Lavinia & Tobais 03 - Skandal um Mitternacht
Joan. »Sie könnte den Mörder engagiert haben, um Lady Rowland loszuwerden, die angeblich an einer Uberdosis ihres Schlafmittels starb. Sie werden sich erinnern, dass Lady Rowlands Tod der Verlobung ihrer Enkelin mit Lady Ferrings Enkel ein Ende bereitete.«
Lavinia nickte. »Lady Rowland soll besessen von der Idee gewesen sein, dass ihre älteste Enkeltochter in die Familie Ferring einheiratet, weil sie einmal in großer Leidenschaft zu dem Großvater des jungen Mannes entbrannte.«
»Ja. Nun sieht es aus, als hätte Lord Ferrings Gemahlin Lady Ferring von der Affäre gewusst und sei wahnsinnig eifersüchtig auf Lady Rowland gewesen, die in jungen Jahren als exquisite Schönheit galt. Die zwei Damen sollen in hässlichen, und für die Gesellschaft sehr schockierenden, Szenen aneinander geraten sein. Diese Streitigkeiten ereigneten sich vor über dreißig Jahren, doch munkelte man, dass die Feindschaft der zwei Frauen nie nachließ.«
»Dann erfährt die verwitwete Lady Ferring eines Tages, dass ihre alte Widersacherin Lady Rowland plane, die zwei Familien zu einen, indem sie ihre Enkelin mit dem jungen Ferring verheiratet«, flüsterte Lavinia. »Man kann sich denken, dass sie vor Wut tobte.«
»Das verstehe ich nicht«, mischte Tobias sich ein. »Warum sollten die Hochzeitspläne nach Lady Rowlands Tod ins Wasser gefallen sein?«
»Weil sie als Einzige der Familie entschlossen war, die Kleine mit Ferring zu verheiraten«, sagte Joan. »Sobald er das Vermögen seiner Mutter in die Hände bekam, verplante der Papa des jungen Mädchens das Geld auf andere Weise. Er hat nämlich nicht nur eine, sondern sieben Töchter zu verheiraten und beabsichtigt, das Erbe zu gleichen Teilen unter den Mädchen aufzuteilen. Seine Älteste bekommt daher nicht so viel, wie Lady Rowland ihr zudachte, und gilt somit nicht mehr als begehrenswerte Partie. Der junge Ferring wird sich anderswo nach einer Braut umsehen.«
»Wer gab Ihrer Meinung nach den dritten Mord in Auftrag?«, fragte Tobias, dessen Neugierde nun endgültig gefesselt war.
»Der dritte Tod war jener Mr Newbolds«, sagte Joan. »In gewisser Weise ist er am einfachsten zu erklären. Newbold war steinreich, aber ein grässlicher Mensch. Als er um die junge Miss Wilson anhielt, war die Familie gewillt, seinen schlimmen Ruf zugunsten seiner Finanzen zu übersehen. Alle, bis auf Mrs Stockard, die Großmutter mütterlicherseits der jungen Dame. Sie war in ihrer Jugend selbst mit einem alten Wüstling verheiratet worden und wollte verhindern, dass ihre Enkelin das gleiche Schicksal erleidet.«
»Ausgezeichnete Arbeit, Joan.« Lavinia war begeistert. »Da haben Sie es, Sir. Zwingende Motive und die finanziellen Mittel, um das Ziel zu erreichen.«
Tobias wechselte einen Blick mit Vale.
»Die Folgerung entbehrt nicht einer gewissen Logik«, gab Vale zu.
Joan räusperte sich. »Es gibt noch eine sehr signifikante Verbindung. Diese drei Frauen sind langjährige Freundinnen. Ich weiß mit Sicherheit, dass zwei, nämlich Lady Huxford und Lady Ferring, so gut wie unzertrennlich sind.«
»Das ist aber interessant«, sagte Tobias. »Eine enge persönliche Beziehung erklärt, wie es kam, dass sie an denselben hilfsbereiten Mörder gerieten. Nachdem eine auf ihn gestoßen war, teilte sie ihre Entdeckung mit ihren Freundinnen.«
Lavinia tippte mit den Fingern auf die Sofalehne und überlegte, wie sie fortfahren sollte. »Ich würde zu gern einmal Gelegenheit haben, eine dieser Damen ein wenig auszufragen.«
Niemand sagte ein Wort. Sie merkte, dass alle sie gespannt ansahen.
»Mit großem Fingerspitzengefühl natürlich«, setzte sie glatt hinzu.
»Natürlich«, brummte Tobias in sein Glas. »Du bist in dieser Kunst ja so bewandert.«
»Aber, Tobias...«
»Wenn ich mich recht erinnere, hast du es mit deinem Fingerspitzengefühl beim letzten Mal geschafft, dass man uns auf Beaumont Castle die Tür wies. Vor dem Frühstück.«
»Also wirklich! Willst du mir den kleinen Zwischenfall bei jeder Gelegenheit vorhalten?«
»Ja«, erwiderte Tobias.
Joan lächelte. »Ich hatte das Gefühl, dass Sie vielleicht die Damen befragen wollen, Lavinia. Da Mrs Stockard nicht in London lebt, kann ich in diesem Fall nichts machen. Aber ich könnte eine Begegnung mit Lady Huxford und Lady Ferring arrangieren.«
»Das wäre äußerst hilfreich«, sagte Lavinia eifrig. »Wie fangen wir die Sache an?«
»Eine Freundin, von der ich den alten Klatsch habe, sagte, dass beide Damen die
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