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Lawinenexpreß

Lawinenexpreß

Titel: Lawinenexpreß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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den Namen Heinz Golchack.
     
     
    Peter noch am Leben. Noch immer im Atlantik-Expreß. Absolut sicher.
    In Zimmer 207 des Hotels Schweizerhof in Zürich – weniger als zwei Kilometer von General Trabers Hauptquartier entfernt – las Heinz Golchack den Funkspruch, der ihm soeben aus Bellinzona übermittelt worden war. Er sah auf seine Armbanduhr. 19 Uhr 45. Er nahm seine randlose Brille ab und fing an, sie zu putzen, obwohl sie völlig sauber war. Bühler, sein schwergewichtiger Stellvertreter, der seinen Chef so sehr gut kannte, bemerkte die Geste. Golchack begann, den Druck zu fühlen, dem er ausgesetzt war.
    »Das ist eine Enttäuschung«, fühlte Bühler vor.
    Golchack sah in kurz mit seinen blassen Augen an, und der Ostdeutsche wünschte, er hätte den Mund gehalten. Golchack setzte die Brille wieder auf und studierte die auf dem Bett ausgebreitete Schweizkarte. Auf einem in der Nähe stehenden Tisch lief sein Transistorradio. Es war auf Zimmerlautstärke gestellt; sie mußten unbedingt die Nachrichten hören, um sicher zu sein, daß der Züricher Flughafen auch weiterhin geschlossen blieb. Golchack zog seinen Kugelschreiber heraus und kreiste ein Gebiet auf der Karte ein, die er auch diesmal nicht berührte.
    »Bellinzona war nichts weiter als Phase eins«, sagte er ruhig. »Jetzt werden wir Phase zwei einleiten…«
    Ohne sich zu rühren, starrte Bühler das Gebiet an, das Golchack bezeichnet hatte. Er war immerhin Chef der in Westeuropa operierenden Sabotagegruppen des GRU. Diesmal ließ er sich durch Golchacks Blick nicht einschüchtern. »Das bedeutet, daß wir einen unserer großen Sabotagepläne für eine eventuelle spätere Invasion der Schweiz aufdecken müssen.«
    »Tatsächlich?« fragte Golchack sanft.
    »Ich dachte nur, ich sollte es erwähnen…«
    »Sie haben es also erwähnt – damit es später in Moskau auch ja in den Akten steht, da habe ich keinen Zweifel«, fuhr Golchack in dem gleichen sanften Tonfall fort. »Und ich werde mir überlegen, ob ich es in meinem eigenen Bericht erwähnen soll – daß Sie in einem entscheidenden Augenblick gezögert haben…«
    »Sie verstehen mich falsch«, beeilte sich Bühler zu sagen.
    »Auch das werde ich später überdenken – ob ich Sie falsch verstanden habe, Rudi.« Golchack ließ seinen Untergebenen in Ungewißheit, um ihn zu disziplinieren, und ging zum Fenster hinüber, um auf die Straße zu starren.
    Es herrschte dichtes Schneetreiben; er sah einen dicken weißen Vorhang aus Schnee, der den Ausblick trübte. Der Züricher Flughafen würde mit Sicherheit gesperrt bleiben. Plötzlich drehte er sich rasch um und erteilte einen knappen Befehl.
    »Schicken Sie den Funkspruch nach Andermatt. Phase zwei. Sofort!«
    General Traber saß in seinem Büro und qualmte an seinem Zigarillo. Er war nicht zufrieden mit dem Stand der Dinge. Seit der Zeit vor der russischen Revolution von 1917 war die Schweiz wegen ihrer Neutralität ein Refugium für kommunistische Agenten gewesen – seit den Tagen, in denen Lenin mit seinen Getreuen in Zürich darauf gewartet hatte, daß in irgendeinem westlichen Land die Revolution ausbrach – Rußland hatte auf seiner Prioritätenliste weit unten gestanden. Den Russen war die Schweiz folglich sehr vertraut, und das war eine Tatsache, die die Schweizer Abwehr nie außer Betracht ließ. Traber griff zum Telefon und bat, über das Scrambler-Telefon mit Oberst Springer im Atlantik-Expreß verbunden zu werden.
    In militärischen Kreisen der Schweiz war es ein offenes Geheimnis, daß der brillante Springer zum Nachfolger Trabers herangezüchtet wurde, dessen Pensionierung bald erfolgen würde, und daß er Trabers volles Vertrauen genoß. Als das Gespräch da war, erklärte er dem Oberst die Situation.
    »Ich schlage vor, daß wir in Zürich wieder vom Nullpunkt aus anfangen«, sagte Springer lebhaft. »Schicken Sie Leute mit der Passagierliste des Fluges 433 in alle Hotels – und lassen Sie die Anmeldeformulare überprüfen…«
    »Eine höllische Arbeit«, bemerkte Traber. »Wir haben so wenig Zeit.«
    »Beginnen Sie sofort damit«, drängte Springer. »Stellen Sie jeden verfügbaren Mann dazu ab. Wenn es auch nur die Chance eins zu tausend gibt, Scharpinsky aufzuspüren, so dürfen wir sie dennoch nicht versäumen.«
    »Ich werde sofort loslegen«, versprach Traber.
    »Noch eins – setzen Sie auch jeden verfügbaren Funkpeilwagen ein. Scharpinsky muß mit seinen Leuten Funkkontakt halten, um diese Operation persönlich zu

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