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Lavendel und Blütenstaub

Lavendel und Blütenstaub

Titel: Lavendel und Blütenstaub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. Habersatter
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Becker hatte ihr eingeschärft, nie die Nerven zu verlieren. Das würde Anna in ihrer Situation nur beunruhigen.
    Es dauerte zwei Stunden, bis Anna wieder ruhig eingeschlafen war. Der Morgen graute bereits, als auch Stella endlich einschlief, doch die Ruhe währte nicht lange.
    "Stella! Stella!"
    Stella riss die Augen auf, sah sich kurz verwirrt um und sprang auf. Barfuß lief sie zu Anna ins Schlafzimmer. Mit einem Blick erfasste sie die Situation. Anna lag halb im Bett, mit dem Oberkörper hing sie halb über die Bettkante. Würgend erbrach sie sich auf den Boden und holte zwischendurch verzweifelt Luft.
    Stella schnappte sich Annas Morgenmantel, der auf einer Stuhllehne hing, und warf ihn neben dem Bett auf den Boden. Sie kniete sich hinter Anna und hielt sie von hinten umklammert. Beruhigend sprach sie auf sie ein, bis das Würgen nachließ. Atemlos ließ sich Anna zurücksinken.
    "Geht es wieder?"
    Anna nickte. Ihr Gesicht war kalkweiß und kleine Schweißperlen standen auf der Stirn. "Mir ist so schlecht", flüsterte sie, die Augen erschöpft geschlossen.
    "Noch immer?", fragte Stella.
    Anna nickte wieder. Das Sprechen fiel ihr sichtlich schwer.
    "Ich lass dich jetzt los, in Ordnung?" Langsam ließ Stella ihre Mutter ins Kissen gleiten. Sie holte einen Waschlappen und wischte Annas Gesicht und Mund ab.
    Anna öffnete kurz die Augen. "Ich hab so Durst."
    Stella holte Ingwertee und Wasser, dann machte sie sich daran, den Boden sauber zu machen. Zum Glück lag neben dem Bett ein kleiner Teppich, so war das Gröbste rasch beseitigt und in die Waschmaschine geworfen.
    Nachdem Stella das Fenster weit geöffnet, frischen Lavendel vom Garten geholt und neben das Bett in eine Vase gestellt hatte, setzte sie sich zu Anna. "Geht es wieder?"
    Lavendelduft erfüllte den Raum und Anna atmete dankbar tief ein. "Ja, danke." Sie klang immer noch erschöpft. "Heute bist du gar nicht viel zum Schlafen gekommen, hm?"
    "Ach was, Mama, Schlaf wird sowieso überbewertet", winkte Stella ab. "Hauptsache dir geht es wieder besser." Verstohlen wischte sie sich über die Augen. "Ich mach mich schnell frisch, denkst du, ich kann dich alleine lassen?"
    "Geh nur. Ich werde noch ein wenig liegen bleiben", antwortete Anna und schloss wieder die Augen.
    Der Vormittag verlief ruhig. Anna stand mittags auf und fühlte sich wieder recht fit. Sie aß etwas und setzte sich unter den Nussbaum in den Garten. Stella räumte die Küche auf und holte die nasse Wäsche aus der Maschine im Keller. Mit dem großen Wäschekorb in der einen und den Wäscheklammern in der anderen Hand betrat sie die Terrasse.
    Es war ein friedliches Bild, Anna so ruhig und entspannt unter dem Baum sitzen zu sehen. Ein Lächeln huschte über Stellas Gesicht. Sie war froh, dass es ihrer Mutter sichtlich besser ging, und hoffte, dass der Moment lange andauernd würde.

Sie hängte die Wäsche am Ende des Gartens neben der alten Schaukel an zwei langen Wäscheleinen auf. Als sie fertig war, drehte sie sich um und erstarrte. Anna war weg.
    Panisch lief Stella zurück zum Haus. War Anna hineingegangen, weil ihr wieder übel war? Stella gingen tausend Gedanken durch den Kopf, während sie nach Anna rief. Die Küche war leer. Stella rief noch einmal, doch es kam keine Antwort. Schnell lief sie die Treppe hoch, jeden Moment damit rechnend, Anna irgendwo liegen zu sehen.
    Die Schlafzimmertüre war verschlossen und ehe Stella sie öffnete, hörte sie Stimmen. Verwundert blieb sie stehen.
    "... ich denke, es ist so das beste. Für dich und für ... für uns alle."
    Sie öffnete die Tür einen Spalt breit, warf einen Blick in das Schlafzimmer und sah Anna auf dem Bett sitzen. Sie wirkte unversehrt. Stella atmete erleichtert aus. Vor Anna hockte Erwin und sprach auf sie ein.
    Wütend stieß Stella die Tür ganz auf und stürmte in das Schlafzimmer. Erwin sprang auf und wich einen Schritt zurück.
    "Was soll das?", polterte Stella los. "Mir so einen Schrecken einzujagen! Alles in Ordnung, Mama?" Sie sah Anna an.
    Erwin hob beschwichtigend die Hände. "Ich wollte doch nur kurz mit Mutter reden."
    "Stella, Schätzchen, er ..."
    Doch Stella ignorierte den Einwand. "Was fällt dir ein, einfach so hier aufzutauchen?", schrie Stella unbeirrt zu Erwin weiter.
    "Aber ich ..." Erwin hatte keine Chance zu sprechen.
    "Geh!" Stella wies zur Türe. "Geh! Und wehe du hast wieder einmal vor, Mama einfach ohne Vorwarnung von mir wegzuholen!"
    Erwin schwieg und starrte Stella an. Dann warf er einen Blick auf

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