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Lautloses Duell

Titel: Lautloses Duell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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hatte, sprang Wyatt heraus und rannte in das Gebäude.
    »Schadensbericht?«, rief er Miller und Patricia Nolan zu, die beide an einem Arbeitsplatz saßen, aber eigentlich hatte er die Frage an Nolan gerichtet.
    »Der SysAdmin hat die Passcodes und die Adresse geändert, außerdem zusätzliche Firewalls installiert. Sie sind immer noch offline, aber einer der Assistenten hat uns eine CD-ROM mit den Log Files vorbeigebracht. Ich sitze gerade dran.«
    In den Log Files ist verzeichnet, welche User in einem System online waren, wie lange, was sie online getan haben und ob sie während dieser Zeit in ein anderes System übergewechselt sind.
    Gillette übernahm und hämmerte sofort wie wild auf die Tastatur ein. Geistesabwesend griff er nach seiner Kaffeetasse vom Vormittag, trank einen Schluck und schüttelte sich bei dem Geschmack des abgestandenen, bitteren Gebräus. Er stellte die Tasse ab, wandte sich wieder dem Bildschirm zu und bearbeitete die Tasten wie ein ekstatischer Pianist, während er die Log Files von ISLEnet abklapperte.
    Kurz darauf bemerkte er, dass Patricia Nolan sich neben ihn setzte und eine frische Tasse Kaffee auf den Schreibtisch stellte. Er blinzelte kurz zur Seite. »Danke.«
    Sie lächelte, er nickte zurück und sah ihr einen Augenblick in die Augen. So aus der Nähe fiel Gillette auf, wie straff ihre Gesichtshaut war, was die Vermutung nahe legte, dass sie ihren Runderneuerungsplan so ernst nahm, dass sie auch vor Schönheitsoperationen nicht zurückschreckte. Flüchtig dachte er, dass sie, wenn sie weniger von diesem dicken Make-up benutzen, sich ein paar nettere Klamotten kaufen und damit aufhören würde, sich ständig die Haare aus dem Gesicht zu streichen, gar nicht mal so unattraktiv wäre. Nicht gerade eine klassische Schönheit, aber doch recht hübsch.
    Er widmete sich wieder dem Bildschirm und der malträtierten Tastatur. Seine Finger trommelten wütend auf die Tasten. Er musste immer noch an Bob Shelton denken. Wie konnte jemand, der genug über Computer wusste, um eine Winchester-Server-Festplatte zu besitzen, so verdammt nachlässig sein?
    Schließlich lehnte er sich zurück und verkündete: »Es ist nicht so schlimm wie erwartet. Er war in ISLEnet drin, aber nur ungefähr vierzig Sekunden lang, dann hat Stephen das System außer Kraft gesetzt.«
    »Vierzig Sekunden?«, sagte Bishop. »Das reicht nicht, um irgendetwas für ihn Nützliches abzugreifen, oder?«
    »Auf keinen Fall«, erwiderte der Hacker. »Er hat vielleicht einen Blick auf die Hauptmenüs geworfen und ein paar Dateien geöffnet, aber ich kann auf dieser Ebene keine empfindlichen Eingriffe feststellen. Um an die wirklich geheimen Sachen heranzukommen, braucht er andere Passcodes, und dafür hätte er ein Cracking-Programm laufen lassen müssen, aber so was dauert mindestens eine halbe Stunde.«
    Bishop nickte. »Damit bleibt uns wenigstens noch
eine
Chance.«
    In der Außenwelt war es fast siebzehn Uhr, der Regen hatte pünktlich mit dem ersten Feierabendverkehr eingesetzt. Aber für einen Hacker gibt es keinen Nachmittag, es gibt keinen Morgen und keine Nacht. Es gibt nur die Zeit, die man in der Maschinenwelt verbringt, und die andere.
    Phate war momentan offline.
    Trotzdem saß er vor seinem Computer in seinem formidablen Pseudohaus in Los Altos. Er blätterte seitenweise Daten durch, die er von ISLEnet heruntergeladen hatte.
    Die CCU war der Meinung, Phate habe sich nur exakt zweiundvierzig Sekunden im ISLEnet umgesehen. Was sie nicht wussten, war, dass einer von Trapdoors klugen Dämonen sofort nach dem Eindringen in das System die interne Uhr übernommen und alle Einträge überschrieben hatte, die sämtliche Verbindungen nach draußen und alle Download-Aktionen aufzeichnete. Tatsächlich hatte sich Phate volle zweiundfünfzig Minuten in ISLEnet herumgetrieben und sich mehrere Gigabytes an Informationen heruntergeladen.
    Das meiste davon war reichlich banal, aber bei einigen Informationen handelte es sich um geheime Verschlusssachen, auf die höchstens eine Hand voll autorisierter Polizeibeamter in Kalifornien und im ganzen Land Zugriff haben dürfte: Regierungscomputer, Einsatzcodes, verschlüsselte Akten hinsichtlich noch nicht abgeschlossener Operationen, Überwachungsprotokolle, taktische Absprachen, interne Dokumente der Landespolizei, des FBI, der Abteilung für Alkohol, Tabak und Schusswaffen, des Secret Service und der meisten anderen Behörden zur Verbrechensbekämpfung.
    Der leichte Regen malte Streifen

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