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Lavendel und Blütenstaub

Lavendel und Blütenstaub

Titel: Lavendel und Blütenstaub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. Habersatter
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Umarmung seiner Frau gelöst.
    Diese ignorierte den Ausbruch und schlang die Arme noch fester um ihn. Erwin entspannte sich wieder.
    "Schatz, nachdem was Dr. Werneck gesagt hat, hat deine Mutter nicht viele Möglichkeiten. Sie ist alt ..."
    "Na hör mal", unterbrach er sie.
    "Entschuldige. Sie ist eine ältere Dame", korrigierte sie sich, "sie ist unheilbar krank, sie mag keine Krankenhäuser, ..."
    "Woher willst du das wissen?", unterbrach er sie noch einmal.
    "Ich lese zwischen den Zeilen, auch wenn scheinbar alle das Gefühl haben, mir sei alles egal. Ich höre zu und ich halte mich zurück. Da erfährt man mehr über die Menschen als du denkst. Und Stella wusste das auch. Deshalb tat sie das einzig Richtige und holte Anna nach Hause. Sei doch froh, dass sie sich um eure Mutter kümmert. Es ist für sie mit ihrem Beruf und Jonathan bestimmt nicht leicht."
    Erwin dachte kurz nach. Er wusste, was Gabriela meinte. Er selbst konnte sich nicht vorstellen, einfach so unbezahlten Urlaub zu nehmen, um seine krebskranke Mutter zu betreuen. Noch dazu, mit so einem aufmüpfigen Teenager wie Jonathan. Erwin schob den Gedanken aber schnell beiseite. Sein Neffe war ein Kapitel für sich. Davon abgesehen, dass es sein vielbeschäftigter Job ohnehin nicht zulassen würde, sich einfach so frei zu nehmen.
    "Und, was hast du jetzt herausgefunden?"
    Erwin räusperte sich. "Nun, anscheinend gibt es neue klinische Studien, die in den letzten Jahren gezeigt haben, dass das Medikament 'Sorafenib' die Überlebenszeit der Patienten mit fortgeschrittenem Leberkrebs verlängert. Das Medikament hemmt irgendwie das Wachstum der Tumorzellen."
    "Also keine Heilung, sondern nur eine Verlängerung", stellte Gabriela sachlich fest.
    Erwin ignorierte den Einwand, nahm einen Notizzettel und einen Kugelschreiber und schrieb den Namen des Medikaments auf. "Ein Versuch ist es wert. Ich werde gleich morgen mit Dr. Werneck reden."
    "Mach das", sagte Gabriela und küsste sanft den Hals ihres Mannes. "Aber für heute ist Schluss. Komm mit ins Bett."
    Die letzten Worte waren mehr gehaucht als gesprochen. Erwin schloss genießerisch die Augen und ließ Gabriela seinen Hals liebkosen. Sofort reagierte sein Körper und eine Regung machte sich in seiner Hose bemerkbar. Ungeduldig setzte er Gabriela auf seinen Schoss. Mit einer Hand drückte er ihren Kopf an sich und suchte mit seiner Zunge ihren Mund, mit der anderen nestelte er an seiner Hose herum. Als er endlich in Gabrielas Schoß eindrang, durchströmte ihn ein Glücksgefühl. Alle Sorgen waren für einen kurzen Moment wie ausgelöscht.
    Am nächsten Morgen fühlte sich Erwin ausgeruht. Der nächtliche Ausflug ins Reich der Erotik und Lust hatte in ihm die Lebensgeister wieder erweckt. Er war gewappnet für einen stressigen Arbeitstag.
    Als er mit seinem Auto aus der Garage fuhr und auf dem Weg in die Arbeit war, versuchte er Dr. Werneck zu erreichen. Dieser sei auf Visite und würde zurückrufen, war die Auskunft. Er hatte kaum aufgelegt, klingelte das Handy.
    "Das ging ja schnell, Herr Doktor! Guten Morgen!"
    "Onkel Erwin? Bist du da? Ich ... hallo?"
    Erwin blickte rasch auf das Display und sah, dass sein Neffe anrief.
    "Oh, Jonathan, entschuldige, ich dachte du wärst ... was ist los? Was ist das für ein Lärm im Hintergrund?" Erwin hörte Stühlerücken und Scherben. Viele Scherben. Und seinen Neffen, der verzweifelt ins Telefon stammelte.
    "Kannst du kommen? Bitte! Ich habe ein großes Problem!"
    Eine Viertelstunde später stand Erwin vor Stellas Haus. Der Vorgarten sah zertrampelt aus, die Rosen im Beet waren umgeknickt und die Haustür stand offen. Lärm klang aus dem Haus. Sein Neffe erwartete ihn an der Tür.
    "Was ist hier los?", polterte Erwin los und starrte ungläubig an Jonathan vorbei ins Haus.
    "Du musst mir helfen! Ich hatte eine kleine Party und ..."
    Erwin war schon an ihm vorbei hineingegangen. Der Anblick, der sich ihm bot, war verheerend. Das Wohnzimmer war mit leeren Flaschen, Zigarettenkippen und kaputten Gläsern übersät. Drei Jungs in Jonathans Alter versuchten, zwei zerbrochene Stühle mit Klebeband zusammen zu kleben. Als sie den wütend drein blickenden Mann in Anzug und Krawatte sahen, traten sie schnell den Rückzug durch die offene Terrassentür an.
    "Tolle Freunde hast du da", stellte Erwin lakonisch fest. Er wandte sich um und sah Jonathan böse an. "Kannst du mir mal erklären, was hier los ist?"
    Geknickt sah Jonathan auf seine Füße. "Nun, ähm, ..."
    "Wird's bald?"

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