven Dienst nicht bei ihnen weiterfliegen, wäre unsere gesamte Investition verloren.«
Mortonson wog dieses Argument sorgfältig ab. »Wahrscheinlich haben Sie Recht«, sagte er nickend. »Aber diese Frage ist ohnehin zu brisant, als dass wir sie jetzt aufgreifen sollten. General, über Ihren Vorschlag, eine Staffel eigens zur Abwehr ballistischer Raketen aufzustellen, entscheide ich irgendwann später. Vorerst werden wir alle Hände voll zu tun haben, um die Vereinten Stabschefs, den Verteidigungsminister und den Präsidenten davon zu überzeugen, dass wir keine wild gewordenen Irren sind, die diesen Planeten in einen atomaren Holocaust stürzen
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