Lavinia & Tobais 01 - Liebe wider Willen
Frau an, die auf einem Stuhl neben dem Herd saß, eine Frau, die sie nur als Peg kannte.
»Sind Sie sicher, dass Mr Huggett heute Nachmittag nicht da sein wird?«, fragte Lavinia.
»Aye.« Peg widmete sich einem Auflauf. »Huggett bekommt jeden Donnerstag seine Behandlung. Der Einzige, der hier ist, ist der junge Gordy. Um den brauchen Sie sich keine Sorgen zu machen. Er ist vorne und verkauft Eintrittskarten, falls er sich nicht in einem der Hinterzimmer mit einem Mädchen vergnügt.«
»Welche Behandlung bekommt Mr Huggett denn?«
Peg rollte mit den Augen. »Er geht zu einem dieser Quacksalber, die animalischen Magnetismus einsetzen, um schmerzende Gelenke und so etwas zu heilen.«
»Mesmerismus.«
»Aye. Huggett hat Rheumatismus.«
»Ich verstehe.« Lavinia hob den Eimer mit grauem Wasser hoch. »Nun, dann will ich los.« Sie hielt inne und wandte sich langsam um. »Wird es so gehen, Peg?«
»Sie bieten einen tollen Anblick, wirklich.« Peg griff nach einem weiteren Stück Auflauf und blickte Lavinia aus zusammengezogenen Augen an. »Wenn ich nicht wüsste, dass Sie eine feine Dame sind, dann würde ich mir Sorgen darüber machen, dass Sie mir die Arbeit wegnehmen.«
»Keine Angst, ich will Ihre Arbeit gar nicht haben.« Lavinia griff nach dem schmutzigen Mopp. »Wie ich Ihnen schon sagte, meine einzige Absicht ist es, die Wette zu gewinnen, die ich mit meinem Freund gemacht habe.«
Peg warf ihr einen wissenden Blick zu. »Da ist wohl eine Menge Geld im Spiel, wie?«
»Genug, damit es sich lohnt, Sie zu bezahlen.« Sie ging die Treppe hinauf, die von Pegs winzigem Zimmer zur Straße führte. »Ich werde Ihnen Ihre Sachen in einer Stunde zurückbringen.«
»Lassen Sie sich ruhig Zeit.« Peg setzte sich in ihrem Sessel zurecht und streckte die geschwollenen Füße aus. »Sie sind nicht die Erste, die meinen Eimer und meinen Mopp für eine oder zwei Stunden ausborgen will, doch Sie sind die Erste, die behauptet, meine Sachen haben zu wollen, um eine Wette zu gewinnen.«
Lavinia blieb auf der obersten Stufe stehen und wandte sich schnell um. »Jemand anderes hat Sie auch darum gebeten, Ihren Platz einnehmen zu dürfen?«
»Aye.« Peg lachte lässig. »Ich habe eine Abmachung mit ein paar ehrgeizigen Mädchen. Ich werde Ihnen ein kleines Geheimnis verraten. Die alte Peg verdient mehr Geld damit, diesen Eimer und diesen Mopp zu verleihen und diese Schlüssel, als sie je Lohn von dem geizigen Huggett bekommen hat. Wie glauben Sie wohl, könnte ich sonst mein kleines Zimmer bezahlen?«
»Das verstehe ich nicht. Warum sollte jemand Sie dafür bezahlen, an Ihrer Stelle den Boden wischen zu dürfen?«
Peg zwinkerte ihr breit zu. »Einige der Gentlemen werden richtig heiß, wenn sie die Ausstellung in diesem ganz besonderen Raum oben sehen. Die Ausstellungsstücke bringen sie in Stimmung für ein wenig Sport, und wenn ein williges Mädchen in der Nähe ist, nun ja, dann geben sie ihr gern ein paar Münzen, um sich von ihr bedienen zu lassen, wenn Sie wissen, was ich meine.«
»Ich glaube, ich verstehe.« Lavinia unterdrückte einen Schauer. »Sie brauchen nicht deutlicher zu werden. Ich bin nicht daran interessiert, Ihren Eimer und Ihren Mopp auszuleihen, um so etwas zu tun. Das ist nicht mein Geschäft.«
»Nein, natürlich nicht.« Peg schluckte und wischte sich mit dem Rücken ihrer schmutzigen Hand den Mund ab. »Sie sind eine Dame, nicht wahr? Sie wollen meinen Eimer nur haben wegen eines Spaßes und einer Wette, nicht weil Ihre nächste Mahlzeit davon abhängt.«
Lavinia fiel nichts ein, was sie darauf sagen konnte. Ohne ein weiteres Wort ging sie die Treppe hinauf und trat auf die schmuddelige Straße.
Es dauerte nicht lange, bis sie die kurze Entfernung zu Huggetts Museum zurückgelegt hatte, das am Rand von Covent Garden lag. Sie fand die Gasse hinter dem Museum. Die Hintertür war offen, genau wie Peg es versprochen hatte.
Sie umklammerte den Mopp und den Eimer mit dem schmutzigen Wasser, dann holte sie tief Luft und betrat das Haus. Sie fand sich in einem dunklen Flur wieder. Die Tür auf der linken Seite, die Tür, von der Peg gesagt hatte, Huggett benutze den Raum dahinter als sein Büro, war verschlossen.
Sie stieß den Atem aus, den sie unwillkürlich angehalten hatte. Es schien wirklich so, als sei der Eigentümer des Museums am Nachmittag nicht da.
Das schwach erhellte Erdgeschoss war beinahe leer, genau wie an dem Tag, als sie und Tobias sich die Ausstellungsstücke angesehen hatten.
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