Lautloses Duell
Sammie. Wie wär’s, wenn du mal nachschaust?«
»Ähm …äh … Ich?«
»Genau.«
»Ich weiß nicht, was ich machen soll?«
»Schau einfach mal nach, ob ein Reifen platt ist«, sagte der freundliche Onkel Irv.
»Okay. Welcher Reifen denn?«
»Hinten rechts.«
Das Mädchen schaute nach links.
Phate zeigte in die andere Richtung.
»Ach so, ja, der Reifen da. Wonach soll ich gucken?«
»Wonach würden denn die Animorphs gucken?«
»Weiß nicht. Vielleicht, ob ein Nagel drinsteckt oder so.«
»Gute Idee. Warum guckst du nicht nach, ob ein Nagel drinsteckt?«
»Okay.«
Phate löste den Sicherheitsgurt des Mädchens.
Dann langte er hinüber zur Beifahrertür.
»Das kann ich allein«, sagte Sammie trotzig. »Du musst mir nicht helfen.«
»Von mir aus.« Phate lehnte sich zurück und sah zu, wie das Mädchen am Griff herumfummelte und die Tür schließlich aufstieß.
Sammie stieg aus und ging zum Heck des Wagens. »Sieht eigentlich gut aus!«, rief sie.
»Prima!«, rief Phate zurück. Dann trat er aufs Gaspedal und ließ den Wagen nach vorne schießen. Die Tür klappte zu, die durchdrehenden Reifen hüllten Sammie in Staub und Schotter ein. Das Mädchen fing an zu kreischen: »Warte, Onkel Irv …«
Phate gab noch mehr Gas und schlingerte auf den Asphalt der Straße.
Das Kind rannte heulend hinter ihm her, verschwand aber rasch in der aufgewirbelten riesigen Staubwolke. Phate für seinen Teil hatte Sammie in dem Augenblick vergessen, als die Tür zuschlug.
23 Kapitel 00010111
Renegade334: Triple-X, ich bin’s wieder. Ich muss mit dir reden. NBS.
»Das Akronym bedeutet ›No bullshit‹«, erklärte Patricia Nolan, an Frank Bishop gewandt. Beide starrten auf den Bildschirm vor Wyatt Gillette.
Nolan war vor wenigen Minuten eingetroffen, als Gillette gerade an den nächstbesten Rechner hechtete. Sie flatterte sogleich auf ihn zu, als wollte sie ihn zur Begrüßung innig umarmen, doch als sie merkte, wie konzentriert er war, nahm sie davon Abstand. Stattdessen zog sie sich einen Stuhl heran und setzte sich möglichst dicht vor den Monitor. Auch Tony Mott saß nicht weit entfernt. Bob Shelton hatte angerufen und Bishop mitgeteilt, seine Frau sei krank und er würde deshalb etwas später kommen.
Gillette tippte die nächste Nachricht ein und drückte auf Return.
Renegade334:Bist du da? Ich muss unbedingt mit dir reden.
»Komm schon«, ermutigte ihn Gillette flüsternd. »Komm schon … Sprich mit mir.«
Triple-X: Du schreibst jetzt echt besser, mein Junge. Grammatik und auch Rechtschreibung. BTW, ich gehe von einem anonymen Server in Europa aus ins Netz. Du kannst mich nicht zurückverfolgen.
Renegade334:Haben wir auch nicht vor. Tut mir Leid. Dass wir versucht haben, dich auszutricksen. Wir sind verzweifelt. Wir brauchen deine Hilfe. Ich bitte dich um deine Hilfe.
Triple-X:Wer bist du denn? Renegade334: Schon mal von den Knights of Access gehört?
Triple-X: JEDER hat schon von den KOA gehört. Willst du etwa sagen, du warst damals dabei?
Renegade334: Ich bin Valleyman. Triple-X: Du bist Valleyman? NFW.
»No fucking way«, übersetzte Tony Mott diese Abkürzung für Bishop. Die Tür ging auf, und Stephen Miller und Linda Sanchez kamen herein. Bishop klärte sie rasch über die neuesten Entwicklungen auf.
Renegade334: Doch. Ehrlich.
Triple-X: Wenn du’s bist, dann erzähl mal, was du vor sechs Jahren geknackt hast, dieser grandiose Hack, du weißt schon.
»Er stellt mich auf die Probe«, sagte Gillette. »Wahrscheinlich hat Phate ihm von einem KOA-Hack erzählt, und jetzt will er wissen, worum es damals ging.« Seine Finger rasten wieder über die Tastatur:
Renegade334: Fort Meade.
Fort Meade in Maryland war der Sitz der National Security Angency und verfügte über mehr Supercomputer als jede andere Einrichtung auf der Welt. Außerdem war sie von allen Regierungseinrichtungen am besten abgesichert.
»Herrschaft, noch mal!«, flüsterte Mott. »Ihr habt Meade geknackt?« Gillette zuckte die Achseln. »Nur die Internet-Verbindung. Nicht die Black Boxes.«
»Trotzdem … Meine Fresse!«
Triple-X:Wie seid ihr durch ihre Firewalls gekommen?
Renegade334: Wir haben erfahren, dass die NSA ein neues System installieren wollte. Wir sind durch die Schwachstelle in der Unix-Sendmail rein. Wir hatten nur drei Minuten, nachdem sie die Maschine installiert und bevor sie die Zusatzdatei geladen hatten, die den Fehler behob. Genau in dem Moment sind wir rein.
Die berühmte Schwachstelle in der
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