Lavinia & Tobais 01 - Liebe wider Willen
Dummköpfen gehabt.«
»Ich sehe mich nicht als Dummkopf, Mr Sinclair.«
Entsetzen trat in Anthonys Augen. »Ich hatte nie die Absicht, so etwas anzudeuten, Mrs. Lake.«
»Danke.«
»Was ich zu sagen versuche ist, dass in der Natur seiner Verbindung zu Ihnen etwas liegt, das eine ungewöhnlich provozierende Wirkung auf ihn ausübt.«
»Wenn Sie gekommen sind, um mich zu bitten, ihn nicht noch weiter zu ärgern, dann fürchte ich, haben Sie Ihre Zeit verschwendet. Ich versichere Ihnen, ich bin nicht absichtlich darauf aus, ihn zu ärgern. Aber wie Sie ja gerade bereits bemerkt haben, es scheint etwas in der Art unserer Verbindung zu liegen, das ihn stört.«
»In der Tat.« Anthony lief vor ihrem Schreibtisch auf und ab. »Es ist nur so, dass ich nicht gern möchte, dass Sie ihn zu hart beurteilen, Mrs. Lake.«
Jetzt war sie erstaunt.
»Wie bitte?«, fragte sie.
»Ich verspreche Ihnen, dass Tobias unter seinem ein wenig rauen Äußeren ein feiner Mann ist.« Anthony blieb vor dem Fenster stehen. »Niemand kennt ihn besser als ich.«
»Mir ist klar, dass Sie ihn sehr gern mögen.«
Anthony verzog den Mund. »Ich mochte ihn nicht immer so sehr. In der Tat habe ich damals, als meine Schwester ihn geheiratet hat, Tobias sogar eine Weile lang gehasst.«
Lavinia erstarrte. »Aber warum das denn?«
»Weil ich wusste, dass Anne gezwungen war, ihn zu heiraten.«
»In der Tat.« Sie wollte nicht hören, dass Tobias seine Frau geheiratet hatte, weil er sie geschwängert hatte.
»Sie hat ihn um meinetwillen geheiratet und auch um ihretwillen, müssen Sie wissen. Ich habe die Tatsache gehasst, dass sie sich gezwungen fühlte, sich zu opfern. Und eine Zeit lang habe ich in Tobias den Bösewicht gesehen.«
»Ich fürchte, das verstehe ich nicht«, meinte Lavinia.
»Nachdem unsere Eltern gestorben waren, wurden meine Schwester und ich zu einem Onkel und einer Tante gebracht, bei denen wir leben sollten. Tante Elizabeth war gar nicht begeistert darüber, uns bei sich zu haben. Und was Onkel Dalton betrifft, er war ein ekelhafter Kerl, einer, der sich an Zimmermädchen und Gouvernanten heranmachte und an andere hilflose Frauen, die das Pech hatten, ihn kennen zu lernen.«
»Ich verstehe.«
»Der Bastard hat versucht, Anne zu verführen. Sie hat sich gegen seine Annäherungsversuche gewehrt, doch er war sehr aufdringlich. Sie hat es vermieden, ihm zu begegnen, indem sie sich in der Nacht in meinem Schlafzimmer versteckt hat. Wir haben vier Monate lang jeden Abend die Schlafzimmertür verbarrikadiert. Ich glaube, Tante Elizabeth hat gewusst, was geschah, denn sie war entschlossen Anne zu verheiraten. Eines Tages kam Tobias, um meinen Onkel geschäftlich aufzusuchen.«
»Mr March war mit Ihrem Onkel bekannt?«
»Zu dieser Zeit hat Tobias sich seinen Lebensunterhalt als Geschäftsmann verdient. Er hatte eine ganze Anzahl Kunden. Onkel Dalton war kurz davor auch sein Kunde geworden. Tante Elizabeth nutzte Tobias' Besuch als Vorwand, einige der Nachbarn zum Abendessen und einer Partie Karten danach einzuladen. Sie bestand darauf, dass sie die Nacht in ihrem Haus verbrachten, anstatt so spät noch nach Hause zu fahren. Anne glaubte, dass sie mit so vielen Leuten im Haus sicher sein würde, deshalb hat sie die Nacht in ihrem eigenen Zimmer verbracht.«
»Und was ist passiert?«
»Der langen Geschichte kurzer Schluss ist, dass Tante Elizabeth es so eingerichtet hat, dass meine Schwester in einer, wie sie behauptete, kompromittierenden Situation mit Tobias gefunden wurde.«
»Gütiger Himmel. Wie hat sie das denn geschafft?«
Anthony starrte hinaus in den Garten. »Tante Elizabeth hat Tobias das Zimmer neben dem von Anne gegeben. Die beiden Zimmer hatten eine Verbindungstür. Sie war natürlich verschlossen. Doch ganz früh am nächsten Morgen ist meine Tante in Annes Zimmer gegangen und hat die Tür aufgeschlossen. Dann hat sie eine große Szene gemacht, in der sie dem ganzen Haushalt und ihren Gästen erzählte, dass Tobias offensichtlich mitten in der Nacht in Annes Schlafzimmer geschlichen sei und sich über sie hergemacht hätte.«
Lavinia war schrecklich wütend. »Aber das ist doch äußerst lächerlich.«
Anthony lächelte bitter. »Ja, natürlich war es das. Aber jeder wusste, dass Anne in den Augen unserer Nachbarn ruiniert war. Tante Elizabeth hat darauf bestanden, dass Tobias anbot, sie zu heiraten. Ich habe damit gerechnet, dass Tobias sich weigerte. Ich war noch ein kleiner Junge, doch schon damals war
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