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Lawinenexpreß

Lawinenexpreß

Titel: Lawinenexpreß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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setzten ihren Weg durch den Zug fort. Santos, der ruhig seine Pfeife paffte, sah aus dem Fenster. Dort draußen wurden drei Männer in Handschellen aus dem Bahnhof geführt. Auf der kurzen Fahrt von Chiasso waren Jorge Santos mehrere Dinge aufgefallen. Ein ziemlich langweilig aussehendes Mädchen mit dunklem Haar und Brille war an seinem Abteil vorübergegangen und hatte hineingesehen. Er hatte den Eindruck, daß sie jemanden suchte. Und dann war ein schon recht betagter Mann mit ungepflegtem grauem Haar und einem Stock vorbeigekommen, der ebenfalls hineingeblickt hatte.
    Schon bald nachdem die Schweizer Beamten gegangen waren, stand Santos auf, öffnete die Tür, sah, daß der Gang leer war, und schlüpfte rasch in das nächste leere Erster-Klasse-Abteil. Seine Bewegungen waren alles andere als langsam und beiläufig, als er unter einen Sitz langte, die mit Klebeband befestigte 9-Millimeter-Luger hervorzog und sie in die Tasche gleiten ließ. Er kehrte in sein eigenes Abteil zurück und nahm wieder seinen Fensterplatz ein, streckte die Beine aus und sog genüßlich an seiner Pfeife.
     
     
    In der kleinen militärischen Anlage in der Nähe der Straße, die von Lugano über die Hochebene nach Bellinzona führt, ging der uniformierte Schweizer Wachsoldat stampfend auf und ab, damit ihm die Füße nicht einfroren. Mein Gott, was für eine Nacht zum Wacheschieben! Hinter ihm befand sich ein geschlossenes Tor zwischen hohen Stacheldrahtzäunen, die einige dicht zusammengedrängte Betonbauten schützten. Dann erstarrte der Soldat und nahm das Gewehr von der Schulter.
    Ein großer Mercedes, der auf der verschneiten einsamen Landstraße näher kam, bog plötzlich ab und fuhr jetzt auf das Tor zu. Von den Scheinwerfern geblendet, sprang der Soldat zur Seite. Der Wagen fuhr direkt neben ihn und hielt dann an. Der Fahrer, ein hochgewachsener, gelenkiger Mann mit einem schweren Wintermantel, stieg aus. Er hielt die rechte Hand in der Manteltasche, als er auf italienisch schnell zu sprechen begann. Der Soldat unterbrach ihn.
    »Dies ist militärisches Gebiet. Sie dürfen hier nicht…«
    »Um Gottes willen, es geht um meine Tochter. Und Sie haben ein Telefon.« Der Mann zeigte auf die Leitung über ihnen, unter der der Wagen angehalten hatte. »Schauen Sie auf den Rücksitz. Sie ist sehr krank – wir brauchen einen Arzt, ein Krankenhaus, und zwar schnell…«
    Der Soldat warf dem Mann auf dem Beifahrersitz einen Blick zu und blickte dann auf den Rücksitz; dort saß ein Mann, der die Scheibe heruntergekurbelt hatte, Der Schweizer Soldat hatte selbst eine Tochter, aber was er neben dem hinten sitzenden Mann entdeckte, war kein Kind, sondern eine dunkelhaarige junge Dame Ende Zwanzig, ein Mädchen, das sich vor Schmerz krümmte, sich an den Bauch faßte und schrecklich stöhnte. Der Soldat blickte noch immer in den Wagen, als der hochgewachsene Fahrer ihm ein Messer tief in den Rücken stieß. Der Soldat brach tot zusammen.
    Der nächste Schritt des Unternehmens lief mit einer Präzision ab; die ein Schweizer Militärbefehlshaber sicher bewundert hätte. Das urplötzlich quicklebendige Mädchen sprang mit einem Drahtschneider aus dem Wagen und machte sich daran, in den Zaun ein Loch zu schneiden. Der hochgewachsene Fahrer kletterte aufs Wagendach, ließ sich von einem anderen der Männer den Drahtschneider mit langen Handgriffen reichen und durchschnitt die Telefonleitung. Der Mann, der neben dem Mädchen auf dem Rücksitz gesessen hatte, beugte sich über den Leichnam des Soldaten und nahm ihm den Wintermantel und die Mütze ab.
    Drei Minuten später wurde wütend an die Tür des Wachhäuschens hinter dem Einfahrtstor gehämmert. Der dienstfreie Schweizer Soldat, der drinnen schlief und die Beine auf einen Stuhl gelegt hatte, wachte erschreckt auf. Trotz seiner Schlaftrunkenheit hatte er noch Geistesgegenwart genug, sein Gewehr aufzunehmen, bevor er die Tür öffnete. Draußen stand ein uniformierter Soldat, den er für Giulio hielt, gebeugt da und hielt ein zusammengesunkenes Mädchen im Arm. »Was zum Teufel…« Er sprach noch, als das Mädchen ihn mit einer Mauser-Pistole erschoß. Sie ließ sich aus den Armen des vermeintlichen Soldaten zu Boden gleiten, rannte in das Wachhäuschen, durchquerte ein leeres Zimmer und blieb in der Tür zu einem weiteren Zimmer stehen, in dem ein dritter Schweizer Soldat gerade zum Telefonhörer griff. Sie schoß zweimal auf ihn.
    »War das notwendig, Luisa?« fragte der Mann in

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