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Lawinenexpreß

Lawinenexpreß

Titel: Lawinenexpreß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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Warnung«, erwiderte Elsa etwas liebenswürdiger hinter ihrem Taschentuch. Ihre Augen waren noch immer auf die Menge gerichtet, die hinter der Sperre zusammengedrängt stand.
    Jorge Santos, der sich aus dem Fenster seines Erster-Klasse-Abteils lehnte, rauchte noch immer seine Pfeife. Nur jemand, der ihn sehr gut kannte, hätte etwas leicht Auffallendes an ihm bemerkt, als er am offenen Fenster dastand und die letzten Reisenden aussteigen und durch die Sperre gehen sah. Normalerweise hielt er seine Pfeife beim Rauchen fest in den rechten Mundwinkel geklemmt; jetzt ragte die Pfeife aus dem linken Mundwinkel. Wenige Schritte von ihm entfernt öffnete Wargrave eine Tür und sprang auf den Bahnsteig hinunter. Wargrave nahm eine Position ein, von der aus er Elsa Lang Feuerschutz geben konnte. In der Manteltasche hielt er die Smith & Wesson umklammert.
    Auf beiden Seiten der Sperre meinten die Abwehr- und Sicherheitsbeamten, auf eine unmittelbar bevorstehende Gefahr zu warten, als die Reisenden langsam durch die Sperre zu gehen begannen, während ihre Reisepässe und Fahrkarten kontrolliert wurden. Jetzt gingen auch schon die ersten Gepäckträger durch die Sperre; sie blieben stehen und warteten, während der Schäferhund das Gepäck beschnupperte. In diesem Augenblick fuhr ein großer Möbelwagen mit der Aufschrift Möbelhaus Salzburg am Ostufer der Limmat entlang. Der Fahrer sah auf seine Uhr und bog mit dem schweren Fahrzeug auf die Brücke ein, die direkt zum Hauptbahnhof führt.
    »Bis jetzt Fehlanzeige«, murmelte Trabert. Major Dobler, sein Stellvertreter, erhielt gerade eine Meldung durchs Walkie-talkie. »Mein Gott!« murrte er. »Sind Sie sicher? Lassen Sie es in Bern nachprüfen. Höchste Dringlichkeitsstufe…«
    »Was ist passiert?« fragte Traber ruhig, als Springer näher kam. »Draußen ist soeben ein Mercedes mit sowjetischem Diplomatenkennzeichen vorgefahren. Ein Fahrgast – da kommt er…«
    Ein hochgewachsener, schwer gebauter Mann mit geradem Rücken und entschieden militärischer Haltung betrat jetzt das Bahnhofsgebäude. Er trug einen Pelzmantel und Hut. Hinter ihm nahm einer von Trabers Männern seinen Hut ab, ein Signal für seinen Chef. Der Neuankömmling reihte sich in die Schlange ein.
    »Was zum Teufel geht hier vor?« zischte Springer.
    »Mir gefällt das gar nicht«, erwiderte Traber energisch. »Halten Sie die Augen offen…«
    Als der Fahrgast aus der sowjetischen Diplomatenlimousine die Sicherheitsbeamten erreichte, kam die Schlange der Wartenden ins Stocken, und es schien einige Verwirrung zu geben. Ein anderer Abwehrbeamter entfernte sich behutsam von der Sperre und eilte zu Traber hinüber. »Was sollen wir tun? Er hat einen Diplomatenpaß bei sich. Militärattache an der sowjetischen Botschaft in Bern. Ein Hauptmann Boris Wolkow…«
    »Wer?« explodierte Springer. »Boris Wolkow ist ein bestens ausgebildeter Killer! Zum Teufel mit seinem Diplomatenpaß. Halten Sie ihn an der Sperre auf…« Er verstummte, als draußen vor dem Bahnhofsgebäude ein fürchterliches Krachen zu hören war. Dort war der große Möbelwagen aus Salzburg auf den Bürgersteig gefahren. In der Fahrerkabine hatte der Fahrer das mit der Ladeklappe verbundene Seil gelöst, so daß ein Sturzregen von Möbeln sich auf die Reisenden ergoß, die nach einem Taxi anstanden. Die dann folgende Szene war schrecklich. Männer und Frauen, die unter Möbelstücken begraben lagen, begannen zu schreien. Unter einem Kleiderschrank ragte eine Frauenhand hervor, die sich zunächst noch schwach bewegte und dann reglos hing. Im Bahnhofsgebäude wandten alle die Augen in die Richtung, aus der der Lärm gekommen war, alle bis auf die Männer Oberst Springers, die die Sperre auch weiterhin im Auge behielten, an der Klaus Jaeger in der Gestalt eines sowjetischen Hauptmanns aufs heftigste protestierte.
    Durch die zweite Sperre betrat ein kleiner, gutgebauter Gepäckträger, dessen Karren soeben von dem Schäferhund beschnuppert worden war, den Bahnsteig. Der Mann hatte seine Mütze in die Stirn geschoben und schob seinen Gepäckkarren weiter auf den Bahnsteig. Als er an Jorge Santos vorüberkam, dem er nur einen kurzen Seitenblick zuwarf, ging er weiter den Bahnsteig hinunter. Auf dem Karren lag ein einziger blauer Koffer. Santos lehnte sich noch immer aus dem Fenster.
    »Können Sie denn einen Diplomatenpaß nicht erkennen, wenn Sie einen vor sich haben?« rief Jaeger auf deutsch. »Meine Botschaft wird von diesem Vorfall erfahren, das

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